Reggiori-Dogwiler Emilio (1887–1978)

Aus Chamapedia

Portrait von Reggiori Emil (1887–1978)
Portrait von Emilio Reggiori (1887–1978), 1952

Vorname: Emilio
Nachname: Reggiori
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 22. Juli 1887
Todes­datum: 18. November 1978
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Baumeister, Unternehmer

Der norditalienische Bauarbeiter Emilio Reggiori kam in jungen Jahren nach Cham. Er lernte viel und machte sich 1912 als Baumeister selbstständig. Damit legte er den Grundstein für das erfolgreiche Chamer Baugeschäft Reggiori und heiratete die Chamerin Therese Dogwiler. Unzählige private und öffentliche Bauten tragen noch heute die Handschrift Reggioris.



Therese Reggiori-Dogwiler (1891–1984) in den 1940er-Jahren ...
… und um 1952
Emilio Reggiori, undatiert (1940er-Jahre)
Emilio Reggiori auf einer Baustelle (Wasserreservoir Sins), 1925
Emilio Reggiori, 1941
Emilio Reggiori mit Rehen in seinem Tiergehege an der Schmiedstrasse
Auf der Jagd mit dem Chamer Metzgermeister Josef Laubacher-Rüttimann (1889–1977), 1928


Stationen

1887 Emilio Reggiori wird am 22. Juli in Italien geboren.

1901 Im Alter von 14 Jahren verlässt Emilio Italien, zusammen mit seinen Brüdern Giovanni und Carlo. Sie versuchen ihr Glück als Bauarbeiter im Elsass. [1]

1909 Emilio Reggiori kommt als Bauarbeiter nach Cham; er findet Arbeit bei der damals sehr aktiven Bauunternehmung von Hans Miesch (1880–1941). Reggiori steigt rasch zum Polier auf. Und er lernt Therese Dogwiler (1891–1984) kennen, die Tochter von Fuhrhalter Franz Josef Dogwiler (1864–1925) an der Schmiedgasse. Die Beiden werden ein Paar und heiraten. [2]

Das Haus Schluechtstrasse 6, das Reggiori 1912 als erstes Bauwerk als eigenständiger Bauunternehmer errichtet hat, undatiert (vor 1950)

1912 Reggioris Arbeitgeber Miesch scheint sich übernehmen. Bevor Miesch in Konkurs fällt, findet Reggiori rechtzeitig den Absprung. Er gründet als 25-jähriger am 1. März seine eigene Baufirma in Cham. Er kauft am 9. Mai für 2400 Franken ca. 480 m² Land in der Löbern von Landwirt Michael Grob und erstellt darauf das Dreifamilienhaus Schluechtstrasse 6 und ein Magazin (Ass.-Nr. 327a und b), seine ersten Gebäude als selbstständiger Unternehmer. [3] Die Familie Reggiori wohnt in diesem Haus.

Als tüchtiger Baufachmann findet Reggiori im stark wachsenden Ennetseegebiet für sich und seine fünf Arbeiter ausreichend Arbeit. Vor allem in den ersten Jahren erstellt Reggiori viele landwirtschaftliche Bauten. [4]

1914 Der Erste Weltkrieg bricht aus, die Bautätigkeit kommt praktisch zum Erliegen. Reggioris junges Baugeschäft wird einer harten Probe unterzogen. Zusammen mit seiner Frau Therese hält er durch. [5] In diesem Jahr kommt der erste Sohn Emil (1914–1952) zur Welt.

1915 Reggiori verkauft das Haus Schluechtstrasse 6 an Paul Baumgartner (1871–1923), der zusammen mit seiner Frau Agathe Hüsler (1871–1945) das Hotel-Restaurant «Bären» besitzt und führt. [6]

Das Haus Schluechtstrasse 8, das Reggiori 1915 gebaut hat. Am Haus ist links neben dem Eingang das Firmenschild der Firma Reggiori zu erkennen, undatiert (vor 1919)

Reggiori baut nebenan das Wohnhaus «Rosenegg» an der Schluechtstrasse 8 (Ass.-Nr. 334a) und zieht in dieses Haus um. [7]

1919 Die Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company erwirbt das Haus an der Schluechtstrasse 8 von Reggiori. [8]

Das Haus Schmiedstrasse 4, ab 1919 Wohnhaus und Firmensitz von Emilio Reggiori, 08.05.2021

Baumeister Reggiori arbeitet unter anderem auch für den im Schloss St. Andreas wohnhaften Fred Page (1877–1930), den Sohn von George Ham Page (1836–1899), dem Gründer der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Dank diesen Beziehungen gelingt es Reggiori, 1919 das herrschaftliche, ehemalige Zollhaus an der Schmiedstrasse 4 der Nestlé abzukaufen. [9]

