Stähli-Gretener Josef (1922–2013)

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Portrait von Stähli-Gretener Josef (1922–2013)
Portrait von Josef Stähli-Gretener (1922–2013)

Vorname: Josef
Nachname: Stähli-Gretener
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 21. April 1922
Geburt­sort: Netstal GL
Todes­datum: 25. Oktober 2013
Todes­ort: Cham ZG
Beruf: Gärtner, Werkmeister
Religion: römisch-katholisch

Josef Stähli-Gretener war Werkmeister der Gemeinde Cham und setzte sich mit ganzer Kraft für die gestaltete Natur in Cham ein. Er galt als «grünes Gewissen der Gemeinde». Für sein grosses Engagement zeichnete ihn die Bürgergemeinde Cham 2006 mit dem Anerkennungspreis aus.



Josef Stähli als Steinmetz, 1949
Auf dem Chamer Kirchturm (v.l.n.r.): Fritz Tschan, Josef Werder, Josef Bisang, Robert Achille Vienny und Josef Stähli, 1959
Josef Stähli war ein begeisterter Berggänger
Auf dem Schulhausplatz Kirchbühl wird ein Baum gepflanzt, links Gemeinderat Max Schicker (*1936), undatiert (um 1980)
Auf den Skiern in den Bündner Bergen auf der Diavolezza, 1984
In seinem Garten im «Willi-Haus» beim Schulhaus Kirchbühl
Bis 1987 dient die Scheune beim Rigiplatz als gemeindlicher Werkhof, vor welcher Josef Stähli steht
Josef Stähli im Villette-Park am Zugersee
Josef vor dem Friedhofstor mit Fahrrad, mit dem er oft unterwegs war
Im Friedhof Cham
Anna und Josef Stähli-Gretener sitzen am Rand des Brunnens auf dem Kirchenplatz
In der Villette, 27.06.2012
Familienfeier anlässlich des 90. Geburtstags, 21.04.2012


Stationen

1922 Josef Stähli kommt am 21. April in Netstal GL zur Welt, wo seine Eltern das Restaurant «Zum Bahnhof» führen. Die Berufswahl ist schnell klar: Josef will Gärtner werden und absolviert die Lehre als Gärtner und Gartenbauer bei der Gärtnerei Schweizer in Glarus. Zudem absolviert er die Handelsschule Gademann in Zürich, um auch kaufmännisch ausgebildet zu sein.

1951 Josef Stähli kommt im Alter von 29 Jahren nach Cham und wird Gärtner und Vorarbeiter der Gemeinde. Er trägt den Titel eines «Werkmeisters». [1] Als Werkhof dient die «Gemeindeschüür» auf dem Rigiplatz, als Werkstatt ein ehemaliger Kuhstall, der zugleich Lagerraum, Garderobe, Garage und Essraum sein muss. Die einzige Maschine des Chamer Werkdiensts surrt zu dieser Zeit in einem Rasenmäher. [2]

1955 Josef Stähli lernt in Cham Anna Gretener (1933–2022) kennen und verliebt sich in sie. Sie heiraten am 12. August zivil und am 13. August kirchlich. Das Ehepaar hat in der Folge vier Kinder: Veronika (*1956), Dora (*1958), Nina (*1961) und Benedikt (*1966). [3]

1957 Bei der Umgestaltung des Rigiplatzes sind der Gemeinde Cham die Vorschläge eines Luzerner Architekten zu teuer. Deshalb plant und organisiert Werkmeister Josef Stähli eine einfachere Umsetzung mit Sitzbänken und einem einfachen Kinderspielplatz. [4]

1969 Durch den geschenkten Brunnen benötigt der Kirchenplatz eine neue Gestaltung: Statt teure Planer anzustellen, liefert Werkmeister Josef Stähli einen Entwurf, den er mit dem Brunnen-Bildhauer Franco Annoni (1924–1992) abgesprochen hat und schliesslich auch mit seiner Werktruppe umsetzt. [5]

1972 Nach der Einzonung des Gebiets St.-Jakob-Strasse hat die Gemeinde kein Budget für eine naturnahe Bepflanzung vorgesehen. Werkmeister Josef Stähli bedauert dies sehr und beantragt daher an der Gemeindeversammlung als Bürger Josef Stähli den entsprechenden Kredit und findet Gehör. [6]

1972/1973 Auch im Villette-Park ist Josef Stähli sehr aktiv: Im Ostteil des öffentlichen Villette-Parks richtet die Gemeinde einen Spielplatz ein, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Die Pläne dazu stammen von Adolf Zürcher (1934–2000) und Josef Stähli. [7]

1976 Josef Stähli arbeitet seit 25 Jahren bei der Gemeinde Cham. Der Einwohnerrat dankt ihm dafür: Stähli habe «andauernd einen überdurchschnittlichen Einsatz» geleistet und «dafür viel freie Zeit» geopfert. [8]

