Muff Josef (1905–1994)

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Portrait von Muff Josef (1905–1994)
Portrait von Muff Franz Josef (1905–1994)

Vorname: Josef
Nachname: Muff
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 6. Oktober 1905
Geburt­sort: Horw LU
Todes­datum: 18. Dezember 1994
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Pfarrer
Religion: römisch-katholisch

Der Luzerner Josef Muff war während 27 Jahren prägender Dorfpfarrer von Cham. Sein Wirken wurde mit dem Chamer Ehrenbürgerrecht gewürdigt.



Fronleichnamsprozession mit Pfarrer Muff, undatiert (wohl 1940er-Jahre)
Erstkommunion der Mädchen der Jahrgänge 1941/42, undatiert (ca. 1950)
Pfarrer Josef Muff (1905–1994) weiht das neue Bildstöckli beim Hof Stumpen ein, 21.10.1956
Pfarrer Muff mit Pater Leonz Betschart anlässlich dessen Primiz, 05.07.1959
Pfarrer Muff an einem Weissen Sonntag, undatiert (um 1960)
Das Komitee für Flüchtlingskinder: Frau Stocker (Ehefrau von Lehrer Stocker, Mutter von Brigadier Hermann Stocker (1922–1991)), Pfarrer Fritz Stucky (1895–1966), Pfarrer Josef Muff, und der Chamer Kantilehrer Otto Wolf (1911–1970) in einer Besprechung, undatiert (vor 1960)
Pfarrer Josef Muff mir den beiden letzten Menzinger Schwestern in Cham, Sr. Maria Clemens Schäfer und Sr. Maria Patrizia Högger (1921–2013) (v.l.n.r.), undatiert (ca. 1970)


Stationen

1905 Josef (eigentlich Franz Josef) Muff kommt am 6. Oktober in Horw LU zur Welt. Nach den Schulen studiert er Theologie in Einsiedeln, Innsbruck, Luzern und Solothurn. [1]

1931 Priesterweihe und Anstellung als Vikar in Allschwil BL.

1933 Muff kommt nach Cham, er wird Kaplan (Pfarrhelfer) im Kirchbüel.

1933 Kaplan Muff ist die treibende Kraft hinter der Gründung von Jungwacht und Blauring Cham. [2]

1939 Nach dem plötzlichen Tod von Anton Müller (1878–1939) soll vor Weihnachten ein neuer Pfarrer gewählt werden. An der Kirchgemeindeversammlung entfallen 418 auf Pfarrer Blum, 178 auf Pfarrer Eberle, 90 auf Kaplan Muff und 8 auf Kaplan Hegglin. Der Kirchenrat erklärt die Stimmen für Blum als ungültig. Darauf kommt zu tumultartigen Szenen. [3]

1940 Mehr als ein Jahr ist die Pfarrei Cham-Hünenberg ohne Pfarrer. An der Kirchgemeindeversammlung vom 4. August wird Kaplan Muff zum Pfarrer gewählt. Unter ihm werden die Kapelle St. Andreas und die Kirche St. Wolfgang restauriert. [4]

1945–1951 Muff engagiert sich nach dem Zweiten Weltkrieg für ein aktives Pfarreileben. In seiner Amtszeit wird im November 1945 der Gesellenverein gegründet. Auch bei der Etablierung des Samichlausbrauchtum in Cham wirkt Muff mit.

1958 Die Bürgergemeinde Cham verleiht Pfarrer Josef Muff am 7. Juli das Ehrenbürgerrecht. [5] Eine grosse Unterstützung im Hintergrund ist seine Cousine Mina Schönbächler, seine langjährige Sekretärin und Pfarrköchin. [6]

1968 Überraschend gibt Pfarrer Muff seine Demission auf Weihnachten 1968 bekannt. Ab 1970 wirkt er als Kaplan in Niederwil. [7]

1991 Ein seltenes Jubiläum: Josef Muff kann sein diamantenes Priesterjubiläum feiern. [8]

1994 Kurz vor Weihnachten stirbt Muff am 18. Dezember im Alter von 89 Jahren. [9] Am 22. Dezember nimmt Cham Abschied von einem Geistlichen, der über 60 Jahre in der Pfarrei gewirkt hat. [10]


Tumult bei der Pfarrerwahl von 1939

Kurz nach dem plötzlichen Tod von Anton Müller (1878–1939) am 16. August soll ein neuer Pfarrer gewählt werden. Die Kirchgenossen wählen Josef Johann Blum, Pfarrer in Vitznau, dessen Kandidatur der Kirchenrat ausdrücklich nicht unterstützt hatte. Der Kirchenrat wendet sich an Bischof Franziskus von Streng (1884–1970), worauf Pfarrer Blum eine Verzichterklärung abgibt. [11]

