Naville-Ferrière Robert (1913–2006)
Robert Edmund Naville-Ferrière war der jüngste Sohn von «Papieri-Vater, Robert Naville-Vogel. Robert junior wirkte innerhalb von Tochterfirmen der Papierfabrik und im Hammer. Aber letztlich blieb er im Schatten seines dominanten Vaters.
Stationen
1913 Robert Edmund Naville kommt am 18. Dezember in Cham zur Welt. Er ist das dritte und jüngste Kind von Emy Naville-Vogel (1885–1981) und Robert Naville-Vogel (1884–1970). Sein Vater führt während 50 Jahren die Papierfabrik Cham führt, während seine Mutter Emy den herrschaftlichen Wohnsitz Hammer organisiert. [1]
1915 In der Reformierten Kirche Cham wird Robert junior verewigt: Auf dem kunstvollen Glasfenster sitzt ein Baby mit den Gesichtszügen von Robert junior auf dem Schoss von Jesus. Das Bild kam zustande, weil Emy Naville-Vogel das Glasbild ebenso wie einen Teil der Innenausstattung bezahlte. [2]
1939 Robert E. Naville heiratet Frau Marie Louise Ferrière (1911–1997), eine Pianistin aus Genf. [3]
1940 Naville junior wird Kaufmann und studiert Chemie an der ETH Zürich, zudem schnuppert er Papiererluft in diversen Betrieben. Er ist 27-jährig und tritt in die elterliche Papierfabrik Cham ein, allerdings ohne besonderen Ehrgeiz. Er übernimmt die Betriebsleitung der französischen Tochterfirma, der Papeteries de Bretagne in Rennes. Zudem betreut er die Neugründung Myco AG, die aus Papierstoff Becher und Dosen herstellt. [4]
1947 Robert E. Naville ist an der Entwicklung der Aerofiber-Linie beteiligt. Mit dieser Tochterfirma stellt die Papierfabrik Kunststoffe her, die wie die Papierproduktion auf Zelluloseverbindungen basieren. [5]
1953 Naville-Ferrière steigt auf, er bekommt den Titel eines Vizedirektors der Aerofiber. [6]
1956 Robert E. und seine Frau Marie Louise ziehen mit ihren Kindern André (*1945) und Jacqueline (*1949) in die herrschaftliche «Hammer»-Villa ein. [7] Das Paar richtet in den schlossartigen Räumen des «Hammers» stilvolle Empfänge aus, Robert E. und Marie Louise sind gerne und gute Gastgeber. [8]
1961 Als es um die Weiterentwicklung einer weiteren Tochterfirma der Papierfabrik geht, kommt wieder Robert E. Naville-Ferrière ins Spiel. Weil sein Vater Robert Naville-Vogel altershalber kürzer tritt, rutscht Robert E. bei der Pavag nach, die in Nebikon LU aus Kraftpapier reissfeste Säcke herstellt. Der Junior erweitert dort das Firmengelände von 1,2 auf 3,4 Hektaren, verdoppelt die Kapazität der Fabrikation und den Umsatz auf 20 Millionen Franken. [9]
1963 Die Chamer wählen Robert E. Naville-Ferrière in den Kantonsrat. Er gehört dem Kantonsparlament während einer Legislatur bis 1966 an. [10]
1973 Nachdem sich die Papierfabrik eine neue Struktur mit der Industrieholding Cham AG gegeben hat, werden die Immobilien der Papierfabrik in der Hammer AG zusammengefasst. Robert E. Naville wird Geschäftsleiter der neuen Immobiliengesellschaft. Dank seinen guten Beziehungen gelingt es zum Beispiel, die Grossüberbauung Röhrliberg zu realisieren. [11]
1980 Robert E. Naville setzt sich zur Ruhe, er ist jetzt 67 Jahre alt. Weil die Industrieholding Cham AG in der Krise steckt, soll sein Wohnsitz Hammer verkauft werden. Weil er selber nicht über die nötigen Mittel verfügt, um den «Hammer« zu kaufen und den teuren Unterhalt zu gewährleisten, muss er den Firmenentscheid wohl oder übel akzeptieren. [12]
1984 Den herrschaftlichen Wohnsitz Hammer verkauft die Hammer AG an Andrea (*1932) und Margrit (*1934) von Planta. Die Familie Naville-Ferrière hat verständlicherweise keine Freude an ihrer Vertreibung: In einer Kurzschlusshandlung schleppt Roberts Frau Marie Louise Möbel, Tagebücher, Bilder und Bücher ins Freie und zündet diese kurzerhand an. [13] Marie Louise Naville-Ferrière stirbt 1997 im Alter von 86 Jahren.
2006 Robert E. Naville stirbt im Alter von 90 Jahren. [14]
Würdigung
Im Gegensatz zu seinem durchsetzungskräftigen Vater Robert Naville-Vogel ist Robert E. Naville-Ferrière «liebenswürdig und menschlich», aber «ohne Wirkung auf die Arbeiter». Er geht im oft rauen Klima der Papierfabrik mit seiner eher sanften Art unter. [15]
Einzelnachweise
- ↑ Zurfluh, Christoph, Hammer. Von der «Chupferstrecki» bis zur «Ära Lüdi» 2014, Cham 2014, S. 104
- ↑ Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 71
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Zurfluh), S. 122
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 111
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 111
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 111
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 45
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Zurfluh), S. 122
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 111
- ↑ Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 111
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Zurfluh), S. 125
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Zurfluh), S. 187
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Zurfluh), S. 215
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 111