Bibliothek Cham

Aus Chamapedia

Die Gemeindebibliothek Cham befindet sich seit 1992 am Dorfplatz 5. Sie bietet Bücher, Filme, CDs und andere Medien zur Benützung und zur Ausleihe an. Entstanden ist die Bibliothek aus dem «Chamer Lesezimmer».

Mit Spielstube! Inserat für das Lesezimmer im Gemeindehaus
Freihandbibliothek Cham ab 1992


Chronologie

1917 Mit dem Bau des Schulhauses Kirchbühl wird im Gemeindehaus Platz geschaffen, unter anderem für ein öffentliches Lesezimmer auf der Südseite im Parterre. Adelheid Page-Schwerzmann (1853–1925), «die edle Wohltäterin», bezahlt die Möblierung und die Regale. Dazu spendet sie einen Grundstock mit 600 Bänden und abonniert 20 Zeitungen und Zeitschriften. [1]

1921 Das neu eingerichtete Lesezimmer wird am 12. Februar eröffnet. Die Einwohnergemeinde zahlt dem «Aufseher» 600 Franken und dem Bibliothekar 100 Franken Jahreslohn. Die Organisation besorgt die siebenköpfige Lesezimmerkommission unter dem Vorsitz von Rudolf Hubert-Ritter (1867–1949), dem Subdirektor der Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company und Präsident der Rechnungsprüfungskommission. [2]

1922 Die Ausleihe der Bücher beginnt. Die Aufseher heissen Jakob Stöckli und Anton Luthiger.

1928 Anton Luthigers Tochter Lina übernimmt die Aufgabe der «Aufseherin» (bis 1947).

1938 Die Aufseherin übernimmt auch die Bücherausleihe, «was keine Kleinigkeit bedeutet».

1948 Der 81-jährige Rudolf Hubert-Ritter gibt seine Aufgabe als «Direktor des Lesezimmers» nach 27 Jahren ab. Alois Heinzer (1893–1966) präsidiert neu die Kommission. Aufseher sind Josef Bitzig, Alois Schwerzmann und Xaver Burri (bis 1953).

1953 Lina Luthiger übernimmt erneut das Amt der «Aufseherin» (bis 1957).

1954 Nach einem Brand im Gemeindehaus wird das Lesezimmer für andere Zwecke gebraucht. [3]

1956 Das Lesezimmer nennt sich Leihbibliothek und befindet sich bei Frau Doswald-Moos an der Neuhofstrasse 28. [4]

1957 Das Lesezimmer wird renoviert. Das Lokal präsentiert sich «in sehr freundlichem Gewande».

1964 Die Bibliothek wird nach einem Provisorium im Restaurant Ritter («Blech») ins Schulhaus Städtli gezügelt. Ernst Noser leitet die Ausleihe.

1969 Die Gemeindebibliothek im Erdgeschoss des Schulhauses wird von 58 Abonnenten genutzt, das Lesezimmer praktisch überhaupt nicht. [5] Die Lesezimmerkommission soll auf eine Erhöhung der Besucherfrequenzen hinarbeiten. [6]

1970 Die Gemeindebibliothek wird geschlossen. Cham verfügt von 1970 bis 1992 als einzige Gemeinde des Kantons Zug über keine Gemeindebibliothek. Interessenten werden an die Stadtbibliothek Zug verwiesen. [7]

1983 Die Motion von Georgette Schmid beauftragt den Gemeinderat, ein Konzept für die Wiedereröffnung der Gemeindebibliothek vorzulegen. [8]

1984 Die Gemeindeversammlung beschliesst, in der geplanten Zentrumsüberbauung auch die Bibliothek zu realisieren. [9]

1989 Der Neubau einer Bibliothek wird in die Planung einbezogen. Die Chamer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bewilligen am 4. Juni einen Kredit über 21,35 Millionen Franken für den Gemeindesaal mit Bibliothek. 2582 stimmen Ja, 1040 stimmen Nein. [10]