Mitte Dezember wird erneut gewählt. 418 Stimmen fallen wiederum auf Pfarrer Blum, 178 auf Pfarrer Eberle, 90 auf Kaplan Muff und 8 auf Kaplan Heggli (1900–1972). Der Kirchenrat erklärt die Stimmen für Blum als ungültig. Darauf kommt zu tumultartigen Szenen. [12]

Pressebericht über die missglückte Pfarrerwahl von 1939:
«Die katholische Kirchgemeinde Cham-Hünenberg hatte einen Pfarrer zu wählen. Vor einiger Zeit wurde in einer ersten Wahl aus drei Kandidaten J. Blum, Pfarrer in Vitznau, gewählt, dessen Kandidatur nicht die Zustimmung des Kirchenrates gefunden hatte, vom Volke aber durchgedrückt wurde. Deshalb viel Aufregung im Volk. Die Herren vom Kirchenrat liefen nach Solothurn zum Bischof, worauf Pfarrer Blum eine Verzichterklärung abgab. Der zweite Wahlgang fand am 17. Dezember in der Kirche statt. Der Kirchgemeindevorsitzende schlug wieder drei Kandidaten vor, Pfarrer Eberle in Perlen und die Kapläne Muff und Hegglin in Cham. Das Volk aber verlangte die Wiederwahl von Pfarrer Blum. Der Vorsitzende nahm den Vorschlag entgegen. Scharfe Worte fielen gegen den Kirchenrat, abgegeben von Kantonsräten, Intellektuellen und Arbeitern. Unter starkem Beifall wurde immer wieder erklärt, daß allein Pfarrer Blum das Vertrauen habe. Das Volk harrte eine Stunde lang vor der Kirche auf das Wahlergebnis. Das lautete, dass von 704 abgegebenen Stimmen 418 auf Pfarrer Blum entfielen, 178 auf Pfarrer Eberle, 90 auf Kaplan Muff und 8 auf Kaplan Hegglin. Nun erklärte aber der Präsident die für Pfarrer Blum abgegebenen Stimmen für ungültig; gewählt sei Pfarrer Eberle. Da stürzte die Menge nach vorn, umringte die Herren vom Kirchenrat, die den Zorn des Volkes über sich ergehen lassen mußten, der sich in lauten Protesten und Schimpfnamen Luft machte. Es entstand ein regelrechter Tumult (eine »kleine Revolution« nennt es der Berichterstatter). Der Kirchgemeinderatspräsident musste in sein nahegelegenes Haus flüchten. Das «Zuger Volksblatt» schreibt dazu: «Die Auslegung des Wahlergebnisses rief bei der Wählerschaft einen derartigen Sturm der Empörung hervor, dass sich die Wähler gegen den Kirchenrat wandten und ihm erklärten, eine derartige Auslegung des Wahlresultates verstosse gegen Treu und Glauben. Es wird gegen diese Auslegung offenbar beim Regierungsrat Beschwerde eingereicht werden.» Da scheinen in gewissen ultramontanen Kreisen merkwürdige Auffassungen über das Wesen der Demokratie zu herrschen. Bei einem Volk, dass sich alles bieten lassen würde, müsste man über solche Methoden Bedenken hegen. Nun haben die Chamer gezeigt, dass sie nicht zu diesen gehören und noch zu schimpfen und zu protestieren wissen, auch gegen hochobrigkeitliche Auffassungen. Das ist sehr erfreulich, weil das Beispiel zeigt, dass zwar mal ein Elefant ein Gartenbeet kaputt treten kann, dass aber doch der Sinn für Demokratie in unserem Volke noch lebt.» [13]

Die Pfarrei Cham-Hünenberg bleibt ohne Pfarrer. Erst an der Kirchgemeindeversammlung vom 4. August 1940 wird Kaplan Muff zum Pfarrer gewählt. [14]


Fronleichnamsprozession vom 31. Mai 1956 mit Pfarrer Josef Muff


Einzelnachweise

  1. Iten, Albert, Tugium Sacrum. Der Weltklerus zugerischer Herkunft und Wirksamkeit bis 1952, Stans 1952, S. 519
  2. Zuger Nachrichten, 23.12.1994
  3. Berner Tagwacht, 22.12.1939
  4. Zuger Neujahrsblatt 1942, Chronik 08.09.1940
  5. Zuger Neujahrsblatt 1960, Chronik 07.07.1958
  6. Zuger Nachrichten, 23.12.1994
  7. Zuger Kalender 1970, Chronik 11.11.1968
  8. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 136
  9. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  10. Zuger Nachrichten, 23.12.1994
  11. Berner Tagwacht, 22.12.1939
  12. Berner Tagwacht, 22.12.1939
  13. Berner Tagwacht, 22.12.1939
  14. Zuger Neujahrsblatt 1942, Chronik 08.09.1940