Page-Stutz Myrtha (1853–1900)
Myrtha Page-Stutz war die Frau von David Page, der Nummer zwei der Chamer Milchsüdi. Sie stammte von der Wirte- und Posthalterfamilie Stutz vom «Raben» und war dementsprechend bodenständig und volksverbunden. Sie wohnte mit ihrer Familie in einem der Kolonialstilhäuser gleich beim Bahnhof Cham.
Stationen
1853 Martha Stutz erblickt am 15. April in Cham das Licht der Welt. Sie ist die Tochter der Wirtsleute und Posthalter vom «Raben». Ihr Vater ist der dorfbekannte Politiker und Gastwirt Jakob Stutz (1824–1890).
1872 Die 19-jährige Martha Stutz lernt David Steven Page (1844–1903), den stellvertretenden Generaldirektor der führenden Chamer Milchfabrik kennen, der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Zwar ist David neun Jahre älter und ein Amerikaner, aber die Beiden lieben sich und heiraten am 28. Oktober. Martha ist «eine stille, hübsche Frau», sehr verschieden von ihrer impulsiven Schwägerin Adelheid Page-Schwerzmann (1853–1925). [1] Dem amerikanisch dominierten Haushalt entsprechend wird Martha meistens «Myrtha» genannt oder, wie damals durchaus üblich, «Frau David Page».
Ihre Schwester Maria ehelicht Josef Stuber-Stutz (1844–1932), der ebenfalls für die Anglo-Swiss arbeitet, eine weitere Schwester, Elisa, heiratet Fritz Spillmann (1846–1926), den Regierungsrat und Interims-Direktor der Metallwarenfabrik Zug. Feste bei der Familie Page-Stutz sind also stets eine Art Zuger Wirtschaftstreffen.
1874 Carl David, das älteste der Kinder von Myrtha und David, kommt zur Welt. [2]
1875 Frank A. heisst der Zweitgeborene der jungen Familie. [3]
1876 Die erste Tochter, Myra Zella, kommt zur Welt. [4] Im gleichen Jahr beschliesst die Anglo-Swiss den Bau zweier Direktorenhäuser, im Geschäftsbericht werden sie «einfache Wohngebäude für den Director und seinen Stellvertreter» genannt. Im westlichen Haus wohnen Myrtha und David Page-Stutz, im östlichen Adelheid und ihr Mann George Ham Page (1836–1899). [5] Die Einrichtung der beiden Häuser unterscheidet sich so sehr, wie sie die beiden Ehepaare voneinander verschieden sind. David ist jovial und gerne in Gesellschaft, er spielt Geige und Theater, spricht Schweizerdeutsch und erlaubt sich gerne einen Scherz; George hingegen ist der distanzierte Typ, lässt kaum jemanden an sich heran und spricht kein Schweizerdeutsch, er will und kann sich nicht mit den schweizerischen Eigenheiten anfreunden. Myrtha Page-Stutz ist die Tochter des Wirte- und Posthalterehepaars und deshalb mit dem Chamer Dorfleben vertraut und integriert; Adelheid dagegen orientiert sich nicht an Cham, sondern an einem welthaltigeren Leben. [6] David ist der Volkstümlichere der beiden Brüder: Er engagiert sich im Theater- und Musikverein, ist gesellig und unterhaltsam, er ist Mitglied des Männerchors und des Kavallerievereins. Öfters spendiert er im «Raben», der Wirtschaft der Familie seiner Frau, eine Runde. [7]
1878 Myrtha Page engagiert im «Damen-Komitee» des kantonalen landwirtschaftlichen Vereins. Dieses organisiert mit anderen Frauen einen «Gemüseanbaukurs für Töchter». Dort lernen die jungen Frauen den «Gartenbau für den Familienbedarf und für den Handel». [8]
1882 Das vierte Kind kommt zur Welt, es heisst Alice. [9]
1900 Myrtha Page-Stutz stirbt am 10. Juni im Alter von 47 Jahren. [10] David Page kann nicht einmal an der Beerdigung seiner Frau teilnehmen, weil für die Anglo-Swiss in Amerika weilt: Er soll dort, zusammen mit seinem Neffen Fred Page (1877–1930), das US-Geschäft der Anglo-Swiss verkaufen. [11] Er ist gesundheitlich angeschlagen, leidet an Rheuma, Erschöpfung und starken Erkältungen. [12] Obwohl er privatisiert hat, erholt er sich nicht mehr. [13]
Der Werdegang ihrer Kinder
Carl David (1874–1961) und Frank Allen (1875–1964) gehen für die Anglo-Swiss-Condensed Milk Company nach Amerika und bleiben ledig; Myra (1876–1928) heiratet Fritz Gertsch (1862–1938); Alice (*1882) heiratet den Musiker Walter A. Imboden aus Thun [14], einen strammen Berufsoffizier, engen Weggefährten von General Ulrich Wille (1848–1925) und umstrittenen Publizisten. Das Schlossgut Warth bei Neftenbach ZH, das ihm gehörte, muss er zwangsversteigern lassen. Alice lässt sich von ihm scheiden. [15]
Einzelnachweise
- ↑ Haab-Sidler, Frida, Erinnerungen, Mein Leben währte Jahre (undatiert), Reproduktion von Hajo Leutenegger 2016, S. 26
- ↑ Orsouw, Michael van / Stadlin, Judith / Imboden, Monika, George Page. Der Milchpionier. Die Anglo-Swiss Condensed Milk Company bis zur Fusion mit Nestlé, Vevey / Zürich 2005, S. 182f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2005), S. 182f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2005), S. 182f.
- ↑ Orsouw, Michael van / Stadlin, Judith / Imboden, Monika, Adelheid, Frau ohne Grenzen. Das reiche Leben der Adelheid Page-Schwerzmann, Zürich 2003, S. 45
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2003), S. 45
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2005), S. 84
- ↑ Zuger Volksblatt, 03.04.1878
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2005), S. 182f.
- ↑ Zuger Nachrichten, 07.07.1900
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2005), S. 174f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2005), S. 175
- ↑ Zuger Nachrichten, 07.11.1903
- ↑ Haab-Sidler, Frida, Erinnerungen, Mein Leben währte Jahre (undatiert), Reproduktion von Hajo Leutenegger 2016, S. 26
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 17.02.2010