Papierigleisweg
Auf dem Trassee der ehemaligen Papieribahn ist 2021 ein Fuss- und Radweg entstanden. Zum ersten Mal in der Schweiz werden Solarzellen in die Fahrbahn integriert, welche eine Ladestation für Elektrovelos speisen.
Chronologie
1920 Die Papierfabrik Cham nimmt den Betrieb der betriebseigenen Eisenbahnlinie auf. Das Papieribähnli «Marie» mit Elektromotor führt vom Bahnhof Cham zur Papierfabrik. Die Bahnstrecke von insgesamt vier Kilometern (inkl. die Anlagen auf dem Fabrikgelände) überquert zwei Kantonsstrassen und eine Gemeindestrasse, auf denen der Verkehr kurz gestoppt wird. Das Transportvolumen steigt von Jahr zu Jahr bis zu rund 80'000 Tonnen pro Jahr. [1] Das Land für das Bahntrassee kann die Papierfabrik unter anderem von Landwirt Josef Boog-Husistein (1872–1957) für sieben Franken pro Quadratmeter kaufen. [2]
2014 Das Papieribähnli fährt das letzte Mal durch Cham. Die Papierfabrik schenkt die Lokomotive, die seit 1920 ununterbrochen im Einsatz gewesen ist, der Museumsbahn Etzwilen-Singen in der Ostschweiz.
2018 In Cham wird der erste Velo-Highway geplant: Das geplante Papieri-Quartier soll für den Velo- und Fussgängerverkehr mit dem Ortszentrum verbunden werden. Der Weg für den Langsamverkehr wird auf dem Trassee des ehemaligen Papieribähnlis geplant. [3]
2019 Die Chamerinnen und Chamer genehmigen an der Gemeindeversammlung vom 17. Juni der Realisierungskredit von 1,396 Millionen Franken für den Neubau des Wegs auf rund 600 Metern vom Papieri-Areal bis zur Nestléstrasse. Wo immer es der Platz zulässt, soll ein vier Meter breiter Fuss- und Radweg entstehen. Das Bauprojekt enthält auch ökologische Aufwertungsmassnahmen für Insekten und kleinere Säugetiere, die im Chamer Ortszentrum leben. [4]
2021 Das Projekt ist realisiert: Die Einwohnergemeinde will das hundertjährige Schotterbett der Papierbahn, diese wichtige Verkehrsverbindung des industrielle Zeitalters erhalten und baut auf den einstigen Bahngeleisen die neue Verbindung für den Langsamverkehr. Am 14. Dezember übergibt die Gemeinde den neuen Weg der Öffentlichkeit. [5]
Ein Pionierprojekt
Der neue Fuss- und Radweg ist ein Pionierprojekt. Zum ersten Mal in der Schweiz sind in die Fahrbahn eines Wegs Solarzellen aus rezykliertem Kunststoff integriert. Diese speisen eine Ladestation für Elektroräder im Neudorf oder geben Energie ins Stromnetz des Schulhauses Städtli II ab. Das Pilotprojekt wird vom Bundesamt für Energie unterstützt und subventioniert. [6] Damit schliesst sich der Kreis gleich mehrfach: Denn schon die Papieribahn fuhr mit einem Elektroaggregat, jetzt wird wieder die Elektromobilität mit der Ladestation gefördert. Zudem wirkt heute auf dem einstigen Areal der Papierfabrik die Fahrradfirma Specialized, die unter anderem E-Bikes herstellt.
Filmdokument
Der Film «Marie – der Zeit voraus» ist ein Auftragswerk von Cham Tourismus für das «Zug Fäscht 2022» vom 3. September 2022. Der Film dokumentiert die Eisenbahnlinie von «Marie», wie die Papieribahn auch genannt wurde. Der Film wird von Lukas Schnurrenberger, avp Media-Design, Cham, produziert.
Fotogalerie
Abschnitt Adeleid-Page-Strasse–Zugerstrasse 2022
Abschnitt Zugerstrasse–Papieri-Areal 2022
Situation kurz vor dem Papieri-Areal 2017
Einzelnachweise
- ↑ Hauszeitung Papierfabrik Cham AG, Nr. 30, 1971, S. 26
- ↑ Werder, Charly, Wer? der Charly, Familienchronik über drei Generationen mit angegliederter Biografie und illustren Kurzgeschichten zum Zeitgeschehen der vergangenen 170 Jahre, Cham 2017, S. 254
- ↑ Zuger Zeitung, 28.06.2018
- ↑ Zuger Zeitung, 28.03.2020
- ↑ Medienmitteilung der Einwohnergemeinde Cham, 07.12.2021. Zuger Zeitung, 07.12.2021
- ↑ Medienmitteilung der Einwohnergemeinde Cham, 07.12.2021