Zugerstrasse 13
Dieses Haus von 1861 prägte als Metzgerei die Dorfmitte Chams während 120 Jahren; dann wich es dem Einkaufszentrum Neudorf.
Chronologie
1861 Alois Dogwiler lässt in diesem und im Folgejahr an der Einmündung der Knonauerstrasse in die Zugerstrasse zwei Gebäude errichten. Das Grundstück gehört den Geschwistern Dogwiler; das Haus mit der Assekuranznummer 166a wird zum Restaurant Sternen und die benachbarte Liegenschaft mit der Nummer 166b wird als Nebengebäude erwähnt. [1]
1866 Leonz Weber von der Löbern kauft die beiden Liegenschaften. [2]
1868 Bereits der nächste Eigentümer taucht auf: Metzgermeister und Weibel Josef Baumgartner-Hotz (1846–1912) kauft die Gebäude. Er baut das Nebengebäude (Ass.-Nr. 166b) in ein Wohnhaus mit Metzgerei um. Zudem errichtet er dahinter ein Gebäude als Stall und Schlachthaus. Zur Liegenschaft gehört überdies ein Schlachthaus für Grossvieh an der Schmiedstrasse. [3]
1869 Josef Baumgartner eröffnet ein Metzgergeschäft und bietet Rind-, Kalb-, Schweine- und Schaffleisch an, zudem Digenwürste, Cervelats und Bratwürste. [4]
1874 Josef Baumgartner verkauft das Restaurant Sternen und konzentriert auf das Metzgereigewerbe (später Zugerstrasse 13). [5]
1899 Die Familie Baumgartner-Hotz hat sechs Kinder, die das Erwachsenenalter erreichen. Aber die Geschäfte laufen nicht besonders gut und enden in einem Konkurs. Deshalb hatte bereits 1894 Josefs Bruder, Gemeindepräsident Hieronymus Baumgartner (1850–1929), vor allem für Josefs Sohn Paul Baumgartner-Hüsler (1871–1923) die Metzgerei und das Hotel Bären gekauft. Nach dem Konkurs von Josef Baumgartner-Hotz kommt es zur Versteigerung der Liegenschaft: Der Chamer Metzger Josef Villiger bekommt den Zuschlag. [6]
1903 Metzger Villiger ergänzt die Liegenschaft um einen Eiskeller zur Kühlung der Fleischwaren; die Gebäudegruppe bekommt die neue Assekuranznummer 155a-d. [7]
1921 Die Erben von Metzger Villiger verkaufen die Liegenschaft an Richard Meier, der sie im gleichen Jahr an Walter Zeller (1889–1937) weiterverkauft. Walter Zeller entstammt einer Metzgerdynastie aus Schwellbrunn AR, Hundwil AR und Herisau AR. Die Nachkommen seines Bruders Werner führen heute noch eine Metzgerei in Herisau. [8]
Noch im Jahr des Kaufs heiratet Walter Zeller Anna Rosa Fischer (1893–1927) aus Triengen LU, die ihm zwei Töchter schenkt: Gertrud (*1923) und Nelly (*1925). [9]
1924 Walter Zeller ergänzt die Gebäudegruppe noch um eine Autoremise (Ass.-Nr. 155e). [10] Eine wichtige Stütze im Betrieb von Walter Zeller ist Albert Hörler (1901–1985), der ebenfalls aus Hundwil AR stammt und von 1925 bis 1933 in der Metzgerei Zeller arbeitet. [11]
1927 Metzgersfrau Anna Rosa Zeller-Fischer stirbt, Walter bleibt mit zwei kleinen Töchtern Gertrud und Nelly sowie der Metzgerei zurück. [12]
1936 Obwohl Walter Zeller die Metzgerei mit Fachpersonal weiterführt, versucht er Albert Hörler, der jetzt eine Metzgerei in Rothenburg LU leitet, nach Cham zurückzuholen.
