Goldmatt

Aus Chamapedia

Liegenschaft Goldmatt, südlich des Hotel-Restaurants Bären
Ausblick vom Kirchturm in Richtung Nord-Ost, rechts die Liegenschaft Goldmatt, 1979

An dieser Stelle befand sich das Heimwesen von Matthias Bütler, «Harzerburg» genannt. Der Chamer Milchkonzern «Anglo-Swiss Condensed Milk Company» kauft 1899 den nördlichen Teil des Geländes, das «Goldmatt» genannt wird, und erbaut darauf ein Heiz- und Kesselhaus sowie eine Lokremise. Genau hundert Jahre später weichen die markante Fabrikanlage mit Sheddach und Fabrikkamin zugunsten der neuen Überbauung Dorfplatz.


Chronologie

1640 Eine «Goldmath» wird erstmals in einem Urbar [= Verzeichnis von Besitzrechten, Güterverzeichnis] der Pfarrkirche St. Jakob Cham erwähnt. [1] Die betreffende Wiese gehört zur Pfarrpfrund der nahen Pfarrkirche St. Jakob.

1877 Als erster Bau der Anglo-Swiss Condensed Milk Company, im Volksmund «Milchsüdi» genannt, westlich der Lorze entsteht ein Lagerschuppen.

1899 Die Anglo-Swiss Condensed Milk Company kauft den nördlichen Teil der Goldmatt mit Haus, Scheune und Waschhütte für 16'000 Franken.

1903 Die «Anglo-Swiss Condensed Milk Company» baut auf der Goldmatt das Heiz- und Kesselhaus der Fabrik. [2] Das Fabrikgebäude aus Sichtbackstein weist ein charakteristisches Sheddach mit Oberlichtreihen sowie einen Fabrikkamin auf, der weit herum sichtbar ist. [3]

1910 Die Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company erstellt auf dem Gelände noch ein Lokomotivdepot und lässt eine Anschlussgeleise über die Lorze bauen, das zum Bahnhof Cham führt. Auf der Goldmatt verteilt ein Drehkreuz die Eisenbahnwaggons und die Lokomotive.

1932 Die Einwohnergemeinde Cham pachtet jenen Teil der Goldmatt, die zur Pfarrpfrund gehört. Deren Inhaber, Pfarrer Anton Müller (1878–1939), unterschreibt den Pachtvertrag für 50 Jahre für die spätere Friedhofserweiterung. Das Pachtland, das noch nicht gebraucht wird, darf die Gemeinde als Parkplatz nutzen. Der jährliche Pachtzins beträgt 200 Franken.

1949 Die Nestlé verkauft ihren Teil der Goldmatt Ende Jahr an die «Gebr. Rüttimann A.-G. für elektrische Unternehmungen» aus Zug. [4] Der Elektriker August Sidler (1896–1983) möchte einen zentral gelegenen Theater- und Konzertsaal in Cham bauen lassen. Er versucht die Einwohnergemeinde zu überzeugen, die Goldmatt von der Nestlé zu kaufen. Allerdings nimmt die Gemeinde das Anliegen nicht auf.

1950 In der Fabrikhalle sind nun die Werkzeugmagazine der Gebrüder Rüttimann AG untergebracht. Die Einwohnergemeinde mietet von der Gebrüder Rüttimann AG den Anlegeplatz, um ihre Pflastersteine nicht mehr beim Hirsgarten lagern zu müssen. Die Idee wird jedoch nie umgesetzt und der Vertrag 1951 in beidseitigem Einverständnis wieder aufgelöst.

1951 Die Gebrüder Rüttimann optimieren die Fabrik für ihre Zwecke. Sie reissen die vier grossen Heizkessel heraus. Der Hochkamin wird von der Sappeur-Rekrutenschule aus Brugg AG gesprengt. Eine Demontage Stein für Stein wird geprüft, sie wäre aber zu teuer geworden. Die Sprengung findet am einem Sonntagabend statt, damit komme die Bevölkerung «zu einem nicht alltäglichen Spektakel». [5]

1987 25 junge Künstler zeigen ihre Arbeiten in der leer stehenden Fabrikhalle. Das «Forum Junge Kunst» organisiert die Ausstellung. [6]

1988 Noch einmal stellen elf Künstlerinnen aus Zug, Zürich und London in der Goldmatt ihre Werke aus. Der Titel der Ausstellung lautet «137 Tage». [7]

1989 Die ganze Fabrikanlage weicht der Zentrumsüberbauung mit Dorfplatz.


Namensgebung

Gemäss dem Ortsnamenforscher Beat Dittli (*1955) gehen von den Zuger Gold-Namen nur wenige tatsächlich auf die Bezeichnung für das Edelmetall zurück. Auch bei der Chamer Goldmatt dürfte die Bezeichnung «Gold» eine Umdeutung des schweizerdeutschen Gol «Steinschutt, Geröll» sein. Die Goldmatt bedeutet demnach die «Wiese, in der Schutt und Geröll liegt». [8]


Anekdote

Unter Chamer Schuljungen galt es gemäss Richard Heller (1933–2023) als Mutprobe, den 26 Meter hohen Kamin der Fabrik auf der Goldmatt zu erklettern. Auf der Innenseite befand sich eine Leiter für Wartungsarbeiten. Wer vom Kamin runterstieg, war jeweils ziemlich schwarz.


Bildergalerie

Anfang 1989 beginnen die Abbrucharbeiten des Hotels Bären und der Liegenschaft in der Goldmatt


Einzelnachweise

  1. Bürgerarchiv Zug, A 5.26.1, Urbar Pfarrkirche Cham, S. 7
  2. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 176, 246
  3. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 261
  4. Einwohnergemeindearchiv Cham, C1-50018, Protokoll des Einwohnerrats vom 13.12.1949; C3-50006, Protokoll der Baukommission vom 16.01.1950
  5. Zugersee-Zeitung, 30.03.1951
  6. Zuger Neujahrsblatt 1989, Chronik 12.08.1987
  7. Zuger Kalender 1989, Chronik 02.05.1988
  8. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 2, S. 272