1992 Die 1991 offiziell neu gegründete Gemeindebibliothek wird – zusammen mit dem Lorzensaal – am 25. Mai mit einem zweitätigen Volksfest eingeweiht. [11] Angegliedert an den Lorzensaal befindet sich die neue Bibliothek in einem dreieckigen Trakt. Sie erstreckt sich über drei Geschosse und bietet Raum für rund 18'000 Bände. Der Bau entwickelt sich arenaförmig zum zentralen, durch ein Oblicht erhellten Innenraum. Entworfen hat den Raum der Chamer Architekt Josef Stöckli (1929–2021). Der Unterägerer Künstler Albert Merz (*1942) gestaltet in der Bibliothek zwei grosse Wandgemälde.

Nach den Vorstellungen des Gemeinderats soll die Bibliothek nicht nur eine Ausleihanstalt für Bücher sein, sondern zu einem Begegnungsort werden, der auch zum Verweilen einlädt. Entsprechend wird das Interieur gestaltet: Sitzgruppen, eine Leseecke für Kinder und ein Zeitschriftenstand bieten Leserinnen und Lesern eine behagliche Atmosphäre. Im Erdgeschoss befindet sich neben der Ausleihe der Kinderbereich. Dem Jugendbereich ist das erste Obergeschoss gewidmet. Im zweiten Obergeschoss ist der Erwachsenenbereich untergebracht. Die Bibliothek wird von Christoph Schmuki (*1944) im Vollpensum geleitet. Mehrere Mitarbeiterinnen teilen sich zwei zusätzliche Pensen.

Am 4. Juni hält der Zuger Schriftsteller Thomas Hürlimann (*1959) die Eröffnungslesung. Er liest noch nicht veröffentlichte Texte aus seinem Werk «Die Satellitenstadt». Der grosse Ansturm erfordert die Verlegung der Lesung in den Lorzensaal.

Im ersten Betriebsmonat bis Ende Juni schreiben sich 2472 Chamerinnen und Chamer in der Bibliothek ein. 8443 Medien werden ausgeliehen. Bis Ende 1992 leihen 3631 eingeschriebene Benutzer und Benutzerinnen 48'337 Medien aus. [12]

1994 Das «Chamer Ortsarchiv» mit einer ortskundlichen Sammlung wird im Untergeschoss des Lorzensaals eingerichtet. Die Unikate, die bisher im Dachgeschoss des alten Gemeindehauses lagerten, werden gereinigt, fachgerecht aufbewahrt und katalogisiert. Zahlreiche Schenkungen werden von Privatpersonen und Vereinen entgegengenommen und ins Ortsarchiv integriert. Die Dokumente werden von Historikern und Schriftstellern für Buchproduktionen und Ausstellungen rege genützt. [13]

1997 Im fünften Betriebsjahr leihen 3723 aktive Benutzer 95'014 Medien aus. Die Bibliothek ist während 300 Tagen geöffnet, pro Woche 33 Stunden. [14]

2002 Die neue Bibliothek ist zehn Jahre alt. In diesem Jahr leihen 3687 aktive Benutzer und Benutzerinnen erstmals über 100'000 Medien aus. Vom 17. bis 21. Mai wird das 10-Jahr-Jubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert. Der Unterägerer Politiker und Schriftsteller Andreas Iten (*1936) liest unter dem Titel «Zugerisches und anderes». Der Autor und Kabarettist Franz Hohler (*1943) tritt gleich zweimal auf – am Nachmittag für die Kinder, am Abend für Erwachsene. Wegen der grossen Nachfrage werden die Lesungen in den Lorzensaal verlegt. [15]

2007 Zum 15-Jahr-Jubiläum werden 106'697 Medien ausgeliehen. Der Medienbestand beträgt 30'455 Exemplare. Selten genutzte Medien stehen im Archiv bereit. Bibliotheken werden immer mehr zu Informations- und Dienstleistungszentren. Die Website der Bibliothek wird neu gestaltet und verzeichnet 1'004'391 Anfragen. [16]

Das Angebot für die Chamerinnen und Chamer wird laufend ausgebaut: Für die Recherche stehen in jedem Stockwerk Computer-Terminals zur Verfügung. Der ganze Medienbestand wird elektronisch erfasst und bearbeitet, via Internet können Benutzer von zuhause aus den ganzen Medienbestand einsehen, Ausleihzeiten verlängern und Medien reservieren.

