Gretener-Wyss Carl (1835–1897)

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Vorname: Carl
Nachname: Gretener–Wyss
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 4. April 1835
Geburt­sort: Cham ZG
Todes­datum: 18. Februar 1897
Todes­ort: Arth SZ

Carl Gretener wuchs auf dem Bauernhof Spiess im Städtli auf. Er war Chams erster Bahnhofvorstand, wechselte dann aber in die Verwaltung der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. In den 1880er Jahren zog er nach Zug, wo er nach der Vorstadtkatastrophe Kassier des Hilfsvereins zugunsten der Opfer wurde. Er war ein begeisterter und begabter Schütze und im Militär Oberleutnant der Zuger Scharfschützen.




Stationen

1835 Carl Gretener wird am 4. April als Sohn von Alois Gretener (1803–1889), der im Volksmund «Oberrichter Gretener» genannt wird, auf dem Hof Spiess im Städtli geboren. [1] Mathias Gretener (1818–1898), der Chamer Lehrer und Politiker, ist sein Onkel. Adolf Gretener (1850–1924), der Sohn von Mathias und spätere Generaldirektor der Anglo-Swiss Condensed Milk Company, sein Cousin.

1840er und 1850er Jahre Carl Gretener besucht zuerst die Schule in Cham und anschliessend das städtische Gymnasium in Zug. [2]

1853 Gretener immatrikuliert sich an der Universität Zürich und studiert ein Semester Jurisprudenz. [3]

1854 Im Herbst verlässt Gretener die Universität nach einem Jahr. [4] Er wechselt in den kaufmännischen Bereich und findet im damals bedeutenden Tuchgeschäft seines Onkels Mathias Gretener (1818–1898) eine Stelle, die ihm zusagt. [5]

1860 Gretener wird auf Vorschlag der Militärkommission zum 4. Unterlieutenant der Scharfschützen ernannt. [6]

1860er Jahre Gretener ist wie sein Vater überzeugter Liberaler. In den politischen Kämpfen der 1860er Jahre in der Gemeinde Cham ist er eine massgebende Person. [7]

Gretener heiratet Anna Wyss aus der Strimatt in Hünenberg. Das Ehepaar bekommt zwei Töchter und einen Sohn, der schon in den Jugendjahren stirbt. Die jüngere Tochter (*1869) [8] heiratet später nach Arth, die ältere Tochter tritt ins Kloster Maria Rickenbach ein, stirbt aber schon «in der Blüte ihres Lebens». [9] Das Kloster wurde von ihrer Tante Christina, Klostername: Sr. Vinzentia, mitgegründet. Im Kloster lebt auch ihre Cousine Verena, Klostername: Sr. Johanna, die später Oberin des Klosters wird.

1861 Gretener bewirbt sich erfolglos um das Amt des zugerischen Hypothekarschreibers, für das sich sechs Männer bewerben. Er landet mit acht Simmen nur auf dem fünften Platz. [10]

Carl Gretener nimmt am eidgenössischen Freischiessen in Stans NW teil und gewinnt 32 Franken. [11]

1864 Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Zürich-Zug Luzern der Schweizerischen Nordostbahn NOB wird Gretener zum ersten Stationsverwalter (Stationsvorstand) von Cham ernannt. [12]

Ende der 1860er Jahre Der Dienst streng nach der Uhr und das recht enge Arbeitsgebiet sagen Gretener auf die Dauer nicht zu. Er wird Handelsreisender für Spirituosen und bereist die Schweiz. [13]

1870 Carl Gretener wird von der Direktion der Anglo-Swiss Condensed Milk Company in eine Vertrauensstellung berufen. Rasch arbeitet er sich in das neue Gebiet ein und erwirbt sich das volle Zutrauen seiner Vorgesetzten, denen er insbesondere in rechtlichen Angelegenheiten und im Kontakt mit der Chamer Bevölkerung ein guter Berater ist. Gretener arbeitet 10 Jahre für die Unternehmung. [14] Fünf Jahre nach seiner Anstellung tritt auch Carl Greteners Cousin Adolf (1850–1924) in die Anglo-Swiss ein und macht dort eine steile Karriere.

1871 Auf Antrag der Militärkommission wird Carl Gretener zum Oberleutnant der Scharfschützen des Auszugs befördert. [15]

1876 Bei einer Diskussion über das eidgenössische Gesetz über den Militärpflichtersatz äussert sich Lieutenant Gretener von Cham. Er macht «insbesondere an der Hand seiner eigenen mehrjährigen Erfahrungen im Auslande darauf aufmerksam, dass gerade die Bestimmung des Gesetzes, dass die Schweizer im Ausland die Steuer auch bezahlen müssten, nur im Interesse der Schweizer selbst sein werde, indem sie dadurch von den Militärplakereien der auswärtigen Staaten mit Berufung auf ihre schweizerische Militärlast befreit würden.» [16] Gretener bringt seine mehrjähigen Erfahrungen im Ausland in die Argumentation ein. Diese könnten im Zusammenhnag mit seiner Tätigkeit bei der Anglo-Swiss Condensed Milk Company stehen.

