Pfarrkirche St. Jakob, Übersicht
Die Pfarrkirche St. Jakob steht leicht erhöht auf einem Hügelsporn, dem Kirchbüel. Die von 1784 bis 1796 erbaute Kirche ersetzte einen spätmittelalterlichen Vorgängerbau. Sie gehört zu den grossen innerschweizerischen Saalkirchen der Barockzeit. Der imposante Turm ist das weitherum sichtbare Wahrzeichen der Gemeinde Cham.
Chronologie
Anfänge bis 1782: die Vorgängerkirchen
Erste Hinweise auf eine Kirche in Cham finden sich im 7./8. Jahrhundert. Gesicherte Erkenntnisse stammen aus dem Hochmittelalter, als die Chamer Kirche das Zentrum einer Grosspfarrei war. Im 18. Jahrhundert bitten die Chamer und Hünenberger den Zuger Stadtrat immer wieder um einen Neubau oder eine Erweiterung, finden aber vorerst kein Gehör.
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1783 bis 1806: eine neue Kirche wird gebaut
Endlich anerkennt der Zuger Stadtrat den Wunsch der Chamer nach einer neuen Kirche: 1783 wird der Grundstein gelegt, 1785 die alte Kirche abgerissen und nach einer Bauzeit von zwölf Jahren weiht 1796 der Konstanzer Weihbischof die neue Kirche.
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1807 bis heute: Veränderungen und Ereignisse
Nach 70 Jahren steht bei der neuen Pfarrkirche 1867 erstmals eine umfassende Sanierung an. In der Folge muss die Kirche immer wieder mal ausgebessert werden. 1977 stürzt gar ein Deckengemälde auf den Boden.
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Bischof ohne Namen
Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert war der Bischof ohne Namen zweifelsohne der berühmteste «Chomer» ... Sein Grab in der Pfarrkirche St. Jakob war das Ziel einer grossen Wallfahrt.
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Der Turm und sein Geläute
Der knapp 72 Meter hohe Chamer Kirchturm ist das Wahrzeichen von Cham und von weitherum sichtbar. Der Kirchturm von heute erhielt sein Aussehen erst 72 Jahre nach dem Neubau der neuen Kirche.
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Die Orgel
1755 erhielt die alte Pfarrkirche St. Jakob eine erste Orgel, 1806 wurde von Franz Josef Remigius Bossard eine neue Orgel gebaut. 1969 und 1994 wurde sie revidiert und erneuert.
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Besondere Ereignisse
Ein schwerer Hagelschlag beschädigt am 12. August 1701 im Ennetsee mehrere Sakralbauten. Aus dem Chorfenster der Pfarrkirche wird die Zuger Wappenscheibe («ohrtsschilt») herausgeschlagen. Der Zuger Säckelmeister Landtwing möchte die Scheibe in einem der seitlichen Fenster neu einsetzen. Sie sei ziemlich gross und dunkle den Altarraum ab. Der Zuger Stadtrat ignoriert diesen Wunsch: Er will die ausgebesserte Wappenscheibe wieder im Chorfenster platzieren. Das Zuger Wappenschild sei dort der Tradition folgend und für alle sichtbar eingelassen. [1]
Heinrich Stuber von Cham wird am 18. September 1784 wegen Schmähreden gegen den Kirchenbau vom Zuger Stadtrat scharf zurechtgewiesen und mehrere Stunden in den Turm gesperrt. Zudem dürfen er, seine Frau und die Kinder während des Aufrichtefests in Cham nicht auf dem Platz erscheinen. [2]
Im Herbst 1851 werden «durch Zufall» im Beichtstuhl der Pfarrkirche die sterblichen Überreste eines «Knäbleins» gefunden. Die Verwesung hat bei der Kinderleiche schon eingesetzt. Der Regierungsrat beauftragt die Zuger Polizeidirektion, 50 Franken für die Aufklärung des Falls auszusetzen. [3]
Im Sommer 1857 stellt der Kirchenrat den Antrag, die Feier des Patroziniums auf einen Sonntag zu verlegen. Dieser Antag führt zu heftigen Diskussionen: «Unlängst hatte der Kirchenrath von Cham einmüthig (den Hrn. Pfarrer und 2 Abwesende ausgenommen) beschlossen, den Feiertag des Kirchenpatrons auf einen Sonntag zu verlegen, und der Pfarrer sollte den Beschluß auf der Kanzel verkünden. Der pflichtgetreue Seelsorger aber weigerte sich, dieses zu thun, bis die Kirchgemeinde darüber entschieden habe. Am Peter und Paultag (20. Juni abhin) war nun die Gemeinde sehr zahlreich versammelt und der wohlweise Kirchenrath trug seine Sache vor. Er führte namentlich auch als Grund an, daß der Feiertag (hl. Jakob) gerade in die Kornernte falle. Darauf entgegnete ein Bürger: er hätte wegen dem Feiertag noch nie wahrnehmen können, daß die Bauern ihr Korn nicht hätten einsammeln können, und er habe deßwegen noch nie nach der Erndte eine einzige Garbe auf dem Felde stehen lassen gesehen. Ein 80jähriger Mann rief laut: er sei nun 80 Jahre alt und dieser Feiertag habe immer, und noch vor ihm bestanden, und der jetzige Kirchenrath werde kaum der allein Weise sein, den es bisher noch gegeben. Es zeigte sich in der Versammlung eine große Entschiedenheit, sich den alten Feiertag nicht nehmen zu lassen, so daß bei der Abstimmung die HH. Kirchenräthe selbst für gut fanden, für Abschaffung oder Verlegung des Feiertages ihre Hände nicht zu fest in die Höhe zu strecken (Pu!!), dagegen aber die ganze Versammlung für Beibehaltung des Feiertages (St. Jakob) die Hände mit allgemeiner Begeisterung erhob! Möge das Volk anderwärts auch diese Entschiedenheit an Tag legen, um einmal der Unheil bringenden materialistischen Aufräumungssucht im Kirchlichen und Religiösen etwas ernst entgegen zu treten!» [4]
Historische Ansichten
Bildergalerie
Aussenansicht
Innenansicht
Deckengemälde
Luftaufnahmen
Filmdokumente
Filmporträt 2011
Filmporträt 2018
Plan
Lage der alten spätgotischen und der neuen barocken Pfarrkirche St. Jakob (mit der Grabstelle des «Heiligen Bischofs ohne Namen»)
Karte