Reggiori-Dogwiler Emilio (1887–1978)
Der norditalienische Bauarbeiter Emilio Reggiori kam in jungen Jahren nach Cham. Er lernte viel und machte sich 1912 als Baumeister selbstständig. Damit legte er den Grundstein für das erfolgreiche Chamer Baugeschäft Reggiori und heiratete die Chamerin Therese Dogwiler. Unzählige private und öffentliche Bauten tragen noch heute die Handschrift Reggioris.
Stationen
1887 Emilio Reggiori wird am 22. Juli in Italien geboren.
1901 Im Alter von 14 Jahren verlässt Emilio Italien, zusammen mit seinen Brüdern Giovanni und Carlo. Sie versuchen ihr Glück als Bauarbeiter im Elsass. [1]
1909 Emilio Reggiori kommt als Bauarbeiter nach Cham; er findet Arbeit bei der damals sehr aktiven Bauunternehmung von Hans Miesch (1880–1941). Reggiori steigt rasch zum Polier auf. Und er lernt Therese Dogwiler (1891–1984) kennen, die Tochter von Fuhrhalter Franz Josef Dogwiler (1864–1925) an der Schmiedgasse. Die Beiden werden ein Paar und heiraten. [2]
1912 Reggioris Arbeitgeber Miesch scheint sich übernehmen. Bevor Miesch in Konkurs fällt, findet Reggiori rechtzeitig den Absprung. Er gründet als 25-jähriger am 1. März seine eigene Baufirma in Cham. Er kauft am 9. Mai für 2400 Franken ca. 480 m² Land in der Löbern von Landwirt Michael Grob und erstellt darauf das Dreifamilienhaus Schluechtstrasse 6 und ein Magazin (Ass.-Nr. 327a und b), seine ersten Gebäude als selbstständiger Unternehmer. [3] Die Familie Reggiori wohnt in diesem Haus.
Als tüchtiger Baufachmann findet Reggiori im stark wachsenden Ennetseegebiet für sich und seine fünf Arbeiter ausreichend Arbeit. Vor allem in den ersten Jahren erstellt Reggiori viele landwirtschaftliche Bauten. [4]
1914 Der Erste Weltkrieg bricht aus, die Bautätigkeit kommt praktisch zum Erliegen. Reggioris junges Baugeschäft wird einer harten Probe unterzogen. Zusammen mit seiner Frau Therese hält er durch. [5] In diesem Jahr kommt der erste Sohn Emil (1914–1952) zur Welt.
1915 Reggiori verkauft das Haus Schluechtstrasse 6 an Paul Baumgartner (1871–1923), der zusammen mit seiner Frau Agathe Hüsler (1871–1945) das Hotel-Restaurant «Bären» besitzt und führt. [6]
Reggiori baut nebenan das Wohnhaus «Rosenegg» an der Schluechtstrasse 8 (Ass.-Nr. 334a) und zieht in dieses Haus um. [7]
1919 Die Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company erwirbt das Haus an der Schluechtstrasse 8 von Reggiori. [8]
Baumeister Reggiori arbeitet unter anderem auch für den im Schloss St. Andreas wohnhaften Fred Page (1877–1930), den Sohn von George Ham Page (1836–1899), dem Gründer der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Dank diesen Beziehungen gelingt es Reggiori, 1919 das herrschaftliche, ehemalige Zollhaus an der Schmiedstrasse 4 der Nestlé abzukaufen. [9]
1920 Reggiori baut das Zollhaus für seine eigenen Zwecke um. Er kauft einen ersten Lastwagen mit Kippvorrichtung, es ist ein Fahrzeug der Marke Skatt mit Vollgummibereifung. [10]
1923 Ab diesem Jahr bewohnt Reggiori selber das Zollhaus; das Monogramm «E. R.» an der Türe zeugt noch heute davon.
1928 Therese Reggiori-Dogwiler bringt Stammhalter Angelo am 7. Dezember zur Welt.
1933 Ein wichtiges Jahr für Emilio Reggiori in mehrfacher Hinsicht: Zum einen erlangt er das Chamer Bürgerrecht. Zum anderen gründet er einen Filialbetrieb in Einsiedeln SZ, der bis 1951 viel für die Armee, aber auch für die Südostbahn (SOB) und für Private Arbeiten ausführt. [11] Schliesslich wird Reggiori im gleichen Jahr Vorstandsmitglied beim Kantonalen Patentjägerverein. [12]
1934 Reggiori kauft das Land neben der Lorzenhof-Scheune und erstellt das hintere Magazin. [13]
1939 Reggiori beschäftigt bereits 100 Personen. Doch der Zweite Weltkrieg bringt die Rationierung von Zement und Armierungseisen. Die Auftragslage verschlechtert sich, so dass die Belegschaft halbiert wird. [14]
1952 Der älteste Sohn Emil verunglückt am 30. August am Ägerisee auf einem geliehenen Motorrad.
1953 Mit Angelo, ebenfalls Baumeister wie sein Vater, tritt die zweite Generation in die Firma ein. Reggiori junior hat fachliche Ausbildungen in Bauunternehmungen und Architekturbüros in Zürich durchlaufen und die Meisterprüfung mit Bravour bestanden.