2014 Im Villettepark wird eine erste Aussenstation der Gemeindebibliothek mit einer Lesebox eingerichtet. Im wasserdichten Metallbehälter finden Parkbesucherinnen und -besucher vom Sommer bis in den Herbst viel spannende Lektüre, Bücher und Magazine. [17]

2016 Der Bibliotheksbestand umfasst ca. 28'000 Medien. Rund 3300 eingeschriebene Benutzerinnen und Benutzer leihen pro Jahr rund 150'000 Medien aus. Der Bibliotheksleiter und fünf Mitarbeiterinnen teilen sich die 2,8 Planstellen.

2017 Unter dem Motto «Buchstäblich 25 Jahre Gemeindebibliothek Cham» feiert die Gemeindebibliothek ihr 25-jähriges Bestehen. Seit 1992 sind fast drei Millionen Medien an die Bevölkerung ausgeliehen worden. Die Zahl der jährlich ausgeliehenen Medien verdoppelt sich in diesem Zeitraum fast auf über 173'000. 2016 besuchen rund 56'000 Personen die Bibliothek, die sich in zweieinhalb Jahrzehnten von einer reinen Ausleihestelle zu einem gemütlichen Aufenthaltsort mit einem vielseitigen und multimedialen Angebot weiterentwickelt. Während des Jubiläumsjahrs finden diverse Veranstaltungen statt. Den offiziellen Geburtstagsanlass feiert die Gemeindebibliothek am 28. März mit der Leseshow «BIBI SPECIAL» der Zuger Wortakrobaten Judith Stadlin und Michael van Orsouw und einem grossen Geburtstagsapéro. [18]

2018 Ab dem 27. Oktober erhält die Gemeindebibliothek eine Aussenstation: In der ehemaligen Swisscom-Telefonkabine beim Café Neudorf eröffnet sie einen öffentlichen Bücherschrank. Erwünscht sind Einzelbücher in einem guten Zustand, die man mit anderen Lesern teilen und weitergeben kann. Die Bücher können kostenlos mitgenommen werden. [19]

2020 Die Bibliothek entwickelt sich vom reinen Leseparadies weiter zu einem Begegnungsort für die Chamer Bevölkerung: Ab dem 1. Januar bietet Cham Tourismus, bisher im Bahnhof einquartiert, seine Dienstleistungen direkt im Eingangsbereich der Bibliothek an. [20]

Am 17. März muss wegen der schnellen Ausbreitung des Coronavirus auch die Bibliothek Cham schliessen. Das Bibliotheksteam bietet den Chamerinnen und Chamern einen Lieferservice an: Pro Kundenkarte können pro Kalenderwoche jeweils fünf Medien reserviert werden. Freiwillige der zentralen Koordinationsstelle Nachbarschaftshilfe des Kantons Zug liefern die bestellten Medien jeweils zweimal in der Woche aus. [21]

2021 Mit der «Badi-Bibliothek» eröffnet die Gemeindebibliothek im Strandbad Cham einen dritten Satelliten. Die Auswahl an Lektüre ist «baditauglich» und kinderfreundlich. Die Bücher werden ausgeliehen, im Bad gelesen und dann ins Bücherregal beim Eingang zurückgestellt. [22]

