Bahnhof Cham, 20. Jahrhundert

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Der Bahnhof aus der Vogelperspektive vom Chamer Kirchturm mit Blick auf den weitgehend unbebauten Westen von Cham, undatiert (um 1920)
Anfänglich wird die Elektrolokomotive auch zu Rangierfahrten im Bahnhof Cham eingesetzt
Der Bahnhof Cham, etwas abseits vom Dorfkern
Die «Spanisch-Brötli-Bahn» ist zu Gast in Cham, 26.06.1947
Der Bahnhof, gesehen vom Turm der Pfarrkirche St. Jakob, August 1983
Westansicht des Bahnhofplatzes mit dem legendären WC-Häuschen, 01.05.1989
Der neue Aufgang vor dem alten Güterschuppen, 1995
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Der Bahnhof mit dem alten Güterschuppen, undatiert (vor 1995)
Bahnhof mit Vollmond: die neue Unterführung ist erstellt, 1995

Immer mehr Menschen reisen mit der Bahn. Damit steigt auch die Bedeutung des Bahnhofs Cham. 1987 wird die Strecke Zug-Cham auf Doppelspur ausgebaut. Der Bahnhof wird zur Drehscheibe für verschiedene Buslinien und erhält 1999 den ersten Busbahnhof im Kanton. 1995 wird der Güterschuppen abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.


Chronologie

1902 Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB übernehmen am 1. Januar die Bahnlinie Zürich–Zug–Luzern und den Bahnhof von der Schweizerischen Nordostbahn NOB.

Die Anglo-Swiss Condensed Milk Company bekommt eine Bahn-Spitzkehre, die zu ihrem Lagerhaus führt. [1]

1903 Täglich werden 32 Güterwagen im Bahnhof Cham umgeladen. [2]

1906 Der Bahnhof erhält das neue Stellwerk vom Typ «Bruchsal G/H». [3] Bei diesem Stellwerk erfolgt die Weichenumstellung per Drahtseilübertragung.

1909 Diebe brechen am 16. Mai in das Bahnhofgebäude von Cham ein und stehlen im Büro 800 Franken. [4]

1910 Am 25. August erhält die Milchsüdi endlich einen direkten Bahnanschluss, der die Güter von und zur Fabrik führt. [5]

1918 Nach 32 Jahren als «gewissenhafter und zuvorkommender Beamter tritt Bahnhofsvorstand Friedrich «Fritz» Widmer (1858–1920) «auf Drängen seiner Angehörigen» in den Ruhestand. Jetzt sind es 142'000 Personen, welche die Bahn ab Cham befördert. [6]

1920 Seit dem 9. März hat auch die Papierfabrik Cham einen direkten Bahnanschluss. Das Papieri-Bähnli überquert die Zugerstrasse und gelangt so zur Fabrik. [7]

1922 Die Bahnlinie Zug-Luzern wird elektrifiziert. Ab dem 9. Oktober gehört das Kapitel der dampfenden Lokomotiven der Vergangenheit an. [8]

1930 Bei der Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof Cham verunglückt am 8. März der Briefträger Josef Steiger tödlich. Der anfahrende Zug erfasst den Postkarren und stürzt ihn um. Steiger erleidet dabei schwere Kopfverletzungen. [9]

1946 Der Bahnhof Cham bekommt ein neues Perrondach und freundlicher gestaltete Warteräume. [10]

1947 Zu ihrem 100. Gerburtstag macht am 26. Juni die legendäre Spanisch-Brötli-Bahn, die erste Eisenbahn, die in der Schweiz verkehrte, in Cham halt. Jung und Alt bestaunen die Jubilarin. [11]

1973 Schulkinder und die Bevölkerung bieten dem neu gewählten Bundesrat Hans Hürlimann (1918–1994) einen freudigen Empfang, als der Extrazug auch in Cham einen Halt macht. [12]

1975 Das Stellwerk von 1906 wird von mechanischen Betrieb auf Elektromechanik umgestellt. [13]

1979 Cham bekommt eine eigene Lokomotive. Am 12. Mai wird die Gotthard-Lokomotive Re 6/6 Nr. 11673 Cham offiziell getauft. [14]

1980 Hans Wermelinger (1930–1988), bereits seit 1947 SBB-Beamter und Bahnhofsvorstand in Cham, wird zum Bahnhofsvorstand von Küssnacht am Rigi SZ gewählt. [15]

1981 Der Bahnhof Cham steigt in den Rang eines «Bahnhof 9» auf, noch vor den Bahnhöfen von Baar, Steinhausen und Walchwil. [16]

1985 Cham erhält seinen Dorfbus Rumentikon–Cham–Pfad. Abfahrtsort ist der Bahnhof Cham. [17]

1987 Die Bahnlinie Zug–Cham wird auf Doppelspur ausgebaut. Der Verwaltungsrat der SBB spricht dafür 47 Millionen Franken. [18] Die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) übernehmen per Ende Mai die Buslinie Cham–Sins von der AHC Hochdorf und führen sie neu als Buslinie 7 von Zug–Cham–Sins. [19]

