Post Cham
Die Post unterhielt Poststellen an verschiedenen Standorten in Cham. Jeder Standort war städtebaulich und wirtschaftlich wichtig. Auch in Niederwil (bis 1963) und in Hagendorn (bis 2016) gab es Poststellen.
Chronologie
1781 Seit dem späten 18. Jahrhundert werden Postverbindungen von der Stadt Zug mit den jeweiligen Abgangs- und Ankunftszeiten in Kalendern publiziert. Es gibt wöchentliche Verbindungen nach Zürich, Luzern, Bremgarten, Muri, Solothurn und Schwyz (und von dort weiter über den Gotthard nach Mailand). Über die innerkantonalen Postverbindungen ist aber kaum etwas bekannt. Die Postboten und auch einige Postbotinnen tragen ihre Ware auf dem Rücken und gehen zu Fuss. Genutzt werden aber die Fährdienste über den Zuger- und den Vierwaldstättersee. [1]
1835 Der Kanton Zug ordnet sein Postwesen neu und überlässt sein Postregal der Zürcher Generalpostdirektion. [2]
1841 In Baar, Cham und Walchwil entstehen die ersten Postablagen ausserhalb der Stadt Zug. Täglich rollt eine zweispännige Pferdekutsche von Luzern über Gisikon LU und Cham nach Zug – und umgekehrt. [3]
1849 Die Schweizerische Bundesverfassung von 1848 regelt auch das Postwesen neu. Die Kantone werden entmachtet und die Post wird beim Bund zentralisiert. [4] Rabenwirt Jakob Stutz-Wickart (1824–1890) wird der erste Posthalter von Cham. Zuerst befindet sich die Poststelle im «Raben», dann in der alten Post an der Rigistrasse bis 1874. Die Rabenscheune am Rabenplatz dient für den Pferdewechsel.
1870 Sekundarlehrer Jost Burri (1834–1896) wird als neuer Posthalter gewählt. Die Post wird durch Familienmitglieder und durch das Postmädchen «Fräulein Amberg» ausgetragen.
1875 Die Post zieht um in das neu an der Hünenbergerstrasse 2 erstellte Eckhaus Burri. Im Erdgeschoss befindet sich das «Poststübli» sowie der Spezereiladen Burris. Als erster Briefträger wird Alois Iten (1850–1904) angestellt, der wichtigen Leuten im Dorf bis zu viermal pro Tag die Post vorbeibringt. Dazwischen trägt er die Post bis nach Niederwil oder ins Frauenthal aus. [5]
1877 In Hagendorn prosperiert die Baumwollspinnerei und die Weberei. In der Spinnerei geht am 11. Dezember ein öffentliches Telegrafenbüro in Betrieb. [6]
1883 Nun eröffnet die Post im Haus von Schreinermeister Josef Baumgartner-Wiss (1838–1910) eine Zweigstelle. [7]
1885 Nicht nur die Post ist am Rabenplatz; auch das öffentliche Telegrafenbüro befindet sich dort, nämlich im Nebengebäude des Gasthofs Raben. [8]
1896 Auch der Weiler Niederwil erhält eine eigene Post-Zweigstelle.
1897 Philipp Burri (1866–1905), Sohn des verstorbenen Jost, übernimmt das Posthalteramt. [9]
1900 Der Telegraf befindet sich im Haus von Sattler Studer an der Luzernerstrasse 26. [10]
1905 Nach dem Hinschied von Philipp Burri wird Johann Baptist Baumann (1857–1912) neuer Postverwalter von Cham.
1907/1908 Der Telegraf befindet sich an der Luzernerstrasse 11 «Villa Ritter» der Geschwister Villiger (ab 1909 Haus Dr. Ritter). Als erste Telegrafistin wirkt Julie Villiger. [11]
1912 Baumeister Hans Miesch (1880–1941) erbaut die neue Post am Rabenplatz in der Liegenschaft Luzernerstrasse 17. Die Post zieht vom Burri-Haus in den Neubau um.
1913 Emil Pfister (1874–1944) wird Nachfolger von Johann Baptist Baumann als Postverwalter in Cham.
1924 Die alte Post an der Rigistrasse fällt am 24. Februar einem Brand zum Opfer. Es wird Brandstiftung vermutet. Die Feuerwehr ist um ein Uhr in der Früh schnell auf dem Brandplatz, trotzdem verlieren die Bewohner den grössten Teil ihres Besitzes. Nach einer kalten Nacht ist die Brandruine am folgenden Sonntagmorgen mit Eis überzogen. [12]
1933 Die Post Cham erlangt aufgrund des gestiegenen Kundenvolumens den Status einer Post VI. Klasse. [13]
1940 Der neue Postverwalter Chams heisst Bernhard Freimann aus Hünenberg. Die Post hat den Status VII. Klasse. Die Post Cham bekommt eine neue Schalteranlage mit Postfächern, die sich nach aussen öffnen.
