Pfarrkirche St. Jakob: eine neue Kirche wird gebaut (1783 bis 1806)

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Endlich anerkennt der Zuger Stadtrat den Wunsch der Chamer nach einer neuen Kirche: 1784 wird der Grundstein gelegt, 1785 die alte Kirche abgerissen und 1796, nach einer Bauzeit von zwölf Jahren, weiht der Konstanzer Bischof die neue Kirche.


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Ansicht der «neuen» Pfarrkirche St. Jakob von Nordosten mit dem neuen Turmaufsatz von 1868, lavierte Federzeichnung von Jakob Adolf Honegger (1849–1911), 1872


Chronologie

1783 Der Zuger Stadtrat anerkennt die Bedürfnisse der stark gewachsenen Pfarrei und erlaubt den Chamern und Hünenbergern zum Kirchenbau, eine Gemeindeversammlung abzuhalten und eine Spenden zu sammeln. [1] Am 29. März wird bekannt, im ganzen Pfarreigebiet von Cham und Hünenberg Spenden («steüren») im Umfang von mehr als 25'000 Gulden schriftlich zugesagt worden sind. Der Zuger Stadtrat unterstützt das Bauvorhaben mit Bargeld, Dachziegeln, Kalk, Bauholz aus dem Hünenberger Herrenwald und mit dem nötigen Bauland. Der Kirchgang Cham ist für den Bau des Chors und des Altars zuständig. [2]

Im Juli wird der letzte Gottesdienst in der alten Kirche gefeiert. Im Spätsommer schliesst man den Bauvertrag über 15'000 Gulden mit den Baumeistern Jakob Singer aus Luzern und Fidel Moos aus Zug ab. [3] Im Oktober wird entschieden, die Kirche an den Turm anzubauen. Der Innenausbau dauert ein ganzes Jahrzehnt. [4] anzubauen. Wegen verschiedener Abänderungen steigen die Kosten auf 16'250 Gulden. [5]

Wallfahrtsbildchen mit dem Bischof ohne Namen und der neuen Pfarrkirche, gedruckt bei Johann Michael Alois Blunschi (1758–1832) in Zug, undatiert (spätes 18. oder frühes 19. Jahrhundert)

1784 Am 1. Mai wird der Grundstein («eggsteinlegen») für die neue Pfarrkirche gelegt. Während des Kirchenbaus werden die Toten in St. Wolfgang begraben und auch die Gottesdienste für Hünenberg dort gehalten. [6]

1785 Im Frühjahr wird die alte Pfarrkirche abgebrochen und ein Teil der Kirchenhügels abgegraben, so dass heute kaum noch Spuren der alten Kirche erhalten sind. Nur der alte Turm bleibt bestehen. Der Standort der neuen Kirche wird verschoben und um 45 Grad nach Norden abgedreht, so dass der Turm übereck an deren Chor anschliesst. Beim Grundriss der Kirche orientiert sich Baumeister Singer offensichtlich an seinem eigenen Pfarrkirchenbau von 1757 bis 1759 in Hochdorf LU. [7] Die Chamer Kirchgenossen leisten viel Fronarbeit. Ständig sind über 120 Arbeiter auf dem Bauplatz. Schon im Dezember desselben Jahres ist der Rohbau fertig gestellt. [8]

Für die Deckenmalereien werden die in der Innerschweiz vielbeschäftigten Maler Josef Anton Mesmer (1747–1827) aus Saulgau und Josef Keller aus Pfronten (1740–1823) engagiert. Altarbauer ist Carlo Andrea Galetti (gest. 1806) aus dem Val d’Intelvi in der Provinz Como, die zugehörigen Stuckfiguren verfertigt Josef Anton Janser (1740–1808) aus Schwyz.

