Ofner Johannes (vor 1520–1564)
Während der Reformation ist der wohl aus dem süddeutschen Gebiet stammende Johannes Ofner Pfarrer in Rapperswil. Später ist er Pfarrer in der Stadt Zug und von 1555 bis 1564 Pfarrer in Cham. Er stirbt 1564 wahrscheinlich an der Pest.
Stationen
vor 1520 Über die Herkunft und die Ausbildung von Johannes Ofner ist nichts Näheres bekannt. Er dürfte aber aus dem süddeutschen Raum stammen.
1531 Ofner ist Pfarrer von Rapperswil, als Jodocus Kilchmeyer (gest. 1552), ein Schüler des St. Galler Humanisten Joachim Vadian (1484–1551), nach Rapperswil gerufen wird, um dort die Reformation einzuführen. Kilchmeyer propagiert Huldrych Zwinglis (1484–1531) Lehre und lässt sämtliche Bilder aus der Kirche entfernen. Nach der Niederlage der reformierten Kantone in der Schlacht von Kappel flüchtet Kilchmeyer im November in die Stadt Zürich. [1] Die alten katholischen Schirmorte binden Rapperswil nun enger an sich. Für die katholischen eidgenössischen Orte ist Rapperswil ein Brückenkopf gegen Zürich und seine Verbündete. Ofner bleibt wohl bis nach 1540 in Rapperswil. [2]
1541 oder 1542 Ofner wird Stadtpfarrer in Zug. Als solcher nimmt er 1543 am Musegger Umgang in Luzern teil. [3]
1554 Ofner erhält in Zug die Liebfrauenpfrund der Kirche St. Michael. [4] Bald darauf ist Ofner in einen Ehrverletzungsprozess verwickelt. Er hatte offenbar die Frau von Hans Fridlin beleidigt. Beide Parteien übergeben den Streit zum Entscheid an den Zuger Stadtrat. Ofner muss bei seiner priesterlichen Würde erklären, dass er die Klägerin nur als ehrliche, fromme Frau kenne. Seine Ehre bleibt aber unbeschadet. Er muss den Verwandten der Frau fünf Pfund an die Prozesskosten und der Obrigkeit fünf Pfund Busse zahlen. [5]
1555 Anfang Februar erhält Johannes Ofner vom Zuger Stadtrat für ein Jahr die Pfarrpfrund («kilchherypfrund») von Cham. Er wird von Nachfolger von Pfarrer Johannes Bühlmann (vor 1510–1555?). Wenn er sich nicht gut verhält oder sonst dem Rat nicht gefällt, kann er jederzeit abgesetzt werden. Ofner verspricht, alles zu halten, wie es das Pflichtenheft von Pfarrer Jost Müller (vor 1480–1551) ausweise. [6]
1556 Ofner wird vom Stadtrat als Pfarrer von Cham bestätigt. [7] Im gleichen Jahr wird Ofner von Herrn Peter, Kirchherr in Risch, beleidigt, er sei «luterisch», also ein Anhänger der Lehren der Reformation. Ofner verlangt Genugtuung. Der Zuger Stadtrat schützt ihn. [8]
1560 Johannes Ofner befreit sich von den obrigkeitlichen Erbansprüchen. Er darf seine gegenwärtigen und künftigen Vermögensmittel nach seinem Gutdünken vermachen. [9]
1564/1565 Ofner stirbt 1564, offenbar an der Pest. [10] Er soll im ehemaligen Beinhaus bei der alten Pfarrkirche St. Jakob begraben worden sein. [11]
Mit Wolfgang Weidmann (vor 1540–1576) wird am 18. August wieder ein Stadtzuger Pfarrer von Cham. [12]
Kurzbericht zu Johannes Ofner in der Chronik von Oswald Villiger
Mehr als 230 Jahre nach dem Tod von Pfarrer Ofner notiert 1802 der Chamer Sigrist Oswald Villiger (1735–1809) in seiner Chronik: «RD joannes over ... Starb anno 1565. An der ohrt ward begraben in damahliges beinhauß, welches gestanden, wo die jetzige under sacrasteÿ steth. Dißer aber wurde außgegraben da, daß alte beinhauß geschlißen worden, da man gezehlt anno 1783 und wurde in neüe kirchen übergraben worden. Daß dißer allein alß pfahrherr im beinhauß begraben worden, solle er pfahrherren selbst begehrt haben, damit andern desto ehenter von der pest unberüert verbleiben mögen.» [13]
Einzelnachweise
- ↑ Herzog, Marianus, Kurzgefasste Geschichte der uralten Familie, Stadt und Grafschaft Rapperswil von ihrem Ursprunge bis 1798, nach bewährten Urkunden und Geschichten, Einsiedeln 1821, S. 125
- ↑ Iten, Albert, Tugium Sacrum. Der Weltklerus zugerischer Herkunft und Wirksamkeit bis 1952, Stans 1952, S. 523
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Iten), S. 523
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.1.60, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1552–1649, fol. 14v (21.04.1554)
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.1.77, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1552–1649, fol. 16r (15.12.1554)
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.1.85, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1552–1649, fol. 18r (09.02.1555)
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.1.86, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1552–1649, fol. 18r (11.01.1556)
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.1.143, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1552–1649, fol. 24v (29.08.1556)
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.1.232, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1552–1649, fol. 36r (17.02.1560)
- ↑ «D. Joannes Offner, decanus, pastor in Cham, anno 1564». Wymann, Eduard, Zur Geschichte des Landkapitels Bremgarten im XV. und XVI. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Schweizer Kirchengeschichte 9, 1915, S. 188. Vgl. auch Zurlaubiana, Acta Helvetica 100/73 (1756?), gemäss diesem Verzeichnis war Ofner von 1552 bis 1558 auch Dekan des Dekanats Zug-Bremgarten
- ↑ Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/1493, Villigerchronik 1802, S. 24
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.1.391, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1552–1649, fol. 58r (18.08.1565)
- ↑ Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham-Hünenberg, A 1/1493, Villigerchronik 1802, S. 24