1943 Rudolf Vollenweider (1892–1966) aus Hedingen ZH übernimmt das Amt des Postverwalters. Die Post Cham wird zur Post VI. Klasse zurückgestuft.
1951 Cham wird nochmals zurückgestuft, jetzt auf Stufe V.
1952 Ab 1. April werden die sehr beschwerlichen Postbotenkurse vom Postamt Cham zu den Postbüros Ober- und Unterhünenberg, Hagendorn und Niederwil nicht mehr per Fahrrad, sondern neu per «Lieferungsauto» bewältigt. [14]
1954 Das Postamt Cham beschäftigt 14 Personen, spediert 478'000 und empfängt 1'799'000 Briefe. Der Umsatz beträgt 34,9 Millionen Franken. [15]
1957 Johann (Hans) Schär (1910–1973) ist der neue Postverwalter. [16]
1955 Die Chamer Post rüstet auf: mit einem neuen Paketraum, 86 neuen Postfächern und mit einem Wertzeichen-Automat. [17]
1963 Mit dem Tod von Posthalter Johann Scherer-Betschart (1895–1963) verliert Niederwil sein Postzweigstelle.
1964 Die Schweizerische Post führt vierstellige Postleitzahlen ein. Cham erhält die Postleitzahl 6330.
1971/1972 Anfang November wird die Poststelle Hagendorn in ein eigens dafür gebautes Haus nach Rumentikon verlegt. Das bisherige Postbüro befand sich seit 1883 im Haus von Schreinermeister Gottfried Baumgartner (1878–1942) und wurde während drei Generationen von dieser Familie betreut. Der neue Posthalter in Hagendorn wird Paul Wyss-Herger (1927–2021). [18]
1973 Die Post eröffnet im Industriegebiet Städtlerallmend an der Alten Steinhauserstrasse 9 eine Paketsammelstelle für Geschäftskunden. [19] Im gleichen Jahr wird Walter Schär zum neuen Postverwalter gewählt. [20] Schär begann 1944 seine Postlaufbahn in Cham als Lehrling. [21]
1983 Die Post Cham zieht vom Rabenplatz in das neu eröffnete Einkaufscenter Neudorf an der Zugerstrasse. [22]
1990 Der neue Postverwalter Chams heisst Hans Hürlimann. [23]
1992 Jürg Kläntschi wird Poststellenleiter in Cham. [24]
2003 Die Chamer Post wird im Verteilzentrum an der Luzernerstrasse 9 sortiert und von Zustellbeamten ausgetragen. [25]
2007 Die Post weiht am 15. Juni die neue Poststelle Cham 2 an der Alten Steinhauserstrasse 15 ein. Sie ist auf die Bedürfnisse der Geschäftskunden ausgerichtet. [26]
2016 Die Post Hagendorn wird zum Bedauern vieler am 10. Dezember geschlossen. Rund 200 Menschen kommen nach Hagendorn, um von Posthalter Richard Wyss und seiner Frau Edith Abschied zu nehmen. [27]
2017 Cham verliert sein Post-Verteilzentrum. Die Post zentralisiert die Postverteilung für den Raum Ennetsee im Industriegebiet Bösch in Hünenberg. [28] Die Ausdünnung des Poststellennetzes wird schweizweit intensiv diskutiert. Im Unterschied zu anderen Gemeinden im Ennetsee bleibt die Poststelle Cham Zentrum erhalten. [29]
2024 Die Poststelle Cham im Zentrum Neudorf an der Zugerstrasse 15 wird saniert und am 10. Juni wieder eröffnet. [30]
Post- und Telegrafenbeamte in Cham, Hagendorn und Niederwil
Poststelle Cham von 1848 bis 1998
Posthalter
- Jakob Stutz-Wickart (1824–1890), 1849–1870 [31]
- Jost Burri (1834–1896), 1870–1866 [32]
- Philipp Burri (1866–1905), 1896–1905 [33]
- Johann Baptist Baumann (1857–1912), 1905–1912 [34]
- Emil Pfister (1874–1944), 1913–1940 [35]
- Bernhard Freimann, 1941–1942 [36]
- Rudolf Vollenweider (1892–1966), 1943–1957 [37]
- Johann Schär (1910–1973), 1957–1972 [38]
- Walter Schär, 1973–1990 [39]
- Hans Hürlimann, 1991 [40]
- Jürg Kläntschi, 1992–1998 [41]
Commis [42] (ab 1932 Betriebsbeamte, ab 1955 Kassenbeamte, ab 1957 Postbureauchef)
- Bernhard Freimann, 1904–1940 [43]
- Rudolf Vollenweider (1892–1966), 1921–1942 [44]
- Max Schweizer, 1947–1950 [45]
- Johann Schär, 1951–1958 [46]
- Anton Boog, 1955–1956 (2. Kassenbeamter) [47]
- Walter Schär, 1959–1972 [48]
Telegrafistinnen
Poststelle Hagendorn von 1883 bis 2016 (Posthalter und Posthalterinnen)
- Josef Baumgartner (1838–1910), 1883–1910 [51]
- Gottfried Baumgartner (1878–1942), 1910–1942 [52]
- Elisabeth (Elsa) Baumgartner (1907–1990), 1943–1971 [53]
- Paul Wyss (1927–2021), 1972–1988 [54]
- Richard Wyss, 1989–2016 [55]
Poststelle Niederwil von 1896 bis 1963 (Posthalter)
- Scherer Xaver (1854–1935), 1896–1935 [56]
- Johann Scherer-Betschart (1895–1963), 1936–1963 [57]
Dokumente
Zeitungsartikel
– Diskussion um Postschliessung im Ennetsee, Zuger Zeitung, 28.01.2017
– Verabschiedung Posthalterehepaar Richard und Edith Wyss, Zuger Woche, 07.12.2016
