Friedensrichter, Übersicht
Das Friedensrichteramt
Jede Einwohnergemeinde betreibt seit 1848 ein Friedensrichteramt mit Friedensrichter und Friedensrichter-Stellvertreter. Das Friedensrichteramt ist die ordentliche Schlichtungsbehörde in Zivilsachen. Dem Friedensrichter obliegt die Durchführung des Schlichtungsverfahrens, sofern nicht eine spezielle Schlichtungsbehörde [1] zuständig ist oder aufgrund einer speziellen Gesetzesvorschrift darauf verzichtet werden kann. Ziel ist eine gütliche Einigung zwischen den Streitparteien. Ein Vergleich schliesst im besten Fall das Verfahren ab.
Werden sich die Parteien in vermögensrechtlichen Streitigkeiten nicht einig, kann ihnen die Schlichtungsbehörde bis zu einem Streitwert von 5000 Franken einen Urteilsvorschlag unterbreiten. Kommt es zu keiner Einigung oder wird der Urteilsvorschlag innert 20 Tagen abgelehnt, so erteilt die Schlichtungsbehörde die Klagebewilligung. In vermögensrechtlichen Streitigkeiten bis zu einem Streitwert von 2000 Franken kann die Schlichtungsbehörde selbst entscheiden, sofern die klagende Partei einen entsprechenden Antrag stellt.
Die Friedensrichterämter sind administrativ den Einwohnergemeinden und fachlich dem Zuger Obergericht unterstellt. Das Friedensrichteramt befindet sich im Gemeindehaus Mandelhof. [2]
Die Friedensrichter seit 1848
Die Friedensrichter im 19. Jahrhundert
- Mathias Gretener (1818–1898), im Amt von 1848 bis 1898 [3]
- Moritz Baumgartner (1844–1900), 1899–1900 [4]
Die Friedensrichter im 20. Jahrhundert
- Jakob Schwerzmann (1845–1924), im Amt von 1901 bis 1904 [5]
- Moritz Lustenberger, 1905–1910 [6]
- Julius Neidhart (1862–1933), 1911–1934 [7]
- Gottfried Schweizer (1879–1957), 1935–1948 [8]
- Alois Bühlmann (1914–1998), 1949–1952 [9]
- Werner Frey (1913–1996), 1953–1976 [10]
- Alois Bühlmann (1914–1998), 1977–1988 [11]
- Alois Steiner (1928–2012), 1989–2000 [12]
Die Friedensrichter im 21. Jahrhundert
- Reto Venzin (*1937), im Amt von 2001 bis 2018 [13]
- Dominik Bruhin, 2019–
Die Friedensrichter-Stellvertreter seit 1896
Die Friedensrichter-Stellvertreter im 19. Jahrhundert
- Jakob Kaufmann (1866–1931), im Amt von 1896 bis 1897 [14]
- Heinrich Grob (1847–1906), 1898 [15]
- Siegfried Unternährer (1852–1943), 1899–1900 [16]
Die Friedensrichter-Stellvertreter im 20. Jahrhundert
- Josef Grob (1829–1904), im Amt von 1901 bis 1904 [17]
- Julius Neidhart (1862–1933), 1905–1910 [18]
- Robert Bütler-Schmid, 1911–1912 [19]
- Gottfried Schweizer (1879–1957), 1913–1934 [20]
- Josef Laubacher (1889–1977), 1935–1944 [21]
- Bernhard Wey (1893–1957), 1945–1948 [22]
- Werner Frey (1913–1996), 1949–1952 [23]
- Gustav Thüring (1894–1980), 1953–1972 [24]
- Fidel Schwerzmann, 1973–1976 [25]
- Willy Balmer, 1977–1992 [26]
- Ursula Mösli, 1993–2008 [27]
Die Friedensrichter-Stellvertreter im 21. Jahrhundert
- Heinz Werder, im Amt von 2009 bis 2018 [28]
- Samuel Mösli, 2019–
Der erste und «ewige» Chamer Friedensrichter
Mathias Gretener (1818–1898) amtet in Cham ein halbes Jahrhundert lang als Friedensrichter. Im liberalen Zuger Volksblatt ist nachzulesen: «Gretener war der Erste, dem seine Mitbürger das neue Amt übertrugen und dem er nun ununterbrochen bis heute zur vollsten Zufriedenheit von Volk und Behörden vorstand, ohne daß je seine Wiederwahl in Frage kam. Hunderte und hunderte von Streitangelegenheiten hat Friedensrichter Gretener während seiner fünfzigjährigen Amtsdauer mit Ruhe und Gewissenhaftigkeit zwischen eifrigen Parteien geschlichtet und so manchem „fetten“ Prozeß den Riegel gestoßen. Während sich zu Beginn seiner Amtsdauer die Anzahl der Friedensrichtervorstände auf 40 bis 50 per Jahr belief, ist dieselbe nun auf 10 bis 20 gesunken. Sein Geschick, die streitenden Parteien zu einem Vergleich zu bringen und zu versöhnen, wurde auch außer der Gemeinde Cham gewürdigt, denn wenn irgend in einer Thalgemeinde ein Friedensrichter in seiner Gemeinde nicht selbst funktionieren konnte, so wurde die Angelegenheit dem Friedensrichter Gretener von Cham zum Auftrage zugewiesen» [29]
Einzelnachweise
- ↑ Im Kanton Zug sind dies die Schlichtungsbehörde Arbeitsrecht respektive die Schlichtungsbehörde Miet- und Pachtrecht
- ↑ www.zg.ch/behoerden/zivil-und-strafrechtspflege/friedensrichteramter [Stand: 09.01.2021]
- ↑ Zuger Volksblatt, 11.10.1898. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1896/1897, 1897/1898
- ↑ Zuger Volksblatt, 15.11.1898. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1899, 1900
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1901–1904
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1905–1909
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1911/1912–1933/1934
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1935/1936–1947/1948
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1949/1950–1951/1952
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1953/1954–1975/1976
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1977/1978–1987/1988
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1989/1990–1999/2000
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 2001/2002–2013/2014
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1896/1897
- ↑ Zuger Volksblatt, 18.05.1897. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1897/1898
- ↑ Zuger Volksblatt, 15.11.1898. Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1899, 1900
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1901–1904
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1905–1909
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1911/1912
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1913/1914–1933/1934
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1935/1936–1943/1944
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1945/1946–1947/1948
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1949/1950, 1951/1952
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1953/1954–1971/1972
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1973/1974–1975/1976
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1977/1978–1991/1992
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 1993/1994–2007/2008
- ↑ Staatskalender des Eidgenössischen Standes Zug 2009/2010–2013/2014
- ↑ Zuger Volksblatt, 11.10.1898