Sternen

Aus Chamapedia

Restaurant Sternen, mit Coiffeursalon, undatiert (vor 1920)
Restaurant Sternen, links der Eingang zum Coiffeursalon, rechts zum Restaurant, undatiert (um 1928)
Haus Restaurant Sternen, noch immer mit eigenem Eingang zum Coiffeursalon, 1981
Max Schicker (*1936), Inhaber des gleichnamigen Baugeschäfts und Gemeinderat, bricht eigenhändig die Treppe zum Eingang des Coiffeursalons ab, 1983
Der «Sternen» wird umgebaut, 1983
Das Gasthaus Sternen alias Chinarestaurant «Bambus», Juli 2016

Das Restaurant Sternen an der Zugerstrasse 11 ist eine der typischen alten Chamer Gaststätten. Es liegt an der Ecke zur Knonauerstrasse und beherbergte zeitweilig auch ein Coiffeurgeschäft.


Chronologie

1860/1861 Das Gasthaus zum «Sternen» (Ass.-Nr. 166a) wird auf einem Grundstück der Geschwister Dogwiler gebaut. [1] Gastwirt ist Weibel Alois Dogwiler. [2] Im «Sternen» wird ein «Fremdenbuch» geführt.

1867 Josef Suter übernimmt als Gastwirt den «Sternen» am 1. Januar. [3]

Die Gründung der Anglo-Swiss Condensed Milk Company bringt Dynamik und neue Gäste nach Cham. Auch der kleine Saal im «Sternen» profitiert vom neu erwachten Gesellschaftsleben in Cham. Durch einen Seiteneingang betritt man das älteste Chamer Coiffeurgeschäft, in dem auch Zähne gezogen werden. [4]

1868 Im Februar kauft Metzgermeister und Weibel Josef Baumgartner-Hotz (1846–1912) das Gasthaus. [5] Unmittelbar neben dem Sternen wird an der Zugerstrasse das ehemalige Nebengebäude an der Zugerstrasse 13 in ein Wohnhaus mit Metzgerei (Ass.-Nr. 166b) umgebaut. Zudem errichtet Baumgartner dahinter ein Gebäude als Stall und Schlachthaus.

1869 Josef Baumgartner eröffnet ein Metzgergeschäft und bietet Rind-, Kalb-, Schweine- und Schaffleisch an, zudem Digenwürste, Cervelats und Bratwürste. [6]

1873 Andreas Eigensatz (1839–1918) übernimmt die «Tavernen-Wirthschaft z. Sternen». Gleichzeitig verlegt er sein «bekanntes Commissions- und Plazierungsbüreau» hierher. Er ist in der Personalvermittlung tätig. [7] Eigensatz verkauft auch «sehr vortheilhafte Bierpressionen [= Bierdruckapparate] mit direkter Leitung aus dem Keller». Der Bierkonsum steigt in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts stark an. [8]

1874 Eigensatz verlässt den «Sternen» und übernimmt die «Bierhalle» im Kirchbühl. [9] Sebastian Anton Weber kauft Josef Baumgartner, der sich auf sein Metzgereigewerbe konzentriert, die Liegenschaft ab und wirtet im «Sternen». [10]

1883 Michael Kost und Sohn Emil übernehmen den «Sternen» am 20. November [11], eröffnen das Gasthaus und zügeln das Coiffeurgeschäft von «Chirurg» Emil Kost, bisher im Gasthaus «Hirschen», hierher. [12] Das Gasthaus heisst neu und vorübergehend «Restaurant Kost». [13]

1888 Jakob Huwiler senior und Jakob Huwiler junior kaufen am 1. Oktober den «Sternen». [14] Gottfried Wetli, ehemaliger «Geschäftsbesorger» von Coiffeur Emil Kost übernimmt das «bekannte Rasir-Lokal» zum Sternen und bietet dort seine Dienstleistung an. [15]