Fotogalerie
Poststellen im Laufe der Zeit
Posthalter in Cham
Jakob Stutz-Wickart (1824–1890), Posthalter von 1849 bis 1870
Jost Burri (1834–1896), Posthalter von 1870 bis 1896
Philipp Burri (1866–1905), Posthalter von 1896 bis 1905
Posthalter in Hagendorn
Josef Baumgartner (1838–1910), Posthalter von 1883 bis 1910
Gottfried Baumgartner (1878–1942), Posthalter von 1910 bis 1942
Paul Wyss (1927–2021), Posthalter von 1972 bis 1988; 1986 wurden Paul und Maria Wyss auch Leiter der Einnehmerei Hagendorn der Darlehenskasse Cham, deren Chef Josef Huwiler (links) war.
Einzelnachweise
- ↑ Hoppe, Peter, Wie die Post abgeht. Grundzüge einer zugerischen Postgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, in: Tugium 21 (2005), S. 189f., 197
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Hoppe), S. 202
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Hoppe), S. 204f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Hoppe), S. 206
- ↑ Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 104. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 187
- ↑ Zuger Volksblatt, 22.12.1877
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 104
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 04.04.1885. Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 105
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), Anhang, S. 313
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 105
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 105
- ↑ Zuger Nachrichten, 27.02.1924
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), Anhang, S. 313
- ↑ Zugersee-Zeitung, 28.03.1952
- ↑ Zugersee-Zeitung, 16.09.1955
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), Anhang, S. 313
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Gruber et al.), S. 104
- ↑ Zuger Nachrichten, 06.12.1971. Zuger Kalender 1973, Chronik Dezember 1971
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 16.06.2007
- ↑ Zuger Woche, 15.05.1996
- ↑ Luzerner Neuste dNachrichten, 22.03.1990
- ↑ Zuger Neujahrsblatt 1984, Chronik 27.04.1983
- ↑ Zuger Presse, 29.10.2004
- ↑ Zuger Presse, 29.10.2004
- ↑ Zuger Woche, 15.05.1996
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 16.06.2007
- ↑ Zuger Woche, 07.12.2016
- ↑ Zuger Zeitung, 15.12.2016
- ↑ Zuger Zeitung, 28.01.2017
- ↑ Zuger Zeitung, 10.06.2024
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1896/1897
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1896/1897
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1897/1898–1904
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1906–1911/1912
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1913/1914–1939/1940
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1941/1942
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1943/1944–1957/1958
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1959/1960–1971/1972
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1975/1976–1989/1990
- ↑ Zuger Presse, 29.10.2004
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1992/1993–1997/1998
- ↑ veraltete Bezeichnung für einen Kontoristen, Handlungsgehilfen oder kaufmänni-schen Angestellten
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1904–1939/1940
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1921/1922–1941/1942
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1947/1948–1949/1950
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1951/1952–1957/1958
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1955/1956
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1959/1960–1971/1972
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1896/1897–1925/1926
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1927/1928–1933/1934
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1906–1909
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1911/1912–1941/1942
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1943/1944–1971/1972
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1973/1974–1987/1988
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1989/1990. Zuger Woche, 07.12.2016
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1905–1935/1936
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1937/1938–1963/1964