Bär Joseph (1769–1829)
Joseph Bär war ein Ratsherr und der Papierfabrikant von Cham, der bei einem tragischen Unglück ums Leben kam.
Stationen
1769 Joseph Bär (eigentlich Joseph Anton Alois) kommt am 10. April in Zug zur Welt. Sein Vater ist der Zuger Gewerbetreibende Jakob Bär (1741–1814), seine Mutter Marie Barbara, eine geborene Weiss (1764–1805). Vater Jakob Bär besitzt möglicherweise bis 1774 die Mühle in Oberwil bei Zug. [1]
1778 Josephs Vater Jakob Bär erwirbt das Gemeinderecht der Gemeinde Städtli und bezahlt die verlangte Taxe von 80 Gulden. Davon gehen 10 Gulden an den Zuger Stadtrat. Bär hat in Cham Land gekauft, bleibt aber noch in Zug wohnhaft. [2]
1782 Papiermacher Jakob Bär kauft die Chamer Papiermühle. [3]
1794 Joseph Bär ist 25-jährig und er heiratet Marie Verena Lutiger (1771–1806), die Tochter eines Leutnants Lutiger von Cham. Das Ehepaar hat in der Folge sieben Kinder. [4] Vor der Heirat präsentiert er dem Zuger Stadtrat das Beisassenrecht seiner Braut respektive das zur Beibehaltung seines eigenen Beisassenrechts im Städtli erforderliche Frauengut mit einer Urkunde im Wert von 200 Gulden. [5]
1807 Im Alter von 38 Jahren übernimmt Joseph Bär die Leitung der Papiermühle Cham. Er ist Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen und bringt die Papiermühle zum Blühen. [6] Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratet er Anna Marie Hausheer. Mit ihr hat er nochmals sechs Kinder. [7]
Die Papierfabrik einige Jahre nach der Zeit von Joseph Bär: Die Papiermühle gleicht mehr einem Bauernhaus als einer Fabrik, 1843
1812
Anne Marie Veronika, das dreijährige Töchterchen von Anna Marie und Joseph Bär-Hausheer, ertrinkt am 4. Juli in der Lorze. [8]
1817 Zusammen mit «Raben»-Wirt Michael Stutz (1765–1839) veranstaltet Joseph Bär ein «Ehr- und Freyschiessen», es lockt ein beträchtlicher Gesamtgewinn von 5000 Gulden. [9] Bär war ein guter Schütze, der viele Preise gewinnen konnte. [10] Im gleichen Jahr wird Bär zum «Füerinspektor» gewählt. [11]
1820 Joseph Bär kommt in den Chamer Gemeinderat, fortan wird er in den Akten und Urkunden als «Rathsherr Bär» genannt. Seit 1813 ist Bär auch Mitbesitzer der lorzenabwärts gelegenen Hammerschmiede.[12]
In der Kommunikantenzählung werden im Haus von «Herr Rathsherr Bäär» nicht weniger als 11 Kommunikanten gezählt. Es ist einer der grössten Chamer Haushalte.
1822 Die Hammerschmiede verkauft Bär an Alois Bernauer aus Gippingen AG. [13]
1829 Joseph Bär produziert mit seiner Papiermühle jährlich 800 Zentner Lumpen und stellt daraus 300 Ballen Papier her. Der Betrieb hat sich etabliert.
