«Die Tote im Zugersee», Kriminalroman von Max Frei

Aus Chamapedia

In einem 1996 unter dem Pseudonym Max Frei erschienenen Kriminalroman mit dem Titel «Die Tote im Zugersee» ist Cham der Ort der Handlung. Der Krimi spielt im Frühling 1964, als in der Eslen in Cham die Leiche einer jungen, im 5. Monat schwangeren Frau gefunden wird.


Chronologie

1996 Am 1. Januar publiziert der Chemnitzer-Verlag einen Krimi mit dem Titel «Die Tote im Zugersee». Der Autor nennt sich Max Frei. Ort der Handlung ist Cham, wo an der Mündung der Eslen im Schilf die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. [1] Der Ort des Leichenfundes wird im Roman «Nessleren» genannt und ist aufgrund der Wegbeschreibung vom Bahnhof her klar als Mündung des Eslenbachs erkennbar. [2]

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Cover des Krimis «Die Tote im Zugersee»


1997 Einer seiner ehemaliger Schüler erkennt, wer Max Frei wirklich ist. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich Armin Arnold (vgl. unten). Christoph Schmuki, der damalige Leiter der Chamer Bibliothek lädt Arnold darauf am 23. Mai zu einer Lesung ein, wo er über literarische Morde referiert und aus dem Kriminalroman «Die Tote im Zugersee» vorliest. [3]

2002 Radio SRF produziert aus dem Krimi «Die Tote im Zugersee» ein Hörspiel. Anschliessend an das Hörspiel sendet SRF ein Interview mit Armin Arnold. Er erzählt darin, wie dieser Krimi zustande gekommen ist und welchen Bezug er zu Cham hat. [4]


Die Handlung

Max Frei, früher Kriminalkommissar im Kanton Zürich, jetzt Privatdetektiv in Luzern, liest am 23. Mai 1964 in den Zuger Nachrichten vom Fund einer Leiche in Cham. An der Mündung des Eslenbachs in Cham wird im Schilf die Leiche der 15-jährigen Hilde Enzler gefunden. Sie war im 5. Monat schwanger. Hilde hatte vor wenigen Monaten die Schule abgeschlossen und in Luzern eine Lehre begonnen.

Hilde war in den Augen vieler Chamerinnen und Chamer eine junge Frau, die leicht für ein amouröses Abenteuer zu gewinnen war. Schnell geraten ehemalige Mitschüler von Hilde Enzler in den Fokus, vor allem Markus Siegenthaler, der Sohn des Fabrikdirektors. Frau Siegenthaler wendet sich an Max Frei, der in ihrem Auftrag eigene Ermittlungen anstellen soll. Frei nimmt den Auftrag an, arbeitet mit Hubacher, dem Chef des Chamer Polizeipostens, zusammen, recherchiert aber auch auf eigene Faust.

Zum Kreis der Verdächtigen gehört auch Lehrer Jakob Zihlmann. Er hatte Hilde, deren Eltern beide berufstätig sind und abends spät nach Hause kommen, beim Lösen der Schulaufgaben unterstützt, weil sie immer zum Unterricht gekommen war, ohne die Aufgaben gelöst zu haben. Über Zihlmann, der dem Namen nach kein Urchamer, sondern ein Zugezogener ist, wird übel geredet. Der Kreis der Verdächtigen erweitert sich nach und nach. So gerät auch ein Bahnbeamter in Verdacht, ein Appenzeller, der erst seit wenigen Monaten in der Station Cham arbeitet. Er sah Hilde jeden Tag zweimal, wenn sie nach Luzern zur Arbeit fuhr und abends zurückkehrte, und äusserte gegenüber Frei, dass Hilde Enzler sehr attraktiv gewesen sei.

