Pfarrkiche St. Jakob: Veränderungen und Ereignisse (1807 bis heute)

Aus Chamapedia

Gut 70 Jahre nach dem Neubau steht bei der Pfarrkirche 1867 erstmals eine umfassende Sanierung an. In der Folge muss die Kirche immer wieder ausgebessert werden. 1977 stürzt gar ein Deckengemälde auf den Boden.


Pfarrkirche St. Jakob, Ansicht Ost, 29.06.2023


Chronologie

1851 In einem Beichtstuhl in der Kirche wird die Leiche eines neugeborenen Knaben entdeckt. Der Körper ist stark verwest, er muss schon längere Zeit dort gelegen haben. Der Leichnam lag in einem Säckchen. Der Zuger Regierungsrat beauftragt die Polizeidirektion, 50 Franken auszusetzen, um die Hintergründe dieser Kindsaussetzung aufzuklären. [1]

1852–1854 Baumeister Johann Keusch (1786–1865) von Boswil AG baut die Turmspitze nach den Plänen des Zürcher Architekten Ferdinand Stadler (1813–1870). [2]

1859 Aus der Kirche in Cham werden in der Nacht vom 5. auf den 6. August aus dem Tabernakel, der aufgebrochen wird, ein Ciborium, zwei Kapseln und ein Gefäss mit zwei Lunellen entwendet. Der Wert des Diebesguts beträgt rund 900 Franken. Der Kirchenrat Cham-Hünenberg setzt eine Belohnung von 80 Franken aus. [3]

1867 Nach 70 Jahren steht erstmals eine umfassende Innenrenovation an. Der bekannte Kirchenmaler Melchior Paul von Deschwanden (1811–1881) aus Stans NW übermalt das alte Hochaltarbild und gestaltet auch die Seitenaltäre neu. [4]

1868 Am Sonntag 19. Januar fegt ein Föhnsturm während der Frühmesse den erst 14 Jahre alte Helm vom Turm. [5]

1872–1874 Nach fast vierhundert Jahren geht das Patronatsrecht von der Stadt Zug für kurze Zeit direkt an die Chamer Kirchgenossen. Mit der Aufteilung der Einheitsgemeinde Cham 1874 und der damit verbundenen Gründung der katholischen Kirchgemeinde Cham-Hünenberg gehen alle Rechte, aber auch alle Pflichten betreffend baulichem Unterhalt an diese über.

1904/1905 Bei der Aussenrenovation unter der Leitung des Luzerner Architekten Friedrich Felder verliert der Turm seine «steinmässige Bemalung». [6]

1919–1920 Nach dem Ersten Weltkrieg veranlasst die Kirchgemeinde eine Innenrenovation unter der Leitung von Pater Albert Kuhn OSB (1839–1929) aus Einsiedeln. Der heutige Windfang, die Emporenaufgänge und die Kirchenbänke werden eingebaut. [7]

1962/1963 Das Kirchenäussere wird nach Kriterien der Materialechtheit behandelt und aufgefrischt. Die Aufsicht hat Architekt Josef Steiner (1882–1975) aus Schwyz. Als Experte waltet der bekannte Kunsthistoriker Linus Birchler (1893–1967) aus Einsiedeln. [8]

1977 Im Juni stürzt ein Teil des Deckenbilds vor dem Chorbogen auf den Kirchenboden. Eine Innenrestaurierung wird nötig. [9]

1979–1980 Bei der Restaurierung achten die Spezialisten darauf, wieder die Farbigkeit des späten 18. Jahrhunderts herzustellen und frühere Eingriffe zu korrigieren. Unter den Übermalungen von Deschwandens kommen die barocken Altargemälde wieder zum Vorschein. [10]

2001 Der Wintersturm Lothar am 26. Dezember 1999 und ein schwerer Hagel am 5. Juni 2000 beschädigen das Kirchendach und Fassaden. Die Kirchgemeinde Cham-Hünenberg beschliesst eine Aussenrenovation: Die Kirche wird neu verputzt. Das Dach erhält einen Hartpavatex-Unterdach und wird mit neuen Biberschwanzziegeln gedeckt. Die Fassaden erhalten dabei die ursprünglichen Farben und ihre Gliederung zurück. [11]

2024 Die Pfarrkirche ist im Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham aufgeführt. [12]


Ein Kapuziner liest den Kirchgängerinnen und Kirchgängern 1876 die Leviten

Das liberale «Zuger Volksblatt» berichtet genüsslich von der Predigt eines Kapuziners, der den Kirchgänger:innen im wahrsten Sinn des Wortes die Hölle heiss macht sich über die katholische Praxis lustig, sich die Leidenszeit im Fegefeuer, durch das Lesen von Messen zu erkaufen, die man bezahlen muss:

«In Cham hat letzten Sonntag (5. Nov.) ein Kapuziner seine Zuhörer mit dem Fegfeuer so angebräuselt, daß manche Dickgläubige meinten, ihren Speck an der Glut desselben schmelzen zu fühlen. Ihr Alle kommt ins Fegfeuer ohne Ausnahme, Euere Sünden abzubüßen, predigte der Pater. Um die Qualen des Fegfeuers zu vergegenwärtigen, brachte er folgendes Exemplump. Ein frommer Mann hatte sich einmal gegen die Kirchengesetze vergangen. Nach seinem Tode wurde er dafür zu einer Viertelstunde Fegfeuer verurtheilt. Er hatte aber dort so fürchterlich zu leiden, dass er im Geiste seinen Freunden und Verwandten erschien und sie um Gotteswillen bat, Messen lesen zu lassen, dass seine Qual abgekürzt werde. Ob es noch möglich gewesen, durch Messelesen die viertelstündige Strafe abzukürzen, überliess der Pater der Phantasie seiner Zuhörer zu entscheiden, aber gleichwohl legte er letztem dringend ans Herz, für ihre Verstorbenen recht viele Messen lesen zu lassen, damit sie den fürchterlichen Qualen des Fegfeuers um so rascher enthoben werden, denn ohne die Quittung in der Hand, dass er das Fegfeuer passirt habe, komme Keiner in den Himmel hinein.» [13]


Die Innenrenovation von 1978 bis 1980

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Zwischen 1978 bis 1980 wird die Pfarrkirche St. Jakob im Innern umfassend renoviert. Zahlreiche Fachkräfte waren mit der Restaurierung betraut.


Plan

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Lage der alten spätgotischen und der neuen barocken Pfarrkirche St. Jakob (mit der Grabstelle des «Heiligen Bischofs ohne Namen»)


Karte

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Einzelnachweise

  1. Neue Zuger Zeitung, 13.12.1851; Intelligenzblatt für die Stadt Bern, 19.12.1851
  2. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 76
  3. Neue Zuger Zeitung, 20.08.1859
  4. Grünenfelder, Josef, Die Pfarrkirche St. Jakob in Cham am Zugersee, Bern 2010, S. 9
  5. Der Zugerbieter, 21.01.1868
  6. Vgl. Anmerkung 4 (Grünenfelder), S. 9
  7. Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 76
  8. Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 76
  9. Vgl. Anmerkung 4 (Grünenfelder), S. 10
  10. Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 76
  11. Grünenfelder, Josef, Pfarrkirche St. Jakob, in: Tugium 18, 2002, S. 33–35
  12. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 101 [Stand: 15.05.2024]
  13. Zuger Volksblatt, 15.11.1876