1960 Die Belegschaft von Reggiori ist wieder auf 100 Personen angewachsen. Die Firma wird zu einer Kollektivgesellschaft umfirmiert. [15]
1975 Die Rezession zwingt auch die Baufirma Reggiori zu einer Reduktion des Personals. [16]
1978 Firmengründer Emilio Reggiori stirbt am 18. November im Alter von 91 Jahren.
Jäger und Tierfreund
Emilio Reggiori ist ein passionierter Jäger. Er bringt von der Jagd verletzte Rehkitze heim, so dass er an dieser Stelle einen kleinen Zoo anlegt, mit Hasen und niedlichen Rehkitzen. Viele Chamerinnen und Chamer sind von den Tieren in der Ortsmitte fasziniert und spazieren gerne dorthin. Zuständig für die Tiere ist Reggioris die bereits erwachsene Tochter Maria, genannt «Marily». Das Reh Susi, im Gehege von «Marily» grossgezogen, entweicht 1937 trotz des 2,50 Meter hohen Drahtgitters. Doch die Rehdame steht eines Morgens wieder vor dem Gehege und begehrt Einlass. Dabei freut sich das Tier sosehr über das Wiedersehen ihrer einstigen Pflegerin, dass es Luftsprünge vollführt und das «Marily« beinahe zu Boden reisst. Susi ist wieder daheim und bringt im darauffolgenden Jahr drei Kitze zur Welt. [17]
Bekannte Bauten von Emilio Reggiori in Cham
1912–1920
- Schluechtstrasse 6, Dreifamilienhaus (1912)
- Schluechtstrasse 8, Dreifamilienhaus (1915)
- Scheunenneubau für Karl Gretener in der Baregg
- Neubau Schulhaus Hagendorn
- Umbau der Pfarrkirche St. Jakob
- Werkstattgebäude Nestlé AG, Knonauerstrasse
- Liegenschaft «Schlüssel», Adelheid-Page-Strasse
1921–1930
- Schuhhaus Gretener am Kirchenplatz
- Scheunenbau für das Kloster Heiligkreuz
- Wohn- und Geschäftshäuser an der Hünenbergerstrasse: Metzgerei für Metzgermeister Josef Laubacher-Rüttimann (1889–1977), Schuhmacherhaus für Hr. Sidler, Elektrogeschäft für August Sidler (1896–1983)
- Bürogebäude der Maschinenfabrik Cham
1931–1940
- Neubau Kinderheim Hagendorn
- Wohn- und Geschäftshaus Sonnhof
- Verwalterhaus Zisterzienserinnenkloster Frauenthal
1941–1950
- Neben Bauten in Cham entstehen viele Gebäude im Kanton Schwyz
1951–1960
- Schulhausneubau Städtli I, Südtrakt
- Überbauung Duggeli
- Migros-Neubau an der Luzernerstrasse 22
1961–1970
- 60 Wohnungen für die Gemeinnützige Baugenossenschaft Cham (GBC)
- Überbauung Enikerfeld
- Pfarreiheim Cham
- Spitalneubau
- Wohn- und Geschäftshaus H. Stocker, Zugerstrasse [18]
Einzelnachweise
- ↑ Zuger Nachrichten, 21.10.1987
- ↑ Zuger Nachrichten, 21.10.1987
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1930), 1. Band
- ↑ Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
- ↑ Zuger Nachrichten, 21.10.1987
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1930), 1. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
- ↑ Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
- ↑ Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
- ↑ Zuger Nachrichten, 21.10.1987
- ↑ Jubiläums-Schrift 75 Jahre Zuger kantonaler Patentjägerverein 1920–1995, Zug 1992, S. 162
- ↑ Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
- ↑ Zuger Nachrichten, 21.10.1987
- ↑ Kurzportrait der Firma Reggiori als Familienbetrieb, Typoskript (undatiert, circa 1985), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Angelo Reggiori
- ↑ Zuger Nachrichten, 21.10.1987
- ↑ «Susi», in: Schweizerische Jagd-Zeitung, 1937
- ↑ Zuger Nachrichten, 21.10.1987