Zündhölzliberg

Aus Chamapedia

Eine Flugaufnahme, auf der die sanfte Anhöhe des Zündhölzlibergs mit dem Schulhaus Kirchbühl I, dem Asyl und dem Spital zu erkennen ist, 1964


Mit eindrücklichem Park im Stil des französischen Barocks: das Asyl auf dem Zündhölzliberg, 1919
Blick vom Schulhaus Kirchbühl I über den «Zündhölzliberg» zum Spital und Asyl; im Vordergrund die Gärtnerei, wo später die AMI-Klinik respektive die AndreasKlinik gebaut werden, 1996

Langgezogene, flache Anhöhe in Cham auf gut 430 m ü. M. vom Schulhaus Kirchbühl bis zum Rörliberg. 1909 und 1917 werden das Bürgerasyl und das neue Schulhaus auf dem Berg eröffnet. Heute ist der Zündhölzliberg weitgehend überbaut.


Chronologie

1826 Der englische Apotheker John Walker (1781–1859) erfindet rein zufällig das moderne Streichholz, eine Mischung aus Antimontrisulfid und Kaliumchlorat. 1840 entsteht im Kanton Zürich eine erste Zündholzfabrik. Im Kanton Zug ist in Oberwil bei Zug von 1890 bis 1923 die Zündholzfabrik Bechelen in Betrieb. [1]

1909 Bis ins frühe 20. Jahrhundert ist der Zündhölzliberg eine unbebaute und mit Obstbäumen übersäte Anhöhe. 1909 eröffnet die Bürgergemeinde Cham mit Unterstützung der Einwohnergemeinde auf dem Berg nach eineinhalb Jahren Bauzeit ein Bürgerasyl für Kranke, Alte und Waisen. Am nordöstlichen Bergabhang entstehen an der Rigistrasse zwischen 1909 und 1917 mehrere Arbeiter- und Einfamilienhäuser. [2]

1917 Mitten im Ersten Weltkrieg wird am südlichen Ende des Zündhölzlibergs das wuchtige Schulhaus Kirchbühl I gebaut und am 3. Mai eingeweiht. [3]


Namensgebung

Die Namensgebung ist unklar. Sie erfolgt aber sicher erst im 19. oder im frühen 20. Jahrhundert. [4] Auch der Chamer Ortshistoriker Hermann Steiner (1917–2001) kann den Namen nicht erklären. Steiner erwähnt eine mündliche Überlieferung, dass früher zeuselnde Kinder auf der Anhöhe einen Brand verursacht hätten. Oder er erklärt den Namen durch die «längliche und schmale Form der Moräne mit dem Schulhaus Kirchbüel am verbreiterten und höchsten Ende – einem liegenden Zündholz ähnlich». [5]


Anekdoten

Ein unbekannter Autor veröffentlicht 1952 in den Heimatklängen, der Sonntagsbeilage der Zuger Nachrichten, einen kurzen Artikel zum Zündhölzliberg und berichtet über seine Schulzeit wohl im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts: «Auf der zu unserer Schulzeit noch kahlen Kuppe des Zündhölzliberges wurde im Winter tüchtig geschlittelt, damals als niemand an Mondrakete, auch nicht an Flugzeug dachte. Bisweilen kam es zu einer Schlacht am Zündhölzliberg, denn die Oberdörfler liessen sich ihre Schlittbahn nicht ohne weiteres von den Aussenquartierlern besetzen.» [6]

In den Jahresschlussexamen bei Josef Brunner (1878–1935), Sekundarlehrer in Cham von 1909 bis 1935, haben die Schüler jeweils auf die entsprechende Lehrerfrage französisch zu antworten: «La montagne où se trouve notre maison d’école s’appelle <Zündhölzliberg>.» [7]

Bürgerschreiber Thomas Gretener (*1957) erinnert sich: «Mein Vater erzählte von "seiner" Schlittelbahn am Zündhölzliberg, die über zwei Kantonsstrassen (!) führte: Vom Schulhaus Kirchbühl die Bahnhofstrasse hinunter über die Hünenbergerstrasse und weiter über die Luzernerstrasse. Endstation war der Bahnhof. Das Verkehrsaufkommen war um 1930 ein anderes als heute. Von Unfällen berichtete er nicht.» [8]


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Einzelnachweise

  1. Morosoli, Renato, Phosphordämpfe in der Schwefelküche. Eine Geschichte der Zündholzfabrik Bechelen in Oberwil bei Zug, in: Tugium 29, 2013, S. 7–19
  2. Odermatt, Alice / Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 14–19. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 133f.
  3. Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 110f.
  4. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 5, S. 314
  5. Steiner, Hermann, 50 Jahre Schulhaus Kirchbüel, Cham, in: Heimatklänge, kulturelle Beilage zu den «Zuger Nachrichten» 47, 1967, S. 35. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 24
  6. o.A., Vom Zündhölzliberg in Cham, in: Heimatklänge, kulturelle Beilage zu den «Zuger Nachrichten» 32, 1952, S. 11f.
  7. Vgl. Anmerkung 5 (Steiner et al.), S. 24
  8. Erinnerungen von Thomas Gretener, Cham, verschriftlicht am 12.07.2017