1920 Reggiori baut das Zollhaus für seine eigenen Zwecke um. Er kauft einen ersten Lastwagen mit Kippvorrichtung, es ist ein Fahrzeug der Marke Skatt mit Vollgummibereifung. [10]

Der Eingang zum Haus Schmiedstrasse 4, links und rechts der Türe sind das Monogramm «E. R.» (Emilio Reggiori) und die Jahrzahl 1931 zu erkennen, 08.05.2021

1923 Ab diesem Jahr bewohnt Reggiori selber das Zollhaus; das Monogramm «E. R.» an der Türe zeugt noch heute davon.

1928 Therese Reggiori-Dogwiler bringt Stammhalter Angelo am 7. Dezember zur Welt.

1933 Ein wichtiges Jahr für Emilio Reggiori in mehrfacher Hinsicht: Zum einen erlangt er das Chamer Bürgerrecht. Zum anderen gründet er einen Filialbetrieb in Einsiedeln SZ, der bis 1951 viel für die Armee, aber auch für die Südostbahn (SOB) und für Private Arbeiten ausführt. [11] Schliesslich wird Reggiori im gleichen Jahr Vorstandsmitglied beim Kantonalen Patentjägerverein. [12]

1934 Reggiori kauft das Land neben der Lorzenhof-Scheune und erstellt das hintere Magazin. [13]

1939 Reggiori beschäftigt bereits 100 Personen. Doch der Zweite Weltkrieg bringt die Rationierung von Zement und Armierungseisen. Die Auftragslage verschlechtert sich, so dass die Belegschaft halbiert wird. [14]

1952 Der älteste Sohn Emil verunglückt am 30. August am Ägerisee auf einem geliehenen Motorrad.

1953 Mit Angelo, ebenfalls Baumeister wie sein Vater, tritt die zweite Generation in die Firma ein. Reggiori junior hat fachliche Ausbildungen in Bauunternehmungen und Architekturbüros in Zürich durchlaufen und die Meisterprüfung mit Bravour bestanden.

1960 Die Belegschaft von Reggiori ist wieder auf 100 Personen angewachsen. Die Firma wird zu einer Kollektivgesellschaft umfirmiert. [15]

1975 Die Rezession zwingt auch die Baufirma Reggiori zu einer Reduktion des Personals. [16]

1978 Firmengründer Emilio Reggiori stirbt am 18. November im Alter von 91 Jahren.

Jäger und Tierfreund

Emilio Reggiori ist ein passionierter Jäger. Er bringt von der Jagd verletzte Rehkitze heim, so dass er an dieser Stelle einen kleinen Zoo anlegt, mit Hasen und niedlichen Rehkitzen. Viele Chamerinnen und Chamer sind von den Tieren in der Ortsmitte fasziniert und spazieren gerne dorthin. Zuständig für die Tiere ist Reggioris die bereits erwachsene Tochter Maria, genannt «Marily». Das Reh Susi, im Gehege von «Marily» grossgezogen, entweicht 1937 trotz des 2,50 Meter hohen Drahtgitters. Doch die Rehdame steht eines Morgens wieder vor dem Gehege und begehrt Einlass. Dabei freut sich das Tier sosehr über das Wiedersehen ihrer einstigen Pflegerin, dass es Luftsprünge vollführt und das «Marily« beinahe zu Boden reisst. Susi ist wieder daheim und bringt im darauffolgenden Jahr drei Kitze zur Welt. [17]


Bekannte Bauten von Emilio Reggiori in Cham

1912–1920


1921–1930


1931–1940


1941–1950

  • Neben Bauten in Cham entstehen viele Gebäude im Kanton Schwyz


1951–1960


1961–1970


Einzelnachweise

  1. Zuger Nachrichten, 21.10.1987
  2. Zuger Nachrichten, 21.10.1987
  3. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1930), 1. Band
  4. Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
  5. Zuger Nachrichten, 21.10.1987
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1930), 1. Band
  7. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
  8. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
  9. Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
  10. Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
  11. Zuger Nachrichten, 21.10.1987
  12. Jubiläums-Schrift 75 Jahre Zuger kantonaler Patentjägerverein 1920–1995, Zug 1992, S. 162
  13. Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
  14. Zuger Nachrichten, 21.10.1987
  15. Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
  16. Zuger Nachrichten, 21.10.1987
  17. «Susi», in: Schweizerische Jagd-Zeitung, 1937
  18. Zuger Nachrichten, 21.10.1987