1937 Anfang Jahr arbeiten und wohnen Albert und Hulda Hörler-Frei wieder in Cham. Metzger Walter Zeller stirbt plötzlich am 5. Mai, erst 48-jährig. [13] Die Erben von Walter Zeller verkaufen die Liegenschaft an Albert Hörler. [14] Alber führt mit seiner Frau Hulda die Metzgerei Hörler während 29 Jahren mit viel Erfolg. Für viele Leute ist Zugerstrasse 13 ganz einfach das Hörler-Haus.
1940 In der Metzgerei Hörler macht Hans Vetter (1924–2004) vom nahe gelegenen Restaurant Seefeld seine Lehre. Er arbeitet von 1947 bis 1957 wieder im Betrieb. Als Schaufensterdekoration macht er ganz spezielle Skulpturen aus Rinderfett. [15]
1966 Sohn Kurt Hörler übernimmt die Führung der florierenden Metzgerei. [16]
1971 Kurt Hörler gibt die Metzgerei auf, und Vater Albert Hörler verkauft die Liegenschaft Zugerstrasse 13 an Baumeister Schelbert aus Baar, aber weiterhin mit Wohnrecht für das Ehepaar Albert und Hulda Hörler-Frei. Im Ladenlokal wird eine Chemische Reinigung eingerichtet. [17]
1981 Nach genau 120 Jahren weicht das Gebäude dem geplanten Einkaufszentrum Neudorf. [18]
Einzelnachweise
- ↑ Freundliche Auskunft von Dr. Renato Morosoli, Staatsarchiv Zug, 24.02.2021, aufgrund der Assekuranzregister Cham der kantonalen Gebäudeversicherung
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868), 1. Band
- ↑ Freundliche Auskunft von Dr. Renato Morosoli, Staatsarchiv Zug, 24.02.2021, aufgrund der Assekuranzregister Cham der kantonalen Gebäudeversicherung
- ↑ Amtsblatt für den Kanton Zug 1869, Nr. 36, 04.09.1869
- ↑ Freundliche Auskunft von Dr. Renato Morosoli, Staatsarchiv Zug, 24.02.2021, aufgrund der Assekuranzregister Cham der kantonalen Gebäudeversicherung
- ↑ Freundliche Auskunft von Dr. Renato Morosoli, Staatsarchiv Zug, 24.02.2021, aufgrund der Assekuranzregister Cham der kantonalen Gebäudeversicherung
- ↑ Freundliche Auskunft von Dr. Renato Morosoli, Staatsarchiv Zug, 24.02.2021, aufgrund der Assekuranzregister Cham der kantonalen Gebäudeversicherung
- ↑ Freundliche Auskunft von Ueli Zeller, Metzgerei, Herisau, Juli 2021
- ↑ Familienschein Kanton Appenzell-Ausserrhoden, Herisau, 21.07.2021
- ↑ Freundliche Auskunft von Dr. Renato Morosoli, Staatsarchiv Zug, 24.02.2021, aufgrund der Assekuranzregister Cham der kantonalen Gebäudeversicherung
- ↑ Freundliche Auskunft von Max Hörler, Geroldswil, 06.02.2021
- ↑ Freundliche Auskunft von Max Hörler, Geroldswil, 06.02.2021
- ↑ Freundliche Auskunft von Max Hörler, Geroldswil, 06.02.2021
- ↑ Freundliche Auskunft von Dr. Renato Morosoli, Staatsarchiv Zug, 24.02.2021, aufgrund der Assekuranzregister Cham der kantonalen Gebäudeversicherung
- ↑ Freundliche Mitteilung von Elisabeth Vetter, Goldau, Juli 2021
- ↑ Handgeschriebener Lebenslauf Albert Hörler, verfasst von Max Hörler, Geroldswil, 06.02.2021
- ↑ Handgeschriebener Lebenslauf Albert Hörler, verfasst von Max Hörler, Geroldswil, 06.02.2021
- ↑ Freundliche Auskunft von Dr. Renato Morosoli, Staatsarchiv Zug, 24.02.2021, aufgrund der Assekuranzregister Cham der kantonalen Gebäudeversicherung