Stuber-Stutz Josef (1844–1932)
Josef Stuber war in Cham Kassier, Kantonsrat und Direktor der Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Er übernahm die Gastwirtschaft Raben und wanderte später nach Monaco aus, wo er im Alter von 88 Jahren starb.
Stationen
1844 Josef Stuber wird am 31. März geboren. [1]
nach 1870 Josef Stuber heiratet Maria Stutz, die Tochter von Jakob Stutz (1824–1890) und Schwester von Myrtha Page-Stutz (1853–1900). Er arbeitet als Kassier bei der Anglo-Swiss Condensed Milk Company.
1877 Wie die anderen Zuger Gemeinden erhält auch Cham 1874 eine neue Gemeindeorganisation. Die alte Einheitsgemeinde wird in eine Einwohner-, eine Bürger- und eine katholische Kirchgemeinde aufgeteilt. In der Einwohnergemeinde sind nun auch die Niedergelassenen aus anderen Kantonen stimmberechtigt. In Cham entzündet sich bei der Ausscheidung der Gemeindegüter ein Streit um die Zuteilung des Gemeindehauses, das die alte Einheitsgemeinde 1855 u.a. für die Nutzung als Schulhaus gekauft hatte.
Der Zuger Regierungsrat weist die Liegenschaft der neu geschaffenen Bürgergemeinde zu, was den Einwohnern ohne Bürgerrecht nicht passt. [2] Freisinnige Kreise um Josef Stuber-Stutz, Heinrich Vogel-Saluzzi (1822–1893), Friedensrichter Mathias Gretener (1818–1898), Posthalter Jost Burri (1834–1896) und Jakob Knaus (1830–1907), Direktor der Spinnerei und Weberei Hagendorn, beschweren sich bei Regierungsrat und Kantonsrat. Die Beschwerden werden abgewiesen, und letztlich bestätigt auch das Bundesgericht das kantonale Güterausscheidungsgesetz vom 18. Januar 1875, «daß der Entscheid über Gemeindegüterausscheidungen letztinstanzlich dem Regierungsrathe zustehe». [3] (1879 kommt die Zuger Regierung auf ihren Entscheid von 1875 zurück und spricht das Gemeindehaus der Einwohnergemeinde zu).
Doch die Affäre nützt den Chamer Liberalen. Die Wahlen in diesem Jahr werden zum Triumph in Cham. Neben Josef Waldisbühl (1844–1888) wird auch Josef Stuber-Stutz am 7. Januar respektive bei den Nachwahlen vom 5. Februar in den Kantonsrat und am 10. Juni in den Chamer Gemeinderat gewählt. [4]
Trotz Wahl legt Josef Stuber-Stutz Rekurs gegen die Kantonsratswahlen ein. Diese wird vom Bundesrat jedoch abgewiesen. [5] Bei den Nachwahlen vom 18. November siegen wieder die Konservativen. Die Redaktion der konservativen Zuger Zeitung konstatiert genüsslich: «Unsere wackere Wählerschaft hat es verstanden, auf den nach Bern gesandten Trölerrekurs des Hrn. Stuber-Stutz, wonach der von 9 einzig gewählte konservative Kantonsrath wieder vor die Thüre gestellt wurde, die richtige Antwort zu geben.» [6]
1879 Josef Stuber-Stutz erscheint nicht oft im Kantonsratssaal, manchmal fehlt er auch unentschuldigt. Nach nur zwei Jahren tritt Stuber als Gemeinderat und als Kantonsrat zurück. [7]
1881 Die Zuger Liberalen, darunter auch Josef Stuber-Stutz, begehren ein weiteres Mal auf und beklagen den hohen Anteil von Lehrpersonen aus religiösen Orden in den Schulen des Kantons Zug. Von den 82 im Kanton Zug an den öffentlichen Primarschulen wirkenden Lehrkräften gehörten 1879 insgesamt 48 dem geistlichen Stande an. [8]
1891 Josef Stuber-Stutz tritt vom «Milchsiedereigeschäft» zurück und übernimmt in Cham das Gasthaus zum «Raben» von seinem Schwager Johann Josef Stutz (1852–1895) und erhält das Wirtepatent. [9]
1893 Josef Stuber-Stutz gehört zu den wenigen Telefonabonnenten in der Gemeinde Cham. [10]
1894 Im Raben organisiert Wirt Stuber-Stutz Tanzanlässe am Chomer Märt, Maskenbälle an der Fasnacht und Konzerte mit der Musikgesellschaft Cham im Rabengarten. [11]
1896 Der «Raben» wird auf Marie Stuber-Stutz überschrieben. [12] Nach aussen tritt aber nach wie vor Ehemann Josef Stuber als Wirt auf.
1897 Josef Stuber-Stutz übernimmt noch ein Amt bei der Bürgergemeinde in Risch. Er wird zum Rechnungsrevisor gewählt. [13]
1908/1909 Über die zweite Lebenshälfte von Josef Stuber-Stutz ist kaum etwas bekannt. Er zieht (für eine kurze Zeit?) nach Zürich, wo gegen ihn ein Konkursverfahren eