Treier Beat Jakob (1629–1706)

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Vorname: Beat Jakob
Nachname: Treier
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 29. Oktober 1629
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 26. Februar 1706
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Kaplan
Religion: römisch-katholisch

Kaplan Beat Jakob Treier (auch Träer, Träger oder Treher) war einer der wenigen einheimischen Geistlichen in der Geschichte der Pfarrei Cham. Seine lange Wirkungszeit von 52 Jahren im Kaplanenhaus im Städtli bleibt unerreicht.




Stationen

1629 Beat Jakob Treier wird am 29. Oktober im Duggeli in der Nachbarschaft Städtli als Sohn des Jakob und der Maria Benz geboren («gebürtig auβ dem duggeli im stetle»). [1] Es ist eine schwierige Zeit: Im Herbst 1629 sterben auch in Cham und Hünenberg Dutzende Menschen an der Pest.

um 1650 Treier studiert Theologie und Philosophie (Logik) bei den Jesuiten in Freiburg im Uechtland, wo die universitäre Bildungsangebot während des Dreissigjährigen Krieges ausgebaut worden war. [2]

1654 Treier feiert im Juni in Cham in der Pfarrkirche St. Jakob seine Primiz. Nach dem Wegzug von Kaplan Johann Franz Suter (1630–1706), der Pfarrer in Walchwil wird, bittet nur der Einheimische Treier um die Stelle. Die Zuger Gemeindeversammlung wählt ihn im Mai zum Kaplan im Städtli. Das ist bemerkenswert, da Treier nicht aus der Stadt, sondern aus der Vogtei Cham selber stammt. [3]

1655 Der Zuger Stadtrat hat Jakob Villiger, Sohn des Sigristen, im Städtli ein Haus verkauft. Der Kauf wird wieder aufgehoben. Das Haus soll ausgebessert werden, damit es der neue Kaplan Treier bewohnen kann. [4]

1657 Offenbar hält Kaplan Treier im Städtli – zumindest in den Wintermonaten – Schulunterricht. Jedenfalls ordnet der Zuger Stadtrat an, ihm dafür Wein vom Weinzehnten im Städtli, im Berg und anderen Orten zuzuteilen. [5] Treier wohnt im neuen Kaplanenhaus.

Kaplan Treier und die Ratsherren im Zuger Stadtrat haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne: Am 1. September wird Treier die Kaplaneipfründe gekündigt, weil er sich weigert, vor dem Rat zu erscheinen. Treier wolle lieber vor den Dekan des Zuger Landkapitels als vor den Stadtrat treten. Sieben Tage später tritt Dekan Jakob Hafner (1589–1662) im Zuger Rathaus vor dem Stadtrat und will wissen, weshalb man Kaplan Treier die Pfründe gekündigt habe. Er, der Dekan, habe Treier verboten, vor dem Rat zu erscheinen. Er habe dies kraft seines Eides sowie seines Amtes getan. Hafner fordert, dass er informiert werde, wenn der Stadtrat einen Geistlichen vorladen wolle. Die Zuger Ratsherren weisen die Ansprüche des Dekans aber umgehend zurück. Man duldet in den Vogteien keine Einmischung in die alten Rechte und Bräuche. Wiederum acht später wird Kaplan Treier vom Zuger Stadtrat begnadigt. Die Pfründe wird ihm wiedergegeben. Er muss sich aber priesterlich verhalten und Dekan Hafner, dem Chamer Pfarrer Bartholomäus Keiser (1599–1670) sowie dem Stadtrat gehorchen. [6]

1672 Wieder beschäftigt sich der Zuger Stadtrat mit Kaplan Treier: Er muss zwischen ihm und einer gewissen Verena Küng («Küngin») einen Streit schlichten. Man will die Küng, wenn sie den Kaplan weiterhin in Verruf bringe, büssen und fortschicken. [7]

1675 Die Kapelle von St. Andreas wird renoviert. Der Sakralbau erhält eine neue Vorhalle samt Portal und seitlichen Andachtsfenstern, nachdem 1668 bereits das Türmchen erhöht worden war. [8]

1679 Im Dezember erhält Kaplan Treier ein Schienbein des hl. Vinzenz (gest. um 304 n. Chr.) als Reliquie, wohl als Schmuckstück für die erneuerte Kapelle St. Andreas. [9]

1706 Nach 52 Jahren (!) als Kaplan im Städtli – eine Zeitspanne, die vor und nach ihm kein Kaplan mehr erreicht – erkrankt Beat Jakob Treier schwer. Er stirbt am 26. Februar. Am 28. Februar soll in Zug die Gemeindeversammlung seinen Nachfolger bestimmen. [10]

Treier erhält in der alten Chamer Pfarrkirche St. Jakob ein Epitaph [= Grabdenkmal für einen Verstorbenen (Geistlichen) an einer Kirchenwand] [11] Auf dem Epitaph, das später auf dem Estrich der Pfarrkirche St. Jakob aufbewahrt wird, ist Treier kniend vor der Muttergottes-Darstellung Mariahilf von Innsbruck von Lucas Cranach dem Älteren (um 1472–1553) dargestellt. [12]

Kaplanei St. Andreas


Einzelnachweise

  1. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/207, A 1/208. Auch Kaplan Treiers Erben leben am Anfang des 18. Jahrhunderts noch immer im Duggeli. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.13.558, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1706–1709, fol. 50v (19.02.1707)
  2. Albert, Tugium Sacrum. Der Weltklerus zugerischer Herkunft und Wirksamkeit bis 1952, Stans 1952, S. 411
  3. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.1138, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 77r (30.05.1654). Vgl. Anmerkung 2 (Iten), S. 411
  4. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.1466, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 98v (17.07.1655)
  5. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.1954, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 142v (26.01.1657)
  6. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.2112, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 156v (15.09.1657)
  7. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.5.1238, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1669–1681, S. 171 (11.06.1672)
  8. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 61
  9. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/1012
  10. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.13.84, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1706–1709, fol. 9v (27.02.1706)
  11. Vgl. Anmerkung 8 (Grünenfelder), S. 74
  12. Vgl. Anmerkung 2 (Iten), S. 411