1895 Nach sieben Jahren gibt es bei Wirt Huwiler einen «Austrinket». [16] Alois Aschwanden kauft am 18. April das Gasthaus [17] und stellt das Wirtegesuch für den «Sternen». [18]

1901 Der neue Hausbesitzer und Wirt ist Casimir Bachmann. [19] Er stammt aus Kempten ZH. [20]

1902 Nur ein Jahr später gibt es wieder einen Besitzerwechsel: Die Liegenschaft gehört Aloisia Süess-Nyffeler. [21] Das Wirtepatent besitzt das Ehepaar Süess-Nyffeler. [22]

1909 Robert Krummenacher kauft am 21. Mai den «Sternen» und sucht um das Wirtepatent nach. [23] Im Ausland hat er Sprache und Gastfreundschaft gelernt, unter anderem in Rom, wo er als Gardist gedient hat. Täglich verpflegen sich rund 50 bis 60 Personen über Mittag im Sternen.

1923 Anna Krummenacher-Achermann kauft die Liegenschaft. [24]

1935 Krummenacher verpachtet den «Sternen» an Anton Fanger (*1908). Fanger hat zuvor als Maschinist bei der Pilatusbahn gearbeitet. [25]

1943 Jetzt übernimmt Witwe Elisa Iten-Rogger (*1896) die Pacht auf dem «Sternen». [26] Später führt sie den «Rosengarten» in Lindencham und das «Seefeld», wieder an der Zugerstrasse in Cham.

1946 Robert Johann Krummenacher-Loepfe (1919–1999), der Sohn von Robert, ist nach einem Erbgang der neue Hausbesitzer, Gastwirt und Coiffeurmeister. [27] Er ist verheiratet mit Pia Rosa, geborene Loepfe (1926–1982). [28]

1954 Das alte, nördlich gelegene Waschhaus von 1931 wird durch einen Ladenbau (Ass.-Nr. 166b) ersetzt. [29]

1958 Robert Krummenacher-Loepfe führt das Restaurant weiter. [30] Im Inserat heisst es: «Dem gepflegten Herrn halten wir uns empfohlen für: Gute Rasur Höhensonne Coup Hardy Formschöne Dauerwelle Wasserwelle Föhnwelle Kopf- und Gesichtsmassage mit Spezialapparat», und: «Grosse Auswahl in Parfumerie- und Cosmétique-Artikel». [31]

1961 Der Schwingklub Cham-Ennetsee wird am 7. Januar im «Sternen» gegründet.

1967 Das Ehepaar Küng-Felder übernimmt den «Sternen». Alice (1916–1988) und Franz Küng-Felder (1914–2004) führen die Chamer Dorfbeiz zehn Jahre lang.

1977 Die nächste Wirtegeneration übernimmt [32]: Hildegard (1939–2024) und Josef Küng-Hofmann (1934–1989) führen den Betrieb im «Sternen» (neu Ass.-Nr. 1086a). Josef hat zuvor in der Küche des Hotel Johanniterhof in Luzern gearbeitet und wohnt seit 1961 in Cham. [33]

1989 Nach dem Tod von Josef führt Hildegard Küng den Betrieb alleine weiter. Sie wirtet insgesamt 26 Jahre im Sternen. [34]

1989 Die Guggenmusig Villettechlöpfer wird am 13. September von 18 Personen im «Sternen» gegründet.

2002 Der Sternen wird an Albert Domeisen, Röhrliberg, in Cham verkauft. Der Sternen wird nun als Thai-Lokal geführt. Die Wirtin Amparn Domeisen, eine Thailänderin, ist die Gründerin der Thai-Kultur-Gruppe Schweiz. Sie wird am 5. Dezember 2004 für Ihre Aktivitäten von Seiner Majestät dem König von Thailand mit der Silbermedaille ausgezeichnet. 2012 kehrt Amparn in Ihre Heimat zurück. Ihre Tochter Anna-Maria lebt nach wie vor in Cham. [35]

2008 Paul Liang übernimmt den Sternen, der fortan China-Restaurant Bambus im Sternen heisst und asiatische Spezialitäten, sowie Schweizer Küche anbietet. [36] Das Chinarestaurant heisst «Bambus» und wird von der Familie Liang geführt. Paul Liang, ist Geschäftsführer und zugleich Koch und kann in seinem Lokal insgesamt 50 Personen empfangen.