Doch Bär kommt bei einem tragischen Unglück am 2. Dezember ums Leben: Bär kehrt von einer Geschäftsreise aus Aarau und Lenzburg zurück. Bei der Reussbrücke in Sins AG trifft er vier Jäger. Bär bittet einen der Jäger, der mit ihm bekannten Chamer Kirchmeier Leonz Suter (1801–1865), doch zu ihm in den Wagen zu steigen. In diesem Moment scheut das Pferd, und Suter stürzt unglücklich. Bär will ihm helfen, greift dabei unbeabsichtigt zur Flinte, die losgeht und Bär tötet! [14] «Der Schuss fuhr durch den Hals und unterhalb des Ohrs wieder hinaus, Herr Bär aber sank bewusstlos nieder und blieb tod auf der Stelle.» [15]
1830 Nach dem tragischen Tod von Joseph Bär übernehmen seine Söhne Franz Michael und Philipp Jakob Bär die Chamer Papiermühle; Franz Michael reist dazu aus München an, Philipp Jakob kehrt aus dem Militärdienst in Neapel zurück. [16]
1832 Franz Michael Bär ist nun der Eigentümer; er möchte den Betrieb aber verkaufen. Bär bietet im Mai das Objekt mit Annoncen in verschiedenen Schweizer Zeitungen zum Verkauf an: «Papiermühle in Cham, Kanton Zug, bestehend aus dem Fabrikgebäude, einem Wohnhaus, einer Scheune, Leim- und Wohnhaus und einem Holzschopf, alles im besten Zustande. Die Fabrik besteht aus 2 Hollendern, 12 Stempeln, 2 eisernen Preßspindeln und übrigen zur Papierfabrikation gehörigen Geräthschaften. Dazu dienen ferners 30 Jucharten Land aus Matten, Aeckern, Weidland und Holz bestehend; einem allfälligen Käufer wäre frei gestellt, das Ganze, oder nur einen Theil davon an sich zu bringen. Das Fabrikgebäude ligt an der Lorze, welche den Ausfluß des Zugersees bildet, und sich dadurch zu einer der besten und vorzüglichsten Wasserkräfte der Schweiz qualifizirt, indem dieselbe das ganze Jahr durch beinahe gleichförmig ist, und man weder von Wassermangel,- noch von Ueberschwemmung, noch von Erfrieren jemals etwas zu befürchten bat, so daß sich dieselbe jedem andern Gewerbe, welcher einen bedeutenden Kraftaufwand erfordert, vorzüglich eignet.» [17]
1837 Der Verkauf gelingt: Die Gebrüder Heinrich und Xaver Segesser von Luzern übernehmen die Papiermühle. Die Ära der Familie Bär beim Chamer Papierbetrieb geht nach 48 Jahren zu Ende. [18]
Würdigung
Allzu viel ist nicht bekannt über Joseph Bär, der die Papiermühle während 22 Jahren leitete. In einer ausserkantonalen Zeitung schreibt nach seinem Tod: «Die Gemeinde Cham verliert an Hrn. Bär einen sehr thätigen und einsichtsvollen Bürger. An allen Gemeindsangelegenheiten nahm er mit Rath und That Antheil, kräftig das Bessere unterstützend, wenn es auch das Neuere war. Zugleich war sein häusliches Leben eine wahre Musterschule. Vater einer zahlreichen Familie betrieb er seinen Gewerb mit grossem Eifer und brachte ihn zu einer Vollkommenheit, die man in weit grössern Etablissements nicht immer findet, und auch die Art, wie er seine landwirthschaftlichen Angelegenheiten trieb, war Manchem Ermunterung, das Neuere zu versuchen. Das zahlreiche Leichenbegleit, das dem Seligen nicht nur von Cham, sondern auch von Zug und aus der ganzen Umgegend zu Theil ward, war Zeuge von der Achtung, die er in seinem Canton genoss.» [19]
Einzelnachweise
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.33.542, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1773–1779, S. 29 (17.07.1773); A 39.26.33.663, S. 97 (19.11.1774). Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind – 350 Jahre «Papieri» Cham, Zug 2007, S. 24
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.33.1748, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1773–1779, S. 250 (03.01.1778)
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.34.822, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1780–1787, S. 132 (13.09.1782). Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 24. Weber, Anton, Die Papierfabrikation in der Schweiz im Allgemeinen und im Kanton Zug im Besondern, in: Zuger Neujahrsblatt 1898, S. 3–30, hier S. 19f.
- ↑ Archiv Papierfabrik Cham, Typoskript Josef Bär (undatiert)
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.36.768, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1792–1795, fol. 82v (01.03.1794)
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 24
- ↑ Archiv Papierfabrik Cham, Typoskript Josef Bär (undatiert)
- ↑ Archiv Papierfabrik Cham, Typoskript Josef Bär (undatiert)
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 16.09.1817. Zürcherische Freitagszeitung, 19.09.1817
- ↑ Zürcherische Freitagszeitung, 11.12.1829
- ↑ Archiv Papierfabrik Cham, Papiermühle Cham, Auszüge, Abschriften und Photokopien aus den Ratsprotokollen, Hypothekenbücher und Kauf- und Auskaufprotokollen, Typoskript o. D. (Eintrag vom 29.05.1817)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868). Zurfluh, Christoph, Hammer. Von der «Chupferstrecki» bis zur «Ära Lüdi» 2014, Cham 2014, S. 46
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 24
- ↑ Zürcherische Freitagszeitung, 11.12.1829
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 24
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 09.05.1832. Berner Volksfreund, 10.05.1832. Wochenblatt für die vier löblichen Kantone Ury, Schwytz, Unterwalden und Zug, 11.05.1832. Zürcherische Freitagszeitung, 11.05.1832
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Weber), S. 20
- ↑ Zürcherische Freitagszeitung, 11.12.1829