1879 Gretener wird eine besondere Ehre zuteil. Er nimmt nach dem eidgenössischen Schützenfest in Basel die Fahne der Stadtzuger Gesellschaft aus den Händen des Zentralkomitees von Basel in Empfang. Er weist darauf hin, dass sich die vielen Neuerungen im Schiesswesen glänzend bewährt hätten, was den Zugern, «einem eigenthümlich gearteten Volke, gefalle. Die Zuger seien die ersten, welche betonen, dass sie auch dabei gewesen, wenn etwas gelungen, aber auch wieder die ersten, welche darauf hinweisen, wenn etwas fehlgeschlagen. In Basel hätten sie nur etwas nicht geliebt und das sei der verdammte Sturmwind gewesen». [17]

ab ca. 1882 Gretener lebt in Zug. In einer Tabelle der Schiessresultate heisst es 1882: Karl Gretener von Zug. [18]

1887 Gretener wird für die Wahl in den Verwaltungsrat der Wasserversorgung Zug vorgeschlagen. Gretener lehnt ab und schlägt David Page (1844–1903) vor, der dann auch gewählt wird. [19]

Gretener wird Kassier des Hilfskomitees, das nach der Vorstadtkatastrophe die Hilfe koordiniert. [20]

1897 Die letzte Woche seines Lebens verbringt Gretener bei seiner Tochter in Arth SZ. Am 18. Februar stirbt Carl Gretener kurz vor seinem 62. Geburtstag, «ohne bettlägerig gewesen zu sein, nach einer längeren Krankheit». [21]


Würdigung

Gretener wuchs in einer politisch sehr aktiven liberalen Chamer Familie auf. Als in den 1860er Jahren die Stimmung zwischen den Liberalen und den Konservativen in Cham ziemlich rau war und Cham sich wegen der Zuwanderung durch die Industrialisierung schnell veränderte, stand er bei den Liberalen in der vordersten Reihe.

Er wurde Chams erster Bahnhofvorstand und arbeitete später in der Verwaltung der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Im Militär schaffte er es bis zum Oberleutnant und er war ein leidenschaftlicher Schütze. Möglicherweise hat ihn diese Passion dazu bewogen, nach Zug zu ziehen.

Im Nachruf wird Gretener wie folgt charakterisiert: «In politischer Beziehung huldigte der Verstorbene entschieden freisinnigen Grundsätzen und die politischen Kämpfe in der Gemeinde Cham in den Sechziger Jahren sind eng mit seinem Namen verknüpft. Seine spätere Stellung brachte den Kämpfer etwas ausser die Feuerlinie, er blieb jedoch der freisinnigen Sache treu ergeben, wenn er auch oft bezüglich der Personen und der Kampfesmittel von der Parteileitung divergierenden Ansichten huldigte und mit der Kritik nicht zurückhielt. Selbst öffentliche Ämter zu bekleiden, konnte sich der Verstorbene trotz dem Ansuchen seiner Freunde nicht entschliessen.» [22]

Einzelnachweise

  1. Zuger Volksblatt, 20.02.1897
  2. Zuger Volksblatt, 20.02.1897
  3. https://www.matrikel.uzh.ch/active/static/7818.htm?fontsize=big, [Stand: 25.11.2024]
  4. https://www.matrikel.uzh.ch/active/static/7818.htm?fontsize=big, [Stand: 25.11.2024]
  5. Zuger Volksblatt, 20.02.1897
  6. Neue Zuger Zeitung, 14.04.1860
  7. Zuger Volksblatt, 20.02.1897
  8. Neue Zuger Zeitung, 20.02.1869
  9. Zuger Volksblatt, 20.02.1897
  10. Neue Zuger Zeitung, 09.11.1861
  11. Neue Zuger Zeitung, 27.07.1861
  12. Zuger Volksblatt, 20.02.1897. Neue Zuger Zeitung, 20.02.1869
  13. Zuger Volksblatt, 20.02.1897
  14. Zuger Volksblatt, 20.02.1897
  15. Staatsarchiv Zug, F 1.25.88, Brevetierung im Auszug und Reserve
  16. Zuger Volksblatt, 08.07.1876
  17. Zuger Volksblatt, 16.07.1879
  18. Der Bund, 07.08.1882
  19. Zuger Nachrichten, 30.04.1887
  20. Zuger Nachrichten, 07.07.1887. Neue Zürcher Zeitung, 08.07.1887. Zuger Nachrichten, 10.07.1887
  21. Zuger Volksblatt, 18.02.1897
  22. Zuger Volksblatt, 20.02.1897