2022 Die Gemeindebibliothek Cham feiert den 30. Geburtstag. Am Chamer Dorfmärt bietet das Bibliotheksteam Kaffee und Kuchen im «Märtbeizli» an. Das Angebot umfasst 33’000 Medien, Belletristik für Erwachsene, Sachbücher, DVDs und Blu-Ray-Discs, Hörbücher, Bilderbücher, Comics und Zeitschriften. Hinzu kommen weitere 27’000 E-Books und E-Papers. Rund 6700 aktive Nutzerinnen und Nutzer sind registriert, davon 1500 Kinder und Jugendliche. Auch nach 30 Jahren entspricht die Gemeindebibliothek einem Bedürfnis: Pro Jahr gibt es rund 500 Neuregistrierungen. [23]


Bibliotheksleiter

Christoph Schmuki 1991–2008 [24]  
Walter Süess 2008–2021 [25]
Rolf Steinmann 2022– [26]


Schulbibliotheken

In den Schulhäusern Städtli, Röhrliberg und Hagendorn werden 1995 und den folgenden Jahren fachgerechte Schulhausbibliotheken eingerichtet. Sie sind ein Ort der Begegnung zwischen Kindern, Jugendlichen und Lehrpersonen. Die Lehrpersonen der Kindergärten und Primarschulen besuchen in der Regel alle zwei Wochen mit ihren Klassen die Bibliothek. Die Schulhausbibliothekarinnen begleiten und unterstützen verschiedene Leseprojekte zusätzlich zu ihrer bibliothekarischen Arbeit. Pro Jahr werden in allen Schulbibliotheken zusammen über 40'000 Medien ausgeliehen. [27]


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Weblink

Gemeindebibliothek Cham


Einzelnachweise

  1. Zugersee-Zeitung, 18.10.1957
  2. Zuger Neujahrsblatt 1951, Chronik 03.01.1949
  3. Zuger Nachrichten, 02.11.1954
  4. Zugersee-Zeitung, 04.05.1956
  5. Freundliche Mitteilung von Christoph Schmuki, Cham, 20.12.2018
  6. Zuger Kalender 1970, Chronik Februar 1969
  7. Freundliche Mitteilung von Christoph Schmuki, Cham, 20.12.2018
  8. Einwohnergemeindearchiv Cham, Protokoll der Gemeindeversammlung
  9. Einwohnergemeindearchiv Cham, Protokoll der Gemeindeversammlung
  10. Einwohnergemeindearchiv Cham, Protokoll der Gemeindeabstimmung
  11. Zuger Kalender, Chronik 25.05.1992
  12. Einwohnergemeindearchiv Cham, Jahresbericht der Gemeindebibliothek Cham 1992. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 362. Zuger Kalender, Chronik 04.06.1992
  13. Einwohnergemeindearchiv Cham, Jahresbericht der Gemeindebibliothek Cham 1994
  14. Einwohnergemeindearchiv Cham, Jahresbericht der Gemeindebibliothek Cham 1997
  15. Einwohnergemeindearchiv Cham, Jahresbericht der Gemeindebibliothek Cham 2002
  16. Einwohnergemeindearchiv Cham, Jahresbericht der Gemeindebibliothek Cham 2007
  17. Neue Zuger Zeitung, 20.08.2014
  18. Medienmitteilung der Einwohnergemeinde Cham, 27.02.2017
  19. Mitteilung der Gemeindebibliothek Cham, 18.10.2018
  20. Medienmitteilung der Einwohnergemeinde Cham, 09.01.2020
  21. Medienmitteilung der Einwohnergemeinde Cham, 08.04.2020
  22. Zuger Zeitung, 25.06.2022
  23. Zuger Zeitung, 06.09.2022
  24. Gemeindeinfo, Informationen der Gemeinde Cham 32, 2008
  25. Gemeindeinfo, Informationen der Gemeinde Cham 85, 2021
  26. Gemeindeinfo, Informationen der Gemeinde Cham 86, 2021
  27. Einwohnergemeindearchiv Cham, Jahresbericht der Gemeindebibliothek Cham 1995