1786 Am 9. August legen Pfarrer Josef Martin Spillmann (1748–1827) und seine Helfer die Gebeine des heiligen Bischofs, die sie aus der alten Kirche genommen hatten, wieder in den steinernen Sarkophag. [9]

1787–1797 Für den Innenausbau benötigt man fast ein ganzes Jahrzehnt: Der Zuger Stadtrat erlaubt den Pfarreien Cham und Hünenberg, der Familie Hildebrand von Bibersee und den Gebrüdern Suter von Hünenberg, die Seitenaltäre machen zu lassen. [10] An der Hauptaltar im Chor zahlt die Stadt 100 Kronentaler und stiftet vier Eichen aus dem Herrenwald, 2000 Mauersteine und Kalk. [11] Das Hochaltarbild des Luzerner Maler Josef Reinhart (1749–1829) finanziert das Zisterzienserinnenkloster Frauenthal. [12] Die neue Kanzel übernehmen Pfarrer Spillmann und Kaplan Alexander Bütler (1727–1801), der achteckige Taufstein von Franz Durrer aus dem Melchtal wird vom Arzt Josef Heinrich Baumgartner aus der Langrüti finanziert. [13]

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Ansicht der «neuen» Pfarrkirche St. Jakob aus dem 19. Jahrhundert: Ölgemälde von J. Rast, 1894


1796 Der Konstanzer Weihbischof Wilhelm Josef Leopold Willibald (1740–1798) weiht am 26. Juli nach zwölf Jahren Bauzeit die neue Kirche ein. [14]

1806 Franz Josef Remigius Bossard (1777–1853), der letzte Orgelbauer aus der bedeutenden Baarer Orgelbauerdynastie Bossard, erstellt eine neue Orgel. Die Kirche erhält in diesem Jahr auch eine Empore, ein Vorzeichen und eine Turmuhr. [15]


Plan

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Lage der alten spätgotischen und der neuen barocken Pfarrkirche St. Jakob (mit der Grabstelle des «Heiligen Bischofs ohne Namen»)


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→ weiter in der Geschichte der Pfarrkirche St. Jakob: Veränderungen und Ereignisse ab 1807


Einzelnachweise

  1. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.34.952, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1780–1787, S. 152 (08.02.1783); A 39.26.34.966, S. 155 (08.03.1783)
  2. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.34.982, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1780–1787, S. 158 (29.03.1783); A 39.26.34.1026, S. 164 (10.05.1783); A 39.27.10.996, Gemeindeversammlungsprotokolle der Stadt Zug 1763–1790, S. 226 (11.05.1783)
  3. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.34.1125, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1780–1787, S. 182 (05.09.1783)
  4. Eggenberger, Peter / Glauser, Thomas / Hofmann, Toni, Mittelalterliche Kirchen und die Entstehung der Pfarreien im Kanton Zug, Zug 2008 (Kunstgeschichte und Archäologie im Kanton Zug 5), S. 171–177
  5. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.34.1156, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1780–1787, S. 188 (18.10.1783)
  6. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.34.1290, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1780–1787, S. 212 (24.04.1784); A 39.26.34.1383, S. 227 (14.08.1784)
  7. Grünenfelder, Josef, Die Pfarrkirche St. Jakob in Cham am Zugersee, Bern 2010, S. 17f.
  8. Eggenberger, Peter / Glauser, Thomas / Hofmann, Toni, Mittelalterliche Kirchen und die Entstehung der Pfarreien im Kanton Zug, Zug 2008 (Kunstgeschichte und Archäologie im Kanton Zug 5), S. 175. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 75
  9. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/119
  10. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.35.478, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1788–1791, fol. 43r (07.03.1789); A 39.26.35.551, fol. 48bv (09.05.1789)
  11. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.35.889, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1788–1791, fol. 113r (08.05.1790); A 39.26.35.1289, fol. 150r (21.05.1791); A 39.26.35.1301, fol. 151r (28.05.1791)
  12. Die Signatur lautet: «J.R.P. 1794»
  13. Vgl. Anmerkung 6 (Grünenfelder), S. 6f., 23–26
  14. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.37.259, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1796–1798, fol. 29r (01.07.1796)
  15. Vgl. Anmerkung 6 (Grünenfelder), S. 7