Als die Polizei sich mit den Ermittlungen zufrieden gibt und einen unterdessen verstorbenen Verdächtigen zum Täter erklärt, ermittelt Max Frei weiter und kann den wirklichen Täter überführen. [5]

Der Krimi als Podcast


Der Autor – Armin Arnold, alias Max Frei

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Armin Arnold (1931–2011)

Max Frei, so nennt sich der Autor und so heisst auch der Privatdetektiv, ist ein Pseudonym. Der Autor heisst in Wirklichkeit Armin Arnold. Er wurde 1931 in Zug geboren und besuchte die Schulen in Zürich. [6] Seinem Urgrossvater gehörte das Restaurant Degen in Hünenberg. [7] Während seiner Primarschulzeit verbrachte er die Schulferien meist bei seinem Grossvater, Kaspar Baumgartner, in Cham. Armin Arnold war sehr gerne in Cham. Wegen seiner engen Beziehung zu seinem Grossvater, vermachte ihm dieser ein Haus im Dersbach, direkt am Zugersee, was in der Verwandtschaft Missgunst auslöste. Zeitweise waren deswegen unschöne Sprayereien am Haus angebracht. [8]

Während des Zweiten Weltkriegs lebte er einige Monate in Cham und ging hier zur Schule. Später studierte er Germanistik. Sein Studium schloss er mit dem Gymnasiallehrerpatent und dem Doktorat ab. Von 1959–1984 unterrichtete er in Kanada an der University of Alberta und der Mc Gill University in Montreal. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz unterrichtete er bis 1999 an der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule (HWV) Olten und der Fachhochschule Baden. 1978 war er zusammen mit Josef Schmidt Autor des fast 500-seitigen Standardwerks über die Kriminal-Weltliteratur, «Reclams Kriminalromanführer». 1996 veröffentlichte er mit «Die Tote im Zugersee» seinen ersten Kriminalroman. 1998 folgte «Neun Tote im Emmental», 1999 «Skelette im Hauensteintunnel», 2003 «Drei Tote im Altersheim», 2004 «Rache! Rache! Rache!» [9] und 2006 «4 Tote in Hünenberg». Arnold lebte nach seiner Rückkehr in die Schweiz in Laupersdorf (SO), blieb aber mit dem Kanton Zug verbunden und war oft im Dersbach in Hünenberg in seinem Ferienhaus, [10] das er von seinem Grossvater geerbt hatte. [11] Armin Arnold starb 2011. [12]

Würdigung

Armin Arnold muss Cham sehr gut gekannt haben. So beschreibt er den damaligen Chamer Polizeiposten im alten Gemeindehaus mit wenigen Worten so, dass bei der mit dem Ort und der Zeit der 1960er-Jahre vertrauten Leserschaft im Kopf sofort ein Bild entsteht, wie die Räumlichkeiten der Polizei damals ausgesehen haben. Für den Wohnsitz des Lehrers Zihlmann wählt er die Reihenhaussiedlung am Löbernweg unterhalb des Schluechthofs. Eine wichtige Rolle spielen der Bahnhof und die Zugsverbindungen nach Luzern. Auch hier ist Arnold sehr präzise. Die Abfahrtszeiten entsprechen den damaligen Fahrplänen.

Arnold beschreibt auch die Sozialstruktur von Cham sehr treffend. Die Einheimischen sind an ihren ortstypischen Namen sofort erkennbar. Das Spannungsfeld mit den Zugezogenen ist klar und deutlich. Der Sohn des Fabrikdirektors, dessen Familie in Cham als Emporkömmling gilt, gerät in Verdacht, auch der Lehrer, dem Namen nach ein Luzerner, und der Stationsbeamte, ein vor wenigen Monaten zugezogener Appenzeller. Ein Indiz, wie geschlossen Cham in den 1960er-Jahren war, ist ein Gedanke Freis, als er über einen möglichen ausserkantonalen Täter nachdenkt, der mit dem Auto nach Cham gekommen sein könnte: «Jede ausserkantonale Nummer fällt auf!» [13] Arnold klischiert einzelne Dorfbewohner, so die Sekretärin auf dem Polizeiposten, Frau Ritter, die alles, was sie auf dem Posten hört, brühwarm im Dorf verbreitet.