Anekdote

2002 besuchte der «Kurdirektor» von Cham mit einer seiner Töchter zur Herbstzeit den Sternen, um ein Fondue zu konsumieren. Hildi fragte, ob sie mit ihnen tafeln dürfe, was selbstverständlich mit Freude «bewilligt» wurde. In der Folge rührte sie in der Küche das Fondue an und verfeinerte es mit Natron, damit es luftiger und leichter verdaulich würde. Leider dosierte sie die Zutat etwas zu reichlich, so dass das Fondue überquoll und die Brennpaste erlosch. Was nun? Ein zweites Fondue wurde angesetzt, diesmal aber auf einem Brenner mit Sprit. Dieser wurde gar üppig gefüllt, so dass das Rechaud in Flammen aufging und der Sternen beinahe an die Gebäudeversicherung «verkauft» gewesen wäre! [37]


Der Wirtshausname «Sternen»

Wie die «Krone» verweist auch der «Sternen» in Wirtshausnamen auf die heiligen Drei Könige, die bei Reisen und Pilgerfahrten um Schutz gebeten wurden. [38]


Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868), 1. Band
  2. Zuger Volksblatt, 23.10.1861
  3. Amtsblatt für den Kanton Zug 1866, Nr. 52, 29.12.1866
  4. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichte einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 199
  5. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band. Amtsblatt für den Kanton Zug 1868, Nr. 18, 02.05.1868. Zuger Volksblatt, 29.04.1868
  6. Amtsblatt für den Kanton Zug 1869, Nr. 36, 04.09.1869
  7. Amtsblatt für den Kanton Zug 1872, Nr. 52, 28.12.1872
  8. Zuger Volksblatt, 12.04.1873. Amtsblatt für den Kanton Zug 1873, Nr. 15, 12.04.1873
  9. Amtsblatt für den Kanton Zug 1874, Nr. 31, 01.08.1874
  10. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band. Zuger Volksblatt, 24.10.1874
  11. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  12. Neue Zuger Zeitung, 12.12.1883
  13. Zuger Volksblatt, 29.12.1883
  14. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  15. Zuger Nachrichten, 17.10.1888
  16. Zuger Volksblatt, 11.05.1895
  17. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  18. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Sternen (Gesuch vom 24.05.1895)
  19. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  20. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Sternen, Gesuch vom 06.09.1901
  21. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  22. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Sternen, Gesuch vom 13.06.1908
  23. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Sternen, Gesuch vom 27.10.1909
  24. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  25. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Sternen, Gesuch vom 26.11.1935
  26. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Sternen, Gesuch vom 09.04.1943
  27. Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1930–1960), 1. Band
  28. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Sternen, Gesuch vom 08.09.1948
  29. Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
  30. Zugersee-Zeitung, Festausgabe zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 12./13.07.1958
  31. Zugersee-Zeitung, Festausgabe zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 12./13.07.1958
  32. Staatsarchiv Zug, G 617.6.9, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 4. Band
  33. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Sternen, Gesuch vom 09.07.1976
  34. Zuger Presse, 25.11.2015
  35. Freundliche Mitteilungen von Brigitte Strickler-Küng und Hans-Martin Oehri, Cham, 22.04.2024
  36. Freundliche Mitteilung von Hans-Martin Oehri, Cham, 22.04.2024
  37. Freundliche Mitteilung von Hans-Martin Oehri, Cham, 22.04.2024
  38. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 4, S. 406