Bürgergemeinde Cham, 1909–1962

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Mit der Bau des Asyls setzt die Bürgergemeinde einen Meilenstein. Das Asyl ist Erfolgsgeschichte und Herausforderung zugleich. Immer wieder muss es in kleineren Schritten erweitert werden, bis 1962 mit dem Neubau und der Namensänderung in «Spital Cham» ein weiterer Meilenstein gesetzt wird. Weitere anspruchsvolle Aufgaben sind die Einbürgerungen und der Umgang mit «schwierigen» Bürgern.


Chronologie

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Das von der Bürgergemeinde gebaute Asyl Cham aus dem Jahr 1909: ein Heim für kranke, alte und unterstützungsbedürftige Menschen

1909 Am 20. Oktober nimmt das Asyl Cham seinen Betrieb auf. Es ist Spital, Altersheim und Armenhaus zugleich. Die Abteilungen sind getrennt. Die Bürgergemeinde kann ihre Bedürftigen wieder in Cham unterbringen, nachdem sie seit 1874 in Menzingen untergebracht waren. Kinder werden im Kinderheim Hagendorn platziert. [1]

In den Anfangsjahren sind im Asyl je ein Drittel Kranke, Alte und Armengenössige untergebracht. Die Taxen für Unterkunft und Verpflegung betragen für die Pensionäre und Kranken in der 1. Klasse 2.50 Franken, in der 2. Klasse 1.80 Franken. Das Asyl entwickelt sich immer mehr zum Krankenhaus. [2]

1918 Die Bürgergemeinde muss zwangsweise eine ausländische Familie einbürgern, die ihr zugewiesen worden ist. [3]

1919 Die Strafanstalt Zug stellt der Bürgergemeinde eine Rechnung von 360 Franken für sechs Chamer Bürger, die während dieses Jahres in der Strafanstalt einsitzen. [4]

1920 Am 20. Februar beschliesst die Bürgergemeinde eine Erweiterung des Asyls um 20 Betten und die Einrichtung zweckdienlicher Operationsräume. Die Aufwendungen betragen 188'012 Franken. Der Kanton Zug und der Bund entrichten gemäss Bundesratsbeschluss von 1919 zur Förderung der Hochbautätigkeit Subventionen von je 15 Prozent. Zudem fliessen einige Legate und Vergabungen an die Bürgergemeinde, so dass die Bauschuld erträglich bleibt. [5]

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Mit zwei Lukarnen: das «Asyl» nach der Erweiterung von 1921


1920er-Jahre In Cham gibt es Stimmen, die dem Bürgerrat eine zu leichte Einbürgerungspraxis vorwerfen, obwohl sich die Einbürgerungen im damals üblichen Rahmen bewegen. [6]

1921 Der Kanton Zürich denkt über die Errichtung eines Heims zur Versorgung entlassener Verbrecher und arbeitsscheuer Menschen nach und klärt in den angrenzenden Gegenden die Bedürfnisse ab. Der Bürgerrat begrüsst diese Initiative und teilt mit, dass in Cham vier bis sechs Personen für die Platzierung in einer solchen Einrichtung in Frage kämen. [7]

1925 Die Bürgergemeindeversammlung wird vom Hotel «Raben» in den «Bären» verlegt, weil dessen Besitzer Paul Baumgartner (1895–1975) Chamer Bürger ist. [8]

1928 Neben dem Asyl entstehen ein eigenes Wäschehaus mit den notwendigen Lokalitäten für die Wäscherei, Trocknen und Heizung sowie sechs Zimmer für das Personal. Die Asylkommission lässt einen Bettenlift und eine Wasserenthärtungsanlage einbauen. Um die Asylliegenschaft abzurunden und für spätere Erweiterungen erwirbt die Bürgergemeinde angrenzende Grundstücke. [9]

1930 Die Zahl der Ortsbürger sinkt unter 200. [10]

1937 In den 1930er-Jahren werden die Armengelder als Folge der Weltwirtschaftskrise sehr stark beansprucht. Im Kanton Zug steigt die Anzahl der Unterstützten von 1929 bis 1937 von 1099 auf 1619. [11] Cham gibt 1929 9500 Franken an Fürsorgegeldern aus, 1937 sind es 19'902 Franken. Der Chamer Armenfonds weist jedoch in der ganzen Periode kein Defizit aus. [12]

Am 28. Februar fasst die Bürgergemeinde trotzdem ohne lange Diskussion den Beschluss, Steuern von drei Franken pro erwachsene Person, einen Franken pro 1000 Franken Vermögen und 50 Rappen pro 100 Franken Einkommen zu erheben. Der Protokollführer schreibt dazu: «Der Beschluss ehrt die Bürgerschaft, indem sie dem Bürgerrat die Mittel in die Hand gibt, in dieser schweren Zeit kranke und arme Mitbürger zu unterstützen». [13]

1943 Im Jahresbericht des Asyls beschreibt der Verwalter eindringlich von prekären Platzverhältnissen: «Wochenlang war das letzte Bett besetzt, so dass einige Patienten vor ihrer völligen Genesung vorzeitig entlassen werden mussten, um die Aufnahme schwerer Erkrankter zu ermöglichen (...) Eine baldige Erweiterung der Anstalt wird nötig, wenn dieselbe fernerhin in bisheriger Weise ihrem Zwecke genügen soll». [14]

1951 Die Bürgergemeinde beschliesst einen Planungskredit von 10'000 Franken für die Erweiterung des Asyls. Vier Zuger Architekten beteiligen sich am Wettbewerb; der Entwurf von Paul Weber (1923–2016) in Zug wird gewählt. In einem Flugblatt klärt der Bürgerrat die Bevölkerung über das neue Projekt auf und bittet um Spenden. Es gehen in der Folge 75'000 Franken ein. [15]

Dazu kommt ein Betrag von 100'000 Franken von der Papierfabrik Cham. Dieser wird als Legat zum Andenken an Oberst Richard Vogel (1870–1950) gesprochen, dem 1930 das Chamer Ehrenbürgerrecht verliehen worden war. [16]

1501 Spende der Papieri an das Asyl Oberländer Tagblatt, Band 75, Nummer 293, 14. Dezember 1951 .png

Sogar das Oberländer Tagblatt vermeldet die Spende der Papierfabrik an den Neubau des Spitaltrakts, 1951


1956 Der Anteil der Bürger an der Gesamtbevölkerung von Cham beträgt noch etwa 7,8 Prozent.

Die Bürgergemeinde ist nicht in der Lage, die 1,6 Million Franken für die Erweiterung des Asyls alleine zu tragen. Kantonsrat Jakob Grob (1911–1987) und Mitunterzeichner reichen dem Kantonsrat eine Motion ein. Weil im Kanton ein neues Gesundheitsgesetz in Vorbereitung ist, kommt die Angelegenheit vorerst nicht voran. [17]

1957 Paul Robert Stutz (1880–1957), Bürger von Cham, vermacht in seinem Testament mit dem «Lina, Paul, Emil Stutz-Fonds» dem Asyl Cham 300'000 Franken. Die Papierfabrik spricht weitere 100'000 Franken für den Erweiterungsbau. [18]

1960 Nachdem das neue Gesundheitsgesetz in Kraft getreten ist, genehmigt die Bürgergemeindeversammlung am 11. April die Errichtung eines Erweiterungsbaus. Der Voranschlag beläuft sich nun infolge höherer Kosten auf 2,137 Mio. Franken. Das neue Gebäude bietet Raum für 30 Krankenbetten und 12 Schwesternzimmer. Ferner sind neue Operations- und Röntgensäle sowie Aufenthaltsräume für Patienten und Pflegepersonal vorgesehen. [19]


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Der 1962 in Betrieb genommene Neubau des Spitals

1962 Am 16. Dezember wird der Neubau eröffnet. Aus dem «Krankenasyl» wird nun das «Spital Cham». [20]


Fazit

Zwischen 1909 und 1962 steht für die Bürgergemeinde das Asyl und seine Entwicklung im Mittelpunkt. Aus einem Heim für Alte, Bedürftige und Kranke wird ein Spital mit einer zeitgemässen Infrakstruktur. Die Bauten werden mehrmals erweitert und den veränderten Bedürfnissen angepasst. Cham steht hinter seinem Spital. Viele Menschen unterstützen die Erweiterungen mit Spenden und Legaten. Vorausschauend sichert sich die Bürgergemeinde in der unmittelbaren Nachbarschaft des Spitals Bauland, auf dem später das Pflegeheim gebaut werden kann. Die Eröffnung des Neubaus 1962 ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Bürgergemeinde und des Spitals.

Der Bereich Fürsorge und Vormundschaften bleibt auch in dieser Zeit eine grosse Aufgabe, die im Stillen abläuft. Bei der Erteilung von Bürgerrechten ist es ruhig, pro Jahr wird etwa eine Person eingebürgert. Dies wird sich in den folgenden Jahrzehnten ändern.


Die Belegung des Asyls 1910–1959

1910 1915 1920 1930 1940 1950 1959
Patienten 84 140 283 468 643 901 1011
Verpflegungstage 5'553 10'056 14'810 18'840 17'054 21'000 22'826

[21]

→ zum Artikel Bürgergemeinde Cham (1874–1909)

→ zum Artikel Bürgergemeinde, Überblick


Einzelnachweise

  1. Anton Scherer, Die Bürgergemeinde, in: Gruber Eugen (Hrsg.), Geschichte von Cham, Band 2, 1962, S. 59
  2. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 103
  3. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 51
  4. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 61
  5. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 65
  6. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 51
  7. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 61
  8. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 51
  9. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), 65
  10. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 50
  11. Meier, Thomas et al., Fürsorgen, Vorsorgen, Versorgen. Soziale Fürsorge im Kanton Zug von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Zürich 2022, S. 194
  12. Bürgerarchiv Cham, A 2/172; A 2/200–204 Armenrechnungen
  13. Bürgerarchiv Cham, Bürgergemeindeversammlung Protokolle; auf Mikrofilm: Staatsarchiv Zug, MF 59/82
  14. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 66
  15. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 66
  16. Oberländer Tagblatt, 14.12.1951; Neue Zürcher Nachrichten, 18.12.1951
  17. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 66
  18. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 66
  19. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 66
  20. Zuger Neujahrsblatt, Chronik 16.12.1962
  21. Vgl. Anmerkung 1 (Scherer), S. 64