Luzernerstrasse 14 «Kreuz»
Die Liegenschaft entstand 1883 mit den östlich gelegenen Nachbarhäusern. Seit 1884 ist darin das Gasthaus Kreuz untergebracht.
Chronologie
1883 Das dreigeschossige Haus an der damaligen Ecke Luzernerstrasse/ Rigistrasse entsteht (Ass.-Nr. 243a). Bauherr ist Johann Rast-Köpfli (1854–1915). [1] Gleichzeitig entstehen die benachbarten Häuser Luzernerstrasse 12 und Luzernerstrasse 10. Zu dritt bilden sie eine homogene Häuserzeile entlang der neuen Hauptstrasse.
1884 Johann Rast führt das Gasthaus zum «Kreuz». [2]
1885 Ende Jahr eröffnet Kaufmann Jakob Fidel Eicher aus Chur im Haus eine Filiale seines «Manufakturwaaren-Geschäftes». Angeboten werden u.a. Hüte, Mäntel, Handschuhe und Regenschirme. [3] Eichers Hauptgeschäft befindet sich in der Zuger Vorstadt. [4]
Ergänzend zum Wirtshaus entstehen eine Kegelbahn (Ass.-Nr. 243b, abgetragen 1928) und ein Ökonomiegebäude mit Wohnung (Ass.-Nr. 243c, abgetragen 1938). [5]
1888 Coiffeur Josef Strüby übernimmt das vorher von Emil Kost in Cham betriebene «Coiffeur- und Chirurgiegeschäft». Das Lokal befindet sich ebenfalls an bester Lage an der Luzernerstrasse 14. [6]
1890 Uhrmacher Carl Römer (1868–1922) arbeitet im Parterre des «Kreuz», bis er 1896 das Backsteinhaus auf der Rabenmatt erstellt und umzieht. [7]
1915 Die Geschwister Rast übernehmen die Liegenschaft. [8]
1918 Marie Rast ist als Alleineigentümerin verzeichnet. [9]
1929 Das Gebäude am Strasseneck geht am 12. Dezember die neu gegründete Genossenschaft Gasthaus zum Kreuz. [10]
1930–1938 Die Genossenschaft baut aus. Sie erstellt in zwei Etappen den Anbau für den Theatersaal an der Rigistrasse. Architekt ist Karl Becker aus Hochdorf. Gleichzeitig wird die heutige Gestaltung des Erdgeschosses in Kunststein ausgeführt. [11] Den hinteren Anbau des Saals nutzen Organisationen, die der katholischen Kirche nahestehen: Gesellenverein (heute Kolping), Jungmannschaft, Jungfrauenkongregation, Jungwacht und Blauring. Damit ist der Anbau des «Kreuz» eine Art Vorgänger des Pfarreiheims. [12]
1959 Das «Kreuz» erfährt einen grösseren Umbau. Das Projekt stammt vom Chamer Architekten Otto von Rotz (1914–2009), der auch gleich die Bauleitung übernimmt. Ein Kuriosum ist die Platzierung von alten Eichenbalken von 1642 zwischen den Räumen als Sturz und Pfosten; diese stammen vom alten Glockenstuhl der Pfarrkirche St. Jakob. [13]
1982 Die «Kreuz»-Genossenschaft vermietet Räumlichkeiten der Einwohnergemeinde, die darin den ersten Chamer Jugendtreffpunkt einrichtet. [14]
1990 Der Chamer Rechtsanwalt Rudolf Kleiner übernimmt den Vorsitz der Genossenschaft; sein Vorgänger war Pfarrer Josef Muff (1905–1994).
1994 Das Gebäude wird umgebaut und die Säle werden aufgefrischt. Die Wirtsstube und die beiden Säle bieten Platz für insgesamt 250 Plätze. [15]
2005 Die Einwohnergemeinde verlegt den Jugendtreffpunkt vom «Kreuz» in die Furenmatt nach Lindencham. In diesen Teil des «Kreuz» werden vier Kleinwohnungen eingebaut. [16]
2010 Das «Kreuz» wird innen und aussen einer Auffrischung unterzogen. Die Stühle werden ausgewechselt, erfrischende Bilder dekorieren die Wände, der Speisesaal strömt wohnliche Atmosphäre aus. [17]
2022 Es wird publik, dass das Gebäude den feuerpolizeilichen Anforderungen nicht mehr genügt. In den nächsten Jahren will Genossenschaftspräsident Rudolf Kleiner die Liegenschaft total sanieren. [18]
2024 Die Liegenschaft ist denkmalgeschützt und im Inventar der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham enthalten. [19]
Kunsthistorische Beschreibung
«Dreigeschossiges Eckhaus an der Einmündung zur Rigistrasse, durch die abgeschrägte Ecke mit ursprünglich zwei Balkonen die Platzsituation aufgreifend, ähnlich wie das «Burrihaus». Anbau eines Theatersaals an der Rigistrasse in zwei Etappen 1930/38 durch Architekt Karl Becker, Hochdorf, wohl gleichzeitig die heutige Gestaltung des Erdgeschosses in Kunststein. Sprechendes Wirtshausschild: Goldenes, gleichschenkliges Kreuz an geschweiftem Ausleger, Ende 19. Jh.» [20]
Die Bibliothek für katholische Schülerinnen und Schüler
Ebenfalls im Anbau des «Kreuz» befand sich eine katholisch geprägte Schulbibliothek. Geleitet wurde diese von Bertha Grob (1918–2009), der Schwester von Joseph Grob (1923–2019), Pfarrer von Risch. [21]
Dokumente
Kaufvertrag von 1929
Kaufvertrag von 12. Dezember 1929 zwischen Marie Rast und der Genossenschaft zum Gasthaus Kreuz: Frau Rast verkauft die Liegenschaft zum Preis von 115'000 Franken.
Bildergalerie
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 26.01.1884
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 12.12.1885. Zuger Volksblatt, 08.05.1886
- ↑ Zuger Volksblatt, 27.08.1884
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Zuger Volksblatt, 10.10.1888
- ↑ Zuger Volksblatt, 27.09.1890. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 116
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1929–1960), 2. Band
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 127
- ↑ Freundliche Mitteilung von Josef Huwiler, Cham, 28.12.2016
- ↑ Zugersee-Zeitung, 20.11.1959
- ↑ Freundliche Mitteilung von Josef Huwiler, Cham, 28.12.2016
- ↑ Freundliche Mitteilung von Markus Stoller, Cham, 20.12.2016
- ↑ Freundliche Mitteilung von Josef Huwiler, Cham, 28.12.2016
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 07.10.2010
- ↑ www.zentralplus.ch [News- und Community-Plattform für Luzern und Zug], 29.11.2022
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 117 [Stand: 15.05.2024]
- ↑ Vgl. Anmerkung 11 (Grünenfelder), S. 127
- ↑ Freundliche Mitteilung von Josef Huwiler, Cham, 28.12.2016