Hirschen

Aus Chamapedia

In der Ecke Zuger-/Knonauerstrasse stand von 1880 bis 1961 das Restaurant Hirschen. Die Gaststätte musste der Verbreiterung der Strassenkreuzung weichen.

Der «Hirschen» an der Ecke Zugerstrasse/ Knonauerstrasse wird 1961 abgebrochen
Das Restaurant Hirschen, Seite Knonauerstrasse
Die Zugerstrasse mit den Restaurants Krone und Hirschen (zweites Haus von links, Sternen; Neudorf-Theater, undatiert (Poststempel vom 13.09.1913)
Der «Hirschen» einen Tag vor dem Abbruch, 15.03.1961


Chronologie

1827 Im Kirchbüel existiert eine Wirtschaft zum «Hirschen». Deren genaue Lage ist nicht bekannt. [1]

1840 Der erste Chamer «Hirschen» ist nicht an der Zugerstrasse, sondern zwischen Luzerner- und Schulhausstrasse im späteren Gemeindehaus lokalisiert. [2]

1880 An der Strassenkreuzung Zuger-/ Knonauerstrasse wird das (neue) Wirtshaus Hirschen erbaut (Ass.-Nr. 230a). [3] Das dreigeschossige Haus weist eine charakteristische Stulpschalung auf. [4]

Die Eröffnung an der Zugerstrasse 9 ist im Oktober. [5] Erster Besitzer und Wirt ist Andreas Eigensatz (1839–1918). [6] Eigensatz wirbt mit «Hasenpfeffer, Sauser, Hallauer-, Waadtländer- und Ungar-Weine» [7] sowie mit dem Ausschank von «Basel-Strassburg-Lager-Bier». [8]

1883 Die Liegenschaft wird vergrössert. [9]

1898 Dank der erfolgreichen «Milchsüdi» herrscht in Cham Hochkonjunktur. Dies zeigt sich auch im «Hirschen» bei Wirt Andreas Eigensatz. Er versteuert einen überdurchschnittlich hohen Jahresertrag von 2200 Franken. [10]

1901 Otto Eigensatz (1871–1916), der Sohn von Andreas und Bertha Eigensatz, stellt das Gesuch für das Wirtepatent. [11]

1905 Die Gaststube weist eine Grösse von 92 Quadratmetern auf. Der Jahresumsatz beträgt 4000 Franken. [12]

1907 Witwe Bertha Eigensatz-Böni (gest. 1944) übernimmt den «Hirschen». [13]

1918 Der «früher bestbekannte» Hirschenwirt, Andreas Eigensatz, stirbt. [14] Seine Witwe, Bertha Eigensatz-Böni, führt mit ihren Kindern die Liegenschaft und den Betrieb.

1924 Nun geht auch die Liegenschaft an Witwe Bertha Eigensatz-Böni über. [15]

1931 Bertha Iten-Eigensatz (1900–1972), Gattin von Alois und Mutter von zwei Kindern, übernimmt den «Hirschen» von der Mutter per 1. Juli. [16]

1945 Der «Hirschen» geht nach dem Tod von Bertha Eigensatz-Böni an Otto Eigensatz und Berta Eigensatz-Böni. [17]

1957 Ein Auskaufvertrag regelt, dass Berta Eigensatz-Böni Alleinbesitzerin der Liegenschaft ist. [18]

1960 Der Kanton Zug kauft den «Hirschen». [19] Er will die Strassenkreuzung übersichtlicher gestalten, was mit der Liegenschaft nicht geht.

1961 Das Restaurant Hirschen wird Mitte März abgerissen, um Platz für die Strassenkreuzung zu schaffen. [20]


Vorher – nachher

Sie sehen zwei Fotografien der Liegenschaft Knonauerstrasse 1: eine vor 1961 mit dem Restaurant Hirschen, eine zweite aus dem Jahr 2018.


Der Wirtshausname «Hirschen»

Der schweizerdeutsche Tiernamen Hirsch [= Edelhirsch, Rothirsch, lat. cervus elaphus] kommt in der Zuger Wirtshausnamenlandschaft verbreitet vor. Wirtshäuser mit dem Namen «Hirschen» sind in der Stadt Zug und im Äusseren Amt (Baar, Menzingen, Ägeri) seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert nachweisbar. [21]


Anekdote

Der «Hirschen» wurde aufgrund seiner Lage im Strasseneck im Chamer Volksmund «zum scharfe Egge» genannt. [22] Das ursprüngliche Wirtshauszeichen mit einem vollplastischen Hirsch ist verloren gegangen. [23]


Einzelnachweise

  1. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 1, Cham 1958, S. 274
  2. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 202
  3. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2 Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  4. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 154
  5. Neue Zuger Zeitung, 09.10.1880
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2 Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  7. Zuger Volksblatt, 06.11.1880
  8. Neue Zuger Zeitung, 12.03.1881
  9. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2 Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  10. Steuerregister des Kantons Zug, 1898
  11. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Hirschen, Gesuch vom 12.08.1901
  12. Staatsarchiv Zug, CD 27, Wirtepatente 1892–1918, Mappe Hirschen, Gesuch vom 12.08.1905
  13. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Hirschen, Gesuch vom 06.09.1907
  14. Zuger Neujahrsblatt 1925, Chronik 17.01.1918
  15. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5 Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1929–1960), 2. Band
  16. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Hirschen, Gesuch vom 16.12.1957
  17. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5 Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1929–1960), 2. Band
  18. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5 Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1929–1960), 2. Band
  19. Zugersee-Zeitung, 28.10.1960
  20. Staatsarchiv Zug, G 617.6.7, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  21. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 2, S. 464f.
  22. Vgl. Anmerkung 2 (Steiner et al.), S. 199
  23. Vgl. Anmerkung 3 (Grünenfelder), S. 154