Arnolds Dokukrimi «4 Tote in Hünenberg»

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Cover des Dokukrimis «4 Tote in Hünenberg»


Arnold publizierte 2006, wieder unter dem Pseudonym Max Frei, einen zweiten Krimi mit Lokalbezug unter dem Titel «4 Tote in Hünenberg». Dieses Werk nannte er «Dokukrimi» und signalisierte damit, dass es nicht um reine Fiktion geht. Hintergrund war der Bau eines Bootssteges in Hünenberg See im Rahmen der Ortsplanungsrevision von 2004. Arnold als Anrainer war direkt betroffen und klagte dagegen vor Verwaltungsgericht. Der Protagonist des Krimis heisst Hans Arndt. Die Nähe zum Namen Arnold ist unverkennbar. Arnold verarbeitete in diesem Krimi seine Erfahrungen mit den kantonalen und gemeindlichen Behörden aus seiner Perspektive. Die Publikation sorgte für einigen Wirbel. Die Presse setzte Schlagzeilen wie «Krimi schreckt Hünenberg auf» und «Beamtenwillkür und einige Leichen.» Auch in diesem Krimi spielt Cham immer wieder eine Rolle. Unter anderem ist ein Velo des Chamer Händlers «Bisang», von dem nur wenige Exemplare hergestellt wurden, ein wichtiges Puzzleteil bei der Auffindung eines Täters. Auch der Chamer Bibliothekar Christoph Schmuki spielt eine Rolle, er vermittelt den Kontakt zwischen Hans Arndt und dem Detektiv Max Frei. [14]

Einzelnachweise

  1. https://www.srf.ch/audio/krimi/die-tote-im-zugersee-mundart-krimi-von-max-frei?id=d47ba1c3-fa4c-49a1-b719-c5400001233b, [Stand 16.12.2024]
  2. Max Frei, «Die Tote im Zugersee», Chemnitz 1996:Chemnitzer Verlag, S. 18
  3. freundliche Mitteilung von Christoph Schmuki, Cham, 10.01.2025
  4. https://www.srf.ch/audio/krimi/die-tote-im-zugersee-mundart-krimi-von-max-frei?id=d47ba1c3-fa4c-49a1-b719-c5400001233b, [Stand 16.12.2024]
  5. Max Frei, «Die Tote im Zugersee», Chemnitz 1996:Chemnitzer Verlag; https://www.srf.ch/audio/krimi/die-tote-im-zugersee-mundart-krimi-von-max-frei?id=d47ba1c3-fa4c-49a1-b719-c5400001233b, [Stand 16.12.2024]
  6. https://sokultur.ch/html/kulturschaffende/detail.html?q=&qs=2&qs2=2&artist_id=1241, [Stand 16.12.2024]
  7. Zuger Presse, 28.06.2006
  8. freundliche Mitteilung von Christoph Schmuki, Cham, 10.01.2025
  9. https://sokultur.ch/html/kulturschaffende/detail.html?q=&qs=2&qs2=2&artist_id=1241, [Stand 16.12.2024]
  10. Zuger Presse, 28.06.2006
  11. freundliche Mitteilung von Christoph Schmuki, Cham, 10.01.2025
  12. https://sokultur.ch/html/kulturschaffende/detail.html?q=&qs=2&qs2=2&artist_id=1241, [Stand 16.12.2024]
  13. Max Frei, Die Tote im Zugersee, Chemnitz 1996:Chemnitzer Verlag, S. 77
  14. Max Frei, 4 Tote in Hünenberg, Dokukrimi, Laupersdorf 2006, ISBN 3–905404–42–7; Zuger Presse, 20.09.2006