Lindenhof

Aus Chamapedia

Das Restaurant Lindenhof mit Gastgeber Damian Staub (1868–1939) und mit dem Hinweis zum «Töchterinstitut Heiligkreuz»
Der «Lindenhof», bereits mit Anbau, aber noch nicht aufgestockt, zwischen 1960 und 1970
Lindencham in einer Luftaufnahme in den 1960er Jahren, rechts der «Lindenhof»
Der «Lindenhof» an der Sinserstrasse 114, 24.11.2018
Das Wirtshausschild vom 1892, 24.11.2018
Der «Lindenhof», im Vordergrund der 1973 realisierte Erweiterungsbau, 24.11.2018

An der Ausfallachse in Richtung Sins befindet sich an der Sinserstrasse 114 seit 1892 das Restaurant Lindenhof. Es richtet sich an Passanten sowie an die Bewohnerinnen und Bewohner von Lindencham und Umgebung.


Chronologie

1892 Das Baujahr der Liegenschaft (Ass.-Nr. 112a) an der Sinserstrasse ist am geschmiedeten Eisengeländer sichtbar. Dort steht: «D St 1892» – mit den Buchstaben ist der Erbauer Damian Staub (1868–1939) gemeint. Staub ist Menzinger Bürger, er ist aber mit Katharina Werder (1858–1934) aus Hünenberg verheiratet. Katharina ist bis 1911 die Besitzerin der Liegenschaft, zu der auch noch eine Scheune mit Trotte (Ass.-Nr. 112b) gehört. [1] Das Wirtshausschild zeigt einen Lindenbaum, darunter das Schriftband «Lindenhof». [2]

1894 Hausbesitzer Damian Staub betätigt sich auch als Händler von landwirtschaftlichen Produkten. So bietet er per Inserat die Düngemittel «Roh-Knochenmehl» und «Thomasschlackenmehl» an (ein phosphatreiches Düngemittel, das als Nebenprodukt in der Eisen- und Stahlerzeugung entsteht). [3]

1934 Schwiegersohn Adolf Grolimund-Staub (1893–1959) von Deitingen SO, verheiratet mit Hedwig, übernimmt das Wirtepatent für den «Lindenhof». Grolimund hat zuvor das Gasthaus Schweizerhof beim Bahnhof Zug geführt. [4]

1935/1936 Hans Stuber-Müller (*1901) kauft am 16. Dezember die Liegenschaft mit dem Restaurant. Stuber ist Mechaniker und verheiratet mit Louise (*1899), die die Liegenschaft drei Monate später am 19. März übernimmt. [5]

1939 Karl Heinzer-Canal (*1890) ist der neue Pächter. [6] Er hat zuvor in Cham das «Seefeld» an der Zugerstrasse geführt.

1943 Emma Baggenstos-Züsli (1910–1985) und ihr Gatte, Bauunternehmer Jakob Baggenstos (1912–1986), kaufen den «Lindenhof». [7] Die Gastwirtschaft führt Emma fortan selber. [8]

1949 Agathe Krüsi-Roth (*1909), Mutter von sieben Kindern, führt die Gastwirtschaft. Sie ist seit 1949 in Cham. Ihr Mann ist Jakob Krüsi (1900–1962), Versicherungsagent in Zug. Sie arbeitete zuvor als «Ladentochter» in der Metzgerei Anhorn in Rotkreuz. [9]

1960 Blanca Theiler-Stöckli (1931–2017) von Hasle LU übernimmt die Gastwirtschaft per 1. Oktober. [10]

1970 Franz Baggenstos (*1944) von Gersau SZ und verheiratet mit Ursula, übernimmt den Lindenhof als Mieter. Das Gebäude wird renoviert. Neben Restaurant, Saal und Terrasse bieten sie auch noch 16 Gastzimmer an. [11]

1973 Die Eigentümer Jakob und Emma Baggenstos erstellen einen Erweiterungsbau: Sie stocken den bestehenden Saal auf. [12]

1979 Das Patent geht über an Erwin Wüthrich (*1950) von Trub BE. Er ist mit der Finnin Erja Viinikka verheiratet. [13] Wüthrich spezialisiert sich auf die finnische Küche und macht sich weit über die Gemeindegrenzen hinaus einen guten Namen. Auch Erwins Mutter Hanny Wüthrich (1923–2021) arbeitet tatkräftig in der Gastwirtschaft mit. [14]

1991 Der neue Pächter ist der Italiener Giuseppe Albertella-Henzmann (*1959). [15]

2011 Das Restaurant bekommt ein neues gastronomisches Konzept: das «Restaurant Lindenhof da Rocco» setzt auf gute und gehobene italienische Küche. Geführt wird es von Rocco Catalano [16] Der «Lindenhof» gehört nun zum «La Campana» in Cham in der Nähe des Bahnhofs (Luzernerstrasse 19) und zur Pizzeria Camaro in Rotkreuz.

2022 Wegen der Sanierung des Sinserstrasse führen zu Ertragseinbussen im «Lindenhof». Im Sommer wird das Restaurant für einige Wochen geschlossen. [17] Kurz vor Weihnachten wird eine «dauerhafte Schliessung» kommuniziert.

2023 Im Frühjahr ist die Weiterführung des Betriebs gesichert. Unter dem Namen «Ristorante Mastro Alfonso» führen Francesco Frangipane und Carina Caramelo die italienische Gastrotradition weiter. [18]


Personen


Der Wirtshausname «Linde»

Das mittelhochdeutsche Wort linde f. (lat. tilia) «Linde» kommt bei Wirtshausnamen häufig vor. Der «Lindenhof» nimmt natürlich Bezug auf den Weiler Lindencham, das bereits um 1300 als «Linden» in den Schriftquellen nachweisbar ist. Linden wurden oft an markanten Stellen in der Landschaft gepflanzt, etwa auf Anhöhen, auf wichtigen Plätzen oder Wegkreuzungen. [19]


Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  2. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 164
  3. Zuger Nachrichten, 26.09.1894
  4. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Lindenhof, Gesuch vom 16.03.1934
  5. Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1868–1929), 1. Band. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Lindenhof, Gesuch vom 14.03.1936
  6. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Lindenhof, Erneuerungsgesuch vom 08.04.1943
  7. Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1868–1929), 1. Band
  8. Staatsarchiv Zug, CE 80.3, Wirtschaftswesen, Mappe Lindenhof, Gesuch vom 09.02.1944
  9. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Lindenhof, Erneuerungsgesuch vom 04.08.1974
  10. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Lindenhof, Erneuerungsgesuch vom 25.05.1970
  11. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Lindenhof, Gesuch vom 21.11.1970. Zuger Kalender, Chronik 28.12.1970
  12. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Lindenhof, Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrats des Kantons Zug vom 12.06.1973
  13. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Lindenhof, Gesuch vom 13.03.1979
  14. Zuger Zeitung, 10.06.2017
  15. Staatsarchiv Zug, G 468, Wirtepatente, Mappe Lindenhof, Erneuerungsgesuch vom 14.03.1994
  16. Regionalmagazin Wink, 09.09.2011
  17. www.zentralplus.ch [News- und Community-Plattform für Luzern und Zug], 09.08.2022
  18. Zuger Zeitung, 04.04.2023. Zuger Zeitung, 17.06.2023
  19. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 3, S. 199–202