Fabrikstrasse 8, Lokremise
Das südlichste Gebäude auf dem Papierfabrikareal ist die einstige Lokremise von 1928. Im mittleren Gebäudeteil konnte die Lokomotive abgestellt und unter anderem mit einer Kranvorrichtung gewartet werden. 2020 wird das Gebäude saniert und umgenutzt.
Chronologie
1920 Die Papierfabrik Cham bekommt einen eigenen Bahnanschluss und zieht dazu das Geleise vom Bahnhof Cham bis in die Fabrik. [1] Ohne den Gütertransport mit Lokomotiven wäre die immense Steigerung der Produktion im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts nicht denkbar.
1928 Das Baubüro der Papierfabrik entwirft für die Parzelle südlich der Fabrikstrasse eine eigenständige Lokremise (Ass.-Nr. 31x). [2] Direkt vor der Lokremise verzweigt sich das Industriegeleise in zwei Spuren. Das Gebäude ist gemauert und verputzt. Wand- und Eckpfeiler rhythmisieren die Fassaden regelmässig. Je nach Funktion sind die Fenster paarweise oder als grössere Verglasung einzeln in die Wandfelder eingesetzt, immer mit Sprossen. Durch eine grosse Toröffnung an der Südfassade gelangt die Lokomotive in die Einstellhalle. [3]
1956 Die Lokremise bekommt auf der Ostseite einen Garagenanbau, auf der Westseite zusätzliche Büroräume für die Bauabteilung der Papierfabrik. Das Gebäude besteht jetzt aus drei Teilen: Der Remise in der Mitte, die zwei niedrigen Doppelgaragen auf der Ostseite, die Büros auf der Westseite. [4]
2020 Die Lokremise wird vom Büro «Röösli Architekten AG» des Zuger Architekten Patrick Röösli (*1974) im Auftrag der Cham Immobilien AG umgebaut. Das neue Gebäudevolumen beträgt 2500 Kubikmeter. Die Doppelgaragen auf der Ostseite werden abgebrochen und im selben Grundriss leicht höher, neu erstellt. Verschiedene historische Reminiszenzen bleiben erhalten: die Elektroisolatoren auf der Nordfassade, die historische Kranbahn mit Kran im Galeriegeschoss, der Prellbock im Erdgeschoss, die Eisenbahnschienen im Aussenbereich. [5]
2022 Die Lokremise ist im Alleineigentum von Philipp Heinz Buhofer (*1959). [6] Er ist Verwaltungsratspräsident der Cham Group.
Würdigung
Die Architekturhistorikerin Viola Müller (*1966) schreibt über das Gebäude: «Die Lokremise als Hochbau der Gleisanlage ist ein wichtiger Zeuge der Entwicklung. Ausserdem bildet sie, an der Verzweigung der Gleise und an der Kante der Strassenunterführung gelegen, mit dem überhohen Remisenteil und der funktionalen Architektur einen markanten Bau, mit dem sich die Papierfabrik über die Fabrikstrasse ausdehnt. Hier greift das Fabrikareal sozusagen in die angrenzende Bebauung. Das Gebäude wirkt trotz der Anbauten einheitlich. Dabei erscheint es durch die Komposition der Volumen, das Spiel mit Horizontalität und Vertikalität und die funktionale Behandlung der Öffnungen ausgesprochen modern. Der Lokremise kommt grosse wirtschafts- und architekturhistorische sowie ortsbildende Bedeutung zu. [7]
Vorher – nachher
Hier sehen Sie zwei Ansichten der Lokremise: eine aus dem Jahr 2019 und eine nach dem Umbau aus dem Jahr 2022. Die niedrigen Doppelgaragen wurden abgebrochen und durch ein neues, etwas höheres Gebäude ersetzt. Im Hintergrund rechts die Reformierte Kirche von Cham
Filmdokument
Die Papieribahn «Marie» in der Lokremise während Wartungsarbeiten (Ausschnitte des Films «Kurvenquietschen vor der Papierfabrik», 2011)
Pläne
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2007, S. 192
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.6, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 1. Band
- ↑ Müller, Viola, Die Papierfabrik Cham. Baugeschichte und Detailinventar, Direktion des Innern des Kantons Zug/Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Zug 2014, S. 20, 77
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Müller), S. 77
- ↑ Neues Leben in alter Remise, in: swiss-architects.com, 28.01.2021
- ↑ www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 1157; Grundbuchfläche: 2680 m², Gebäude: 547 m², Strasse, Weg: 401 m², übrige befestigte Fläche: 670 m², Gartenanlage: 1062 m² [Stand: 08.12.2022]
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Müller), S. 78