1989 Wieder gibt es drei neue Buslinien, die den Bahnhof Cham bedienen: die Buslinie 61 Zythus–Cham Bahnhof–Steinhausen–Baar Bahnhof, die Buslinie 41 Cham Bahnhof–Rotkreuz–Buonas–Risch sowie die neue Buslinie 42 Cham Bahnhof–Pfad. [20]

1991 Eine neue, rollstuhlgängige Personenunterführung verbindet den Bahnhof besser mit dem Villette-Park. Die Baukosten dafür belaufen sich auf 1,9 Millionen Franken. [21]

1995/1996 Der Güterschuppen von 1874 wird abgebrochen und macht einem Neubau Platz. Der Kiosk auf der Westseite wird aufgehoben. Dafür wird im neuen «Güterschuppen» ein Bahnhofskiosk mit «Avec Shop» mit Gütern des täglichen Bedarfs eingerichtet. [22]

1997 Das Stellwerk von 1906, ununterbrochen in Betrieb, wird durch eine elektronische Stellwerkanlage abgelöst. Die neue Steuerung befindet sich nicht mehr in Cham, sondern in Zug. [23]

1998 Die SBB, die Einwohnergemeinde und der Kanton zahlen die Gesamtkosten des neuen Bus-Bahnhofs und der Parkierungsanlagen beim Bahnhof Cham. [24]

1999 Der Bahnhof Cham erhält den ersten Zuger Busbahnhof. Am 31. Mai wird dieser feierlich eingeweiht. [25] Der Verein Industriepfad Lorze schafft es, dass das historisch wertvolle Stellwerk vom Typ «Bruchsal G/H» von 1906 im Bahnhof Cham erhalten bleibt. [26]

2000 Der Bahnhof Cham wird vollumfänglich vom Zentralstellwerk in Zug aus gesteuert. Dennoch bleibt der Bahnhof Cham laut den SBB eine der 250 «strategisch wichtigen Verkaufsstellen». Es gibt einen TicketCorner, eine offizielle Geldwechselstelle mit weltweitem Bargeldservice und ein Reisebüro. [27]


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Fotogalerie

Nächtlicher Bahnhof, 1981

Nachts ist es 1981 ruhig im Bahnhof Cham und die Postwagen warten auf ihren Einsatz am anderen Tag. Auch eine Telefonzelle gehört in den 1980er Jahren selbstverständlich noch zum Dienstleistungsangebot.


Abbruch des Güterschuppens, 1995

Im August 1995 beginnt der Abbruch des Güterschuppens von 1874


Bau Annexgebäude, Unterführung und Geleise, 1996

Nach dem Abbruch des Güterschuppens wird mit dem Bau des Annexgebäudes, der Unterführung zur Villette und den neuen Geleisen begonnen. Um der Doppelspurlinie genügen Platz zu geben, wird die Friedhofmauer abgetragen und um einige Meter nach rechts verschoben. Während rund zwei Jahren ist der Bahnhof eine grosse Baustelle.


Einzelnachweise

  1. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 183
  2. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 98
  3. Vgl. Anmerkung 1 (Steiner et al.), S. 182
  4. Zuger Neujahrsblatt 1914, Chronik 16.05.1909
  5. Vgl. Anmerkung 1 (Steiner et al.), S. 183
  6. Zuger Neujahrsblatt 1925, Chronik 01.11.1918. Zuger Volksblatt, 14.09.1920
  7. Vgl. Anmerkung 1 (Steiner et al.), S. 183
  8. Vgl. Anmerkung 1 (Steiner et al.), S. 182
  9. Zuger Kalender 1931, Chronik 08.03.1930
  10. Vgl. Anmerkung 2 (Gruber et al.), S. 100
  11. Freundliche Mitteilung von Yvonne Livingston, Cham, 13.06.2024
  12. Zuger Neujahrsblatt 1975, Chronik 13.12.1973
  13. Neue Zuger Zeitung, 07.09.2016
  14. Vgl. Anmerkung 1 (Steiner et al.), S. 182
  15. Zuger Kalender 1981, Chronik April 1980
  16. Zuger Kalender 1982, Chronik 28.02.1981
  17. ZVB-Chronik, 04.11.1985
  18. Zuger Kalender 1988, Chronik 10.04.1987
  19. ZVB-Chronik, 31.05.1987
  20. ZVB-Chronik, 28.05.1989
  21. Zuger Kalender 1992, Chronik 10.06.1991
  22. Zuger Kalender, Chronik 06.06.1996
  23. Zuger Kalender, Chronik 23.05.1997. Neue Zuger Zeitung, 07.09.2016
  24. Zuger Kalender 2000, Chronik 01.07.1998, 16.09.1998
  25. Zuger Kalender 2000, Chronik 31.05.1999
  26. Zuger Kalender 2001, Chronik 13.09.1999
  27. Neue Zuger Zeitung, 05.09.2000