1980 Stähli setzt sich tatkräftig gegen Einzonungen rund um den Städtlerwald ein. An der Gemeindeversammlung stellt er den Antrag, einen 200 Meter breiten Grüngürtel um den Wald freizuhalten. Die 822 Stimmberechtigten folgen grossmehrheitlich seinem Antrag. [9]

1983 Die abbruchgefährdete Ziegeleihütte geht an die Stiftung Ziegeleimuseum Meienberg über. [10] Josef Stähli nimmt im Stiftungsrat Einsitz und setzt sich für die Rettung der Ziegelhütte und für den Erhalt der Moorlandschaft ein. [11]

1987 Josef Stähli ist 65 Jahre alt und geht in Rente. In seiner Zeit entwickelte sich der Werkhof von Cham rasant: Als er anfing, arbeiteten drei Personen dort; als er ging, zwölf Personen. Die zu pflegenden Rasen- und Parkflächen verdreifachten sich von 30'000 auf über 100'000 Quadratmeter. [12] Unermüdlich setzte er sich für die Chamer Natur ein: Insgesamt reichte Stähli 41 Begrünungsvorschläge ein. [13]

2006 Die Bürgergemeinde Cham zeichnet Josef Stähli am 24. November in einem feierlichen Anlass in der Villa Villette mit dem ersten Anerkennungspreis von 5000 Franken aus; die Laudatio hält Ehrenbürger Hans Kaufmann (1928–2018). [14]

2013 Josef Stähli stirbt am 25. Oktober im Alter von 91 Jahren. [15]


Anekdote

«Seppli», wie Josef als Bub genannt wurde, zeigt schon als Kind grosses Interesse an der Natur, an Blumen, Bäumen und an Gärten. Als Schulbub stibitzte Josef aus der gemeindlichen Forstbaumschule einige Fichten und setzte diese in den eigenen Garten an der Bahnhofstrasse in Netstal. Dummerweise kam der Gemeindeförster dort vorbei und entdeckte den Diebstahl: Die Jungbäume mussten wieder zurück in die Baumschule. [16]


Würdigung

Josef Stähli setzte sich in seiner Arbeit, aber auch weit darüber hinaus für die Natur in Cham ein. Er war das «grüne Gewissen Chams». [17] Weil er sich besonders auch der Bäume annahm, wurde er sogar der «Baumpapst von Cham» genannt. [18] Dabei war sein Auftreten stets kompetent und sanft, er war ein «Mensch der leisen Töne. Mit verhaltener Stimme brachte er seine warnenden, fast beschwörenden Argumente vor. Nicht selten zum Missfallen der Umgebung, oft als mühsamer Störfaktor empfunden, oft nicht begriffen, aber immer sachlich und ruhig, immer echt besorgt. Wahrscheinlich gingen ihm diese Auftritte gar nicht so leicht, es brauchte Mut aufzustehen und Stellung zu beziehen für Landschaften, für Bäume, Quartierbilder, für Freihalten von Erholungsraum. Eindringlich warnte er vor Zerstörung von naturnahem unwiederbringlichem Freiraum.» [19]


Fotogalerien

Strassenarbeiten am Kirchbühlrain, 1959

Josef Stähli mit weisser Mütze an der Arbeit


Anerkennungspreis der Bürgergemeinde für Josef Stähli, 24.11.2006


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Cham – Menschen, Geschichten, Landschaften, Zug 2008, S. 22ff.
  2. Kaufmann, Hans, Laudatio Josef Stähli, Cham 2016, Typoskript
  3. Freundliche Mitteilung von Benedikt Stähli, Cham, 17.05.2019
  4. Zugersee-Zeitung, 26.04.1957
  5. Neue Zuger Zeitung, 16.07.2004. Schulthess, Fritz von, Erinnerungen: Schloss St. Andreas, Cham 1986, S. 129–131
  6. Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 22
  7. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 145
  8. Brief Einwohnerrat der Gemeinde Cham an Werkmeister Josef Stähli, 01.09.1976
  9. Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 23
  10. Vgl. Anmerkung 8 (Grünenfelder), S. 274
  11. Forum, Magazin der Alfred Müller AG, Nr. 62, 2014. S. 45
  12. Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 23
  13. Kaufmann, Hans, Laudatio Josef Stähli, Cham 2016, Typoskript
  14. Neue Zuger Zeitung, 25.11.2006
  15. Todesanzeige Josef Stähli-Gretener
  16. Kaufmann, Hans, Laudatio Josef Stähli, Cham 2016, Typoskript
  17. Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw), S. 23
  18. Neue Zuger Zeitung, 25.04.2006
  19. Kaufmann, Hans, Laudatio Josef Stähli, Cham 2016, Typoskript