Wegkapellchen Friesencham
Das heutige Heiligenhäuschen (Bildstöckli) in Friesencham steht an der Stelle eines wohl grösseren Wegkapellchens aus dem 17. Jahrhundert.
Chronologie
1669 In den Zuger Stadtratsprotokollen wird erstmals ein Wegkapellchen («heyligenheüslin») erwähnt. Es dürfte sich um eine grössere, betretbare Wegkapelle gehandelt haben, die auf freien Feld zwischen den (damals) in grösseren Abständen gruppierten Häusern von Friesencham lag. [1]
Der Zuger Stadtrat ist einverstanden, Teile des alten Altars mit den Heiligen Sebastian und Rochus aus der Zuger Pfarrkirche St. Michael nach Friesencham zu transferieren. [2] Möglicherweise ist die Überführung der bekannten Pestheiligen in Zusammenhang mit dem letzten Auftreten der Pest in der Eidgenossenschaft von 1667 bis 1670 zu sehen. Betroffen sind Gebiete in der Nordschweiz (Basel, Schaffhausen, Aargau, Landschaften in Zürich und Bern). Die Innerschweiz und der Stand Zug bleiben verschont.
1819 Der Zuger Arzt und Historiker Franz Karl Stadlin (1777–1829) überliefert eine andere «Gründungsgeschichte»: Das Friesenchamer Kapellchen sei 1769 anstelle einer «uralten Linde» errichtet worden. Die Linde habe man «beym Strassenbau» (Ausbau der Strasse von Cham ins Zisterzienserinnenklosters Frauenthal) 1769 umgehauen. Stadlin erwähnt den Fund von drei Skeletten, zwei davon habe man unter der gefällten Linde gefunden, eine im Keller eines benachbarten Hauses. [3]
1851 Anstelle des Kapellchens wird ein quadratisches Heiligenhäuschen (Bildstöckli) aus Sandstein mit einem vorgezogenen Satteldach über einer stichbogigen Nische gebaut. Die Seiten sind verputzt und weiss gestrichen. Am Sandsteinrahmen ist die Jahreszahl «1851» eingraviert. [4]
1965 Das Bildstöckli wird renoviert. Es enthält heute in der Stichbogennische ein geschnitztes, teilweise vergoldetes Kruzifix aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.
2024 Das Bildstöckli ist im Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham enthalten. [5]
Würdigung
«Das Heiligenhäuschen weist als Wegmarke von der Untermühlestrasse nach Norden, in die lockere, bäuerliche Baugruppe von Friesencham. Zusammen mit Wegkreuzen und Wegkapellen gehören Bildstöcke zu den sakralen Kleinbauten, die in katholischen Gebieten das Landschaftsbild prägen. Sie sind sie Bestandteil der Volksfrömmigkeit, die den Alltag über Jahrhunderte durchwirkte. Die noch erhaltenen Bauwerke sind wichtige Zeitzeugen und leisten einen wertvollen Beitrag zur differenzierten Kulturlandschaft. Wie hier bilden sie oftmals einprägsame Wegmarken und geben zudem Hinweise auf historische Wegführungen. Als Bautyp stellt der Bildstock in Cham eine Besonderheit dar.» [6]
Aktuelle Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 253
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.5.192, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1669–1681, S. 30 (13.07.1669)
- ↑ Stadlin, Franz Karl, Die Geschichten der Gemeinden Chaam, Risch, Steinhausen u. Walchwyl. Des ersten Theils zweiter Band, Luzern 1819, S. 62f. In den späten 1760er-Jahren liess der Zuger Stadtrat an mehreren Stellen in der Vogtei Cham Strassen in Stand setzen.
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 253
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 683 [Stand: 11.04.2024]
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler in der Gemeinde Cham (Datenblatt)