Laubacher
Am Rigiplatz steht an der damaligen Hauptverkehrsachse von Cham bis 1928 eine Liegenschaft. Die Gastwirtschaft trägt zuletzt den Namen «Laubacher», da der letzte Wirt Josef Laubacher heisst. Sie steht im Strasseneck zwischen Rigistrasse und Schulhausstrasse, wo sich heute ein Kinderspielplatz befindet.
Chronologie
17. Jahrhundert Der heutige Rigiplatz heisst zu dieser Zeit Dingstatt. [1] Nördlich des Platzes entsteht ein markantes Gebäude, das spätere Haus Doswald oder Laubacher. [2]
1813 Die Liegenschaft (Ass.-Nr. 11a) gehört einem Martin Stuber. [3] In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird der Kernbau erstmals erweitert. [4]
1815 Adam Bütler kauft das Haus. [5]
1820 Gemäss der Kommunikantenzählung der Gemeinde Cham wohnen zwei Kommunikanten im Haus von Adam Bütler.
1825 Am 24. Oktober wird ein Vertreter der Familie Kaufmann, Josef, der neue Besitzer. [6]
1848 Am 29. April geht die Liegenschaft an Josef Alois Kaufmann. [7]
1850 Am 30. Mai übernimmt Johann Stuber das halbe Wohnhaus, der 1840 bereits das andere halbe Wohnhaus (Ass.-Nr. 12a) gekauft hatte. [8] Johann und Christina Stuber wohnen mit ihren Kindern im Haus. [9]
1861 Im Haus sind eine Metzgerei und ein Speiserestaurant von Xaver Meier untergebracht. [10]
1863 Schon wieder wechselt die Liegenschaft den Besitzer: Es ist neu Kaspar Schwerzmann. [11]
1864 Als Eigentümer folgt der Metzger Josef Wendelin Fuchs (1823–1879) aus Malters LU. [12] In dieser Zeit findet eine zweite Erweiterung des Gebäudes statt, dieses Mal gegen Westen, wodurch die zuletzt bestehende, unregelmässige Giebelform entsteht. [13]
1879 Die Liegenschaft geht an Josefine Fuchs (1863–1913) über, die den Zuger Metzger Johann Doswald (1853–1908) heiratet. [14]
1883 Johann Doswald übernimmt die Metzgerei und Speisewirtschaft mit seiner Frau Josefine. [15] Doswald war zuvor auf Wanderschaft gewesen und soll eine patriarchalische Erscheinung mit donnernder Stimme gewesen sein, die den Buben des Viertels ebenso Eindruck gemacht haben soll wie seine Waffensammlung. [16] Der Familienname des neuen Eigentümers geht auf die Liegenschaft über, die fortan «Haus Doswald» heisst.
1887 Bei einer Feuerwehrübung geht die Übungsanlage von folgendem Szenario aus: Die Gastwirtschaft Doswald mit Stallung und Schlachthaus fängt Feuer, worauf der Westwind den Brand weiter bis zum nahen Spritzenhaus trägt. Deshalb kann die Feuerwehr Cham ihre Spritzen und anderen Gerätschaften nicht mehr erreichen, so dass die Feuerwehrkollegen aus Zug, Baar und Menzingen helfen müssen – aber zum Glück ist es nur eine Übung, keine Realität! [17]
1894 Die sieben Jahre zuvor geübte Brandbekämpfung wird Wirklichkeit: Nachmittags um 15.30 Uhr ertönt die Feuerglocke beim Haus Doswald. Die im Spritzenhaus stationierte Feuerwehr kann den Brand rasch löschen, aber der Schaden durch das Löschwasser ist massiv. [18]
1909 Nach dem Tod von Johann Doswald ist wiederum seine Frau, Witwe Josefine, die Besitzerin der Liegenschaft. [19]
1912 Die Einwohnergemeinde Cham kauft die Liegenschaften (neu Ass.-Nr. 12a,b) von der Witwe Doswald für 43'000 Franken «aus verkehrstechnischen, ästhetischen und sanitären Gründen», wie es im Gemeinderatsprotokoll heisst. [20] Konkret will man Platz für das angrenzende Schulhausprojekt Kirchbühl schaffen. Die Gemeinde verpachtet die Liegenschaft an Wirt und Metzger Josef Laubacher-Rüttimann (1889–1977), einen ehemaligen Lehrling von Johann Doswald. [21]
1919 Josef Laubacher wohnt mit seiner Familie an der Hünenbergerstrasse 4 und arbeitet im Restaurant und in der Metzgerei am Rigiplatz. [22]
1928 Die Einwohnergemeinde lässt die Gebäude abreissen. [23] Metzger Josef Laubacher richtet an der Hünenbergerstrasse 4 eine zeitgemässe Metzgerei ein und baut ein Schlachthaus an (später Villiger, dann Berger; abgebrochen 2002). Die Gemeinde schafft mit dem Abbruch Raum für die Rigistrasse und den Rigiplatz. Die Geschichte der Gastwirtschaft Laubacher geht zu Ende.
1930 Die Einwohnergemeinde errichtet einen kleinen Park mit Bäumen, Sitzbänken und Spielplatz. Auf diese Weise wird wieder spürbar, dass es sich um einen, wenn auch kleinen Platz handelt.
Einzelnachweise
- ↑ Wolf, Otto et al., Geschichte von Cham, Bd. 1, Cham 1958, S. 166f.
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 136
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 133
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, Volkszählung 1850
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 136
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 202
- ↑ Zuger Volksblatt, 26.11.1887
- ↑ Zuger Nachrichten, 19.12.1894
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Zuger Nachrichten, Beilage zur 1100-Jahr-Feier in Cham, 11.07.1958
- ↑ Freundliche Mitteilung von Marie-Therese Widmer, Cham, 17.01.2023
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band