Strandbad Cham

Aus Chamapedia

Das Strandbad Cham, undatiert (um 1945)
Idyllische Atmosphäre im Strandbad Cham, 1961
Das Strandbad mit dem Eingangsgebäude von 1942, Mai 1979
Ansicht gegen Westen mit Bootsplätzen und Pflanzgärten, Mai 1979
Wo heute der Parkplatz des Strandbads steht, lagen bis 1982 die Pflanzplätze. Im Hintergrund die Wiese, wo später die Tennisanlage gebaut wird, Mai 1979
Bauplatz Neubau Strandbad: Die Pflanzgärten in der Mitte des Bildes sind weg, das alte Strandbad besteht noch, Januar 1983
Neubau des Strandbads 1983: Die Gebäude sind erstellt, die Boote liegen noch ausserhalb der vorgesehenen Stellfläche und der Parkplatz ist erst provisorisch fertig, Januar 1983
Das Schwimmbecken befindet sich im Bau, Januar 1983
Strandbadneubau nach Fertigstellung mit Behörden und anderen Gästen, 19.05.1983
Mit neuen Schwimmbecken kurz vor Saisoneröffnung, 19.05.1983
Gastrobereich, August 1990
Liegewiese, August 1990
Sprungturm im Zugersee, um 1995
Luftaufnahme, in Richtung Osten, 02.10.2021
Luftaufnahme, in Richtung Norden, 02.10.2021
Luftaufnahme, in Richtung Westen, 02.10.2021
Lufaufnahme, Detailaufnahme Schwimmbecken, 02.10.2021
Aussenansicht, Eingangsbereich, 02.10.2021
Liegewiese, 02.10.2021
Bootsplatz, 02.10.2021
Strandbad Cham, Aussenbereich, 02.10.2021


Mitten im Zweiten Weltkrieg eröffnete die Einwohnergemeinde östlich der Halbinsel St. Andreas eine neue Badeanstalt. Die Planung als «Gemeinschaftsbad» ohne Geschlechtertrennung war aber höchst umstritten.


Chronologie

Das Strandbad 1942

1939 Die dreissigjährige Badeanstalt im Hirsgarten wird als «baufällig» bezeichnet. Die Einwohnergemeinde plant Ende der 1930er Jahre östlich des Schlosses St. Andreas in der Gegend des früheren Seebads die Errichtung «eines richtigen Strandbades». Architekt A. Holenstein aus Cham legt im Dezember die Pläne vor: Anschliessend an das bestehende Bootshaus der Papierfabrik Cham von 1935 ist eine Liegewiese für Frauen und eine flächenmässig grössere Liegewiese für Männer vorgesehen, ein Tennis- und ein Sportplatz, Parkplätze für Autos und Fahrräder sowie nach Geschlechtern getrennte Umkleidekabinen. [1]

1941 Fast die ganze Seematt zwischen dem Seeweg nach Zug und dem Zugersee wird als Pflanzland genutzt, im Rahmen der Anbauschlacht zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung und zur Umstellung auf Selbstversorgung [2] Trotz Zweitem Weltkrieg möchte der Einwohnerrat der Bevölkerung Badevergnügen ermöglichen und ersucht die Papierfabrik um den Bau eines provisorischen Ankleideraums an der östlichen Seitenwand des bestehenden Bootshauses von 1935.

Nur wenige Monate im Amt, schaltet sich der neue katholische Pfarrer Josef Muff (1905–1994) in die Planung ein und bittet den Gemeinderat, bei der Inbetriebnahme auch den «religiös-sittlichen Standpunkt» zu berücksichtigen, das Bad nach Geschlechtern zu separieren und beide Bereiche auch mit baulichen Massnahmen klar voneinander zu trennen («Eine anständige Frau wird nur ungern mit halbwüchsigen Burschen den gleichen Badeplatz teilen»). [3]

In einem ersten Badeordnungsentwurf vom 18. Juni werden die Anliegen des Pfarrers aufgenommen: Am Montag, Mittwoch und Freitag ist das Bad für weibliche Personen, am Dienstag, Donnerstag und Samstag für männliche Personen reserviert. Am Sonntag dürfen Erwachsene ins Bad, Schul- und Vorschulkinder nur in Begleitung von Erwachsenen. [4]

1942 Der Einwohnerrat überarbeitet die Badeordnung noch einmal. Er sieht nun keine Trennung nach Geschlechtern mehr vor. An Werktagen ist das Bad von 07.00 Uhr bis 12.00 Uhr und von 13.00 Uhr bis 21.00 Uhr geöffnet, wobei Jugendliche unter 14 Jahren nur bis 17.00 Uhr baden dürfen. An Sonntagen ist das Strandbad von 07.00 Uhr bis 18.00 Uhr durchgehend geöffnet. Verboten ist «Baden oder Betreten der Gänge ohne Badehose oder Badekleid», der Gebrauch von Seife oder das Mitbringen von Hunden. [5]

Die Chamer Geistlichkeit um Pfarrer Muff opponiert weiter gegen ein «Gemeinschaftsbad», denn «Gemeinschaftsbäder waren noch immer mitverantwortlich für den sittlichen Niedergang des Volkes». Letztlich sind die Bemühungen erfolglos. Der Einwohnerrat unter Gemeindepräsident Bernhard Baumgartner (1874–1946) ist dezidiert gegen einen nach Geschlechtern getrennten Besuch des Strandbads. Die Geschlechtertrennung sei ja in der Badeanstalt im Hirsgarten möglich. Weiter verweist der Rat auf mögliche tiefere Besucherfrequenzen, die guten Erfahrungen in der Stadt Zug und auf die Kontrolle «eines energischen Badmeisters». [6]

Im August wird das Strandbad fertiggestellt und von Architekt Holenstein übergeben. Auch ein Brunnen von Steinhauer Franz Breitenstein aus Zug ziert die Anlage. Die Kosten belaufen sich auf 9421 Franken.

Alois Zürcher-Zünti, Masseur und wohnhaft in der Liegenschaft Sonnhof, wird zum ersten Badmeister im Strandbad gewählt. Ein Pflichtenheft wird erstellt. Als Entlöhnung gibt es 500 Franken pro Saison und 30 Prozent der Einnahmen. [7]

1944–1949 Das grosszügige Gelände am See weckt Begehrlichkeiten bei den Vereinen: In den Wintermonaten kann die Ortsgruppe Cham des Touristenvereins «Die Naturfreunde» die Wiese beim Strandbad für ihre «Ski-Turnkurse» belegen, der Segelclub Cham deponiert bei Segelregatten diverse Gerätschaften temporär im Strandbad und der Radfahrer-Verein Cham-Hagendorn nutzt 1949 die Kabinen für die Schweizermeisterschaft im Strassenmannschaftsfahren. [8]

1947 Das Verhältnis zwischen Einwohnerrat und Geistlichkeit bleibt angespannt: Kaplan Johann Baptist Grossmann (1914–2007) vergleicht in einer Predigt an Maria Empfängnis die Einnahmen aus dem Strandbad mit Einnahmen aus einem Bordell und wirft dem Einwohnerrat und Gemeindepräsident Heinrich Habermacher (1902–1983) vor, aus finanziellen Gründen ein «unmoralisches Geschäft» zu betreiben. [9]

1953/1954 Der neue Badmeister heisst Alois Köpfli-Jetzer (*1921) von Hohenrain LU. [10] Der Regierungsrat erteilt ihm 1954 die Konzession für den Betrieb einer alkoholfreien Wirtschaft zum Strandbad.

Die Erweiterung 1954

1954 Das Strandbad wird nach Plänen von Architekt Otto von Rotz (1914–2009) erweitert. Es werden zusätzliche 270 Garderobenkästli eingebaut. [11]

1962 Das Strandbad erhält ein Kinderbassin. Die Ausführung übernimmt Hans Renggli (1905–1978), Sanitärinstallateur aus Cham, nach Plänen des Ingenieurbüros Karl Karrer aus Zug. Erste Projektpläne hatte Baumeister Max Schnurrenberger-Willi (1905–1975) aus Hünenberg bereits 1957 vorgelegt. [12]

1963 Max Lang-Piller (1927–2013), wohnhaft an der Seehofstrasse, wird der neue Bademeister. [13]

1964 Der Zugersee ist derart stark verschmutzt, dass der Gemeinderat das Strandbad am 20. Juli – mitten in der Badesaison – vorübergehend schliessen muss. [14] Erst gegen Ende der Saison bessert sich die Wasserqualität und das Badeverbot wird aufgehoben. [15]

1965 Emilie («Mimmy») Bauder-Suremann wird erste Badmeisterin in Cham als Nachfolgerin von Max Lang. Als Stammgast im Strandbad, Samariterkursabsolventin und Rettungsschwimmerin mit Brevet 1 der 1952 gegründeten Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) bringt sie die nötigen Voraussetzungen mit [16]

1972 Den Taktstock im Strandbad schwingen weiterhin die Frauen: Im April 1972 wird Marie Weingand-Dietziker (1926–2019), 1975 Dora Weber-Wyss zur Bademeisterin gewählt. [17]

Das Strandbad 1983

1981 Die vorhandene Infrastruktur und insbesondere die sanitären Anlagen genügen den Anforderungen einer stark zunehmenden Bevölkerungszahl nicht mehr. An der Gemeindeversammlung vom 16. November beschliessen die Chamerinnen und Chamer die Neugestaltung und Erweiterung der Anlage. Der dreiteilige Neubau gliedert sich in einen Eingangstrakt, einen Garderobentrakt sowie einen Trakt für die Wassersportvereine. Daneben wird die Seeufergestaltung mit der Sanierung der Ufermauer, einer neuen Mole für die Seerettungsboote und der Erstellung eines Nichtschwimmerabteils an die Hand genommen. Die Bauleitung liegt beim Chamer Architekten Jean-Pierre Prodolliet (*1943). [18]

1982 Beim Strandbad Cham kommen bei von Rettungsgrabungen archäologische Funde einer jungsteinzeitlichen Ufersiedlung zum Vorschein. [19]

1983 Das neue Strandbad kann pünktlich zur Badesaison 1983 eröffnet werden. Die Baukosten betragen rund 2.2 Millionen Franken. Es sind heisse Sommertage im Kanton Zug. Der Gemeinderat erlässt für das Strandbad ein Surfverbot. [20]

1984 Der Föhnsturm vom 7./8. November 1982 war derart stark, dass das Floss mit dem aufgebauten Sprungturm losgerissen und gegen den Badesteg geschmettert wurde. Eine Reparatur ist nicht mehr möglich. Vorerst will man auf den Ersatz verzichten, stellt dann aber fest, dass ein Sprungturm zu einer Badeanstalt am See gehört. Der Neubau kostet 65'000 Franken. Der Gemeinderat muss an der Gemeindeversammlung vom 23. Januar 1984 auch noch einen Nachtragskredit über 300'000 Franken für die neue Strandbadanlage einholen. Beide Kredite werden angenommen.

Die Modernisierung 2018

2018 Die Anlagen werden modernisiert: Die neu gestrichene Aussenfassade trägt die Aufschrift «Strandbad Cham» in maritimem Blau, dazu gibt es neue Stühle und Tische. Der Saisonbeginn ist in der Regel Mitte Mai, das Saisonende am Bettagswochenende im September. Während der Badesaison und bei schönem Wetter hat das Strandbad von 09.00 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet. [21]

2019 Die Motion «Gratiseintritt ins Strandbad Cham» der SP Cham fordert einen Gratiseintritt während drei Jahren. Die Gemeindeversammlung vom 7. Dezember erklärt die Motion für erheblich. Von 2020 bis 2022 verzichtet die Einwohnergemeinde Cham auf Eintrittspreise und ermöglicht dadurch allen Menschen den freien Zugang. Der Gemeinde entgehen jährlich rund 49'000 Franken. [22]

2021 Durch die starken Regenfälle im Früh- und im Hochsommer wird die Rasenfläche stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Strandbad kann erst am 11. August – in der letzten Sommerferienwoche – wieder geöffnet werden. [23]

2023 Im Chamer Strandbad gibt es neue Attraktion für das Winterhalbjahr (von Oktober bis Mai): In zwei vier Meter langen Holzsaunas kommen Entspannung Suchende am Zugerseeufer auf ihre Kosten. Die Holzsaunas aus Estland bestehen aus einem grosszügigen Saunaraum mit Platz für bis zu 6 Personen und einem kleinen Vorraum, der als Garderoben- oder Ruheraum dient. Durch die Panoramafenster wird der Blick frei auf die Rigi oder den nahen Zugerberg. Die Miete für eine Stunde Sauna kostet 54 Franken. [24]

Das ganze Gelände der Seematt mit dem Strandbad und den Parkplätzen gehört der Einwohnergemeinde Cham. [25]


Beschrieb der Anlage 2021

Das Chamer Strandbad am Seeweg ist zu Fuss, mit dem Fahrrad oder mit dem öffentlichen Verkehr einfach erreichbar. Zur Verfügung stehen Umkleidekabinen, Duschen, eine WC-Anlage, ein Liegestuhlverleih und abschliessbare Fächer für Wertsachen. Das Bad bietet eine grosse Liegewiese mit Schatten spendenden Bäumen.

Über die Stege gelangt man ins Wasser, wo man zwei Flosse, einen Sprungturm mit 1m-, 3m- und 5m-Sprungbrettern sowie einen abgegrenzten Nichtschwimmerbereich vorfindet. Für Nichtschwimmer gibt es ein weiteres Bad auf dem Gelände. Für die kleineren Badegäste gibt es ein mit Sonnensegel gedecktes Planschbecken, eine Rutschbahn sowie einen Kinderspielplatz. Für Freizeitsportler stehen zwei Ping-Pong-Tische und zwei Beachvolleyball-Felder zur Verfügung.

Verpflegen kann man sich im «Badi Beizli». Auf einer angenehmen Terrasse geniesst man hier unter anderem die typischen Strandbadklassiker wie Salat, Pommes oder die beliebten Badi-Burger.


Dokumente


Karte

Die Karte wird geladen …



Filmdokumente

Leben am Zugersee in den 1950er Jahren

Das Chamer Strandbad ist im Film in den 28 Sekunden zwischen 1:12 und 1:40 Minuten zu erleben.


Das Strandbad 2011

Das Chamer Strandbad, 26.05.2011


Einzelnachweise

  1. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaftsamt, Pläne 1898–1963
  2. map.geo.admin.ch, Luftbild von 1942 [Stand: 29.06.2018]
  3. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1901–1953
  4. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1901–1953 (Reglement Strandbad Cham, 18.06.1941)
  5. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1901–1953 (u.a. Reglemente Strandbad Cham und Badeanstalt Hirsgarten, 06.05.1942)
  6. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1901–1953. Pfarrblatt Cham-Hünenberg 25/1942 (12.06.1942)
  7. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1901–1953
  8. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1901–1953
  9. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1901–1953. Zuger Volksblatt, 12.12.1947
  10. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1901–1953
  11. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1954–1975
  12. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1954–1975
  13. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1954–1975
  14. Zuger Neujahrsblatt, Chronik 21.07.1964
  15. Zuger Kalender, Chronik 31.08.1964
  16. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1954–1975
  17. Einwohnergemeindearchiv Cham, Liegenschaften 16, Badeanstalten 1954–1975
  18. Einwohnergemeindearchiv Cham, D1-52892
  19. Zuger Tagblatt, 17.02.1982. Zuger Neujahrsblatt, Chronik 01.07.1982
  20. Zuger Neujahrsblatt, Chronik 21.07.1983
  21. Zuger Zeitung, 11.05.2018. Gemeindeinfo, Informationen der Gemeinde Cham 72, 2018
  22. Zuger Zeitung, 09.12.2019
  23. Medienmitteilung der Einwohnergemeinde Cham, 09.08.2021
  24. www.zentralplus.ch [News- und Community-Plattform für Luzern und Zug], 06.10.2023
  25. www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 316; Grundbuchfläche: 15748 m²; Gebäude: 787 m²; übrige befestigte Fläche und Trottoir: 9199 m²; Wasserbecken: 168 m²; Gartenanlage: 5588 m², stehendes Gewässer: 6 m² [Stand: 09.10.2023]