Vogel-von Meiss Carl (1850–1911)

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Portrait von Vogel-von Meiss Carl (1850–1911)
Portrait von Vogel-von Meiss Carl (1858–1911)

Vorname: Carl
Nachname: Vogel-von Meiss
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 22. November 1858
Geburt­sort: Zürich ZH
Todes­datum: 8. Dezember 1911
Todes­ort: Zürich ZH
Beruf: Kantonsrat, Politiker, Richter, Unternehmer
Religion: evangelisch-reformiert
Partei: Freisinnig-Demokratische Partei FDP
VIAF: Kennung des Eintrags zur Person im „Virtual International Authority File (VIAF)“. 32145541728896601816
HLS: Kennung des Eintrags zur Person im „Historischen Lexikon der Schweiz (HLS)“. 030892
GND: Kennung des Eintrags zur Person in der „Gemeinsamen Normdatei (GND)“. 108201589X

Carl Vogel-von Meiss war einer der Chamer Papierindustriellen. Er heiratete die vermögende Zürcherin Anna von Meiss, wohnte in der herrschaftlichen Hammer-Villa in Cham und in einem noblen Stadthaus in Zürich. Obwohl Carl Vogel die Direktion der Papierfabrik in fremde Hände legte, konnte er den Betrieb erfolgreich weiterentwickeln. Daneben engagierte er sich als Kantonsrat und Richter und wurde Ehrenbürger von Cham.



Carl Vogel mit Kutscher Harsch vor der Villa Hammer, undatiert (um 1890)
Carl Vogel (Mitte) posiert mit Bekannten und Verwandten auf der Lorzenterrasse beim «alten Hammer»
Auf seinem Hammergut, undatiert (um 1891)
Carl Vogel (rechts) mit seinem jüngeren Bruder Richard (1870–1950), undatiert (vor 1900)
Carl Vogel im Lehnstuhl, undatiert (nach 1900)


Stationen

1850 Carl kommt am 22. November als ältester Sohn von Heinrich (1822–1893) und Carolina Vogel-Saluzzi (1825–1902) in Cham zur Welt. Als Kind zeichnet der kleine Carl gerne und oft. Sein Vater schickt Carl in die strenge Internatsschule Schnepfenthal in Thüringen. Danach studiert er an der ETH Zürich Chemie und arbeitet in der Papierfabrik Steyrermühl in Oberösterreich, um die Papierfabrikation kennenzulernen. [1]

1878 Carl Vogel ist ausgebildeter Chemiker und 28-jährig. Er heiratet im August die Zürcher Adelige Anna von Meiss (1858–1942), Tochter von Hans Meiss (1813–1884) von Wülflingen ZH und Anna von Muralt (1820–1907) in Zürich. Die Familie mit den zwei «von»-Adelstiteln ist sehr vermögend, Annas Vater ist belgischer Konsul. Aus Anlass der Hochzeit zwischen Vogel und von Meiss bekommt die Belegschaft der Papierfabrik Cham ein Geschenk: Die Männer erhalten fünf Franken, die Frauen zwei Franken, dazu einen Nachmittag frei, ohne Lohnabzug. Das Ehepaar hat zwei Wohnsitze: das Haus «zum Lindengarten» in Zürich (aus der Familie Annas) und dazu die Villa Hammer in Cham (aus der Familie Carls). [2]

1880 Das erste Kind kommt zur Welt, es ist ein Sohn, Anna und Carl nennen ihn Hans Carl Alexander (1880–1905), gerufen wird er Alexander. [3]

1881 Die erste Tochter folgt, Anna Helena Alice (1881–1944). Sie heiratet später Carl Martin Leonhard Bodmer (1880–1961), der auch in der Papierfabrik Cham führende Positionen innehat. [4]

1883 Die zweite Tochter, Bertha Olga (1883–1970), erblickt das Licht der Welt. Sie heiratet später Walther von Meiss (1869–1934) von Wülflingen ZH. [5]

1884 Carl Vogel-von Meiss übernimmt als Direktor von seinem Vater Heinrich Vogel-Saluzzi die Leitung der gut aufgestellten Papierfabrik. [6]

1885 Die dritte Tochter folgt schon zwei Jahre später, sie heisst Anna Emilie Charlotte (1885–1981), sie wird in der Familie Emy genannt. Sie heiratet Robert Naville-Vogel (1884–1970), der die Papierfabrik während einem halben Jahrhundert prägt. Vielleicht auch aus familiären Gründen mit den vier Kindern tritt Carl Vogel bereits nach einem Jahr alleiniger Leitung der Fabrik beruflich kürzer. Obwohl erst 35 Jahre alt, gibt er die Führung der Papierfabrik ab und stellt zu seiner Entlastung einen Direktor an. Als alleiniger Eigentümer behält er aber die Verantwortung für den Gesamtbetrieb. [7]

1888 Die Papierfabrik floriert: Die Produktion erreicht 1500 Tonnen, das ist bereits dreimal soviel wie zu Heinrichs Zeiten. Das jüngste der fünf Kinder, Anna Helena (1888–1963), kommt zur Welt, sie wird Ellen genannt. Sie heiratet später Ernst Max Seeburger (1877–1955). [8]

1889 Nach dem Brand der Baumwollspinnerei und Weberei Hagendorn kauft Carl Vogel die übrig gebliebenen Liegenschaften. Die Kinderanstalt der Fabrik funktioniert er in ein Waisenhaus um. [9]

1892 Carl Vogel wird von den Chamern in den Kantonsrat gewählt. Er vertritt dort während 18 Jahren die Freisinnigen. [10]

1893 Für zwei Jahre amtet Carl Vogel auch noch als Kassations- und Revisionsrichter des Kantons Zug. [11]

1898 Carl Vogels Gattin Anna erbt die Villa und den Park in der Villette. [12] Damit gehört nun das ganze Seegebiet zwischen der Bahnlinie (im Norden), dem Zugersee (im Süden), der Lorzenmündung (im Osten) und der Eslen (im Westen) der Papieri-Dynastie. Es handelt sich um eine einzigartige Parklandschaft von 108'000 Quadratmetern. Anna und Carl Vogel-von Meiss besitzen drei herrschaftliche Häuser: eines in Zürich, dann in Cham die Villa im Hammer und nun die Villette am See. [13] Im gleichen Jahr veranstaltet Carl Vogel auf seinem Landwirtschaftsgehöft Hammergut mit dem landwirtschaftlichen Verein «eine Probe mit Mähmaschinen, Heuwendern und Pferderechen», mit Maschinenherstellern aus Winterthur, Niederweningen Burgdorf und Oberdorf. [14] Er betreibt quasi Innovationsförderung im Bereich Landwirtschaft.

1902–1904 Im Auftrag von Anna Vogel-von Meiss wird die Sommerresidenz Villette durch den Architekten Dagobert Keiser (1847–1906) umgebaut. Der Architekt, der auch mit seinem gleichnamigen Sohn Dagobert (1879–1959) arbeitet, macht aus dem einstigen Ferienhaus eine ganzjährig bewohnbare Villa. [15]

1905 Das älteste Kind und der einzige Sohn, Alexander, kommt im Alter von 25 Jahren bei einem Reitunfall in Morges VD ums Leben – eine grosse Tragödie in der dynastiegewohnten Familie Vogel. [16]

1906 Am 24. Juni wird Carl Vogel aufgrund seiner Verdienste für die Region zum Ehrenbürger von Cham ernannt. Das Ehrenbürgerrecht erhalten auch die Ehefrau Anna und die beiden Töchter Anna Helene und Anna Emilie Charlotte. [17]

1909 Die Erneuerung der Innenausstattung der Villette findet ihren Abschluss: Das Treppenhaus wird neu gestaltet, das Speisezimmer auf der Südseite wird vergrössert und von einer Terrasse bekrönt, die Küche wird angebaut und aufgestockt, im ganzen Haus gibt es elektrisches Licht und eine Zentralheizung, in Ergänzung der vorhandenen Cheminées. [18]

1911 Carl Vogel stirbt am 8. Dezember im Haus «zum Lindengarten» in Zürich im Alter von 61 Jahren. Er war vor seinem Tod linksseitig durch einen Schlaganfall gelähmt. [19]

1912 Bei der Erbteilung wird die Papierfabrik Cham zu einer Aktiengesellschaft, zur Papierfabrik Cham AG. Jeder Familienzweig bekommt seinen Anteil in Aktien. [20]


Seine Leidenschaft

Carl Vogel war nicht nur Oberleutnant der Schweizer Armee, er mochte alte Waffen. Er legte eine wertvolle Waffensammlung an, mit Waffen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. [21]


Persönliches

Im persönlichen Umgang gibt er sich sehr bescheiden: Er redet nicht gern und zieht es vor, schweigend die Umgebung zu beobachten. Er ist ein grosser Naturfreund, der das Stadtleben nicht besonders mag, und sich lieber der Botanik und Tierkunde widmet. [22] Obwohl er ein Haus in Zürich hat, zieht er es vor, in Cham im «Hammer» zu leben. Er liebt es, den Pferden zuzusehen oder diese zu zeichnen. [23]


Würdigung

Carl Vogel-von Meiss ist als Industrieller sehr erfolgreich. In seiner Ära verachtfacht sich die Produktion der Papierfabrik Cham. Das ist umso bemerkenswerter, als dass Vogel die «Papieri» nur gerade ein Jahr alleine führte: Er blieb als Eigentümer der Fabrik verantwortlich, setzte aber Direktoren ein.


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 36
  2. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36, 45
  3. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 39
  4. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 39
  5. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 39
  6. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36
  7. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36, 39
  8. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36, 39
  9. Zurfluh, Christoph, Hammer. Von der «Chupferstrecki» bis zur «Ära Lüdi» 2014, Cham 2014, S. 79
  10. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  11. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
  12. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 145
  13. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36
  14. Zuger Volksblatt, 26.05.1898
  15. Vgl. Anmerkung 12 (Grünenfelder), S. 145
  16. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 45
  17. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 311
  18. Vgl. Anmerkung 12 (Grünenfelder), S. 145
  19. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36
  20. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 45
  21. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36
  22. Chronik der Stadt Zürich, 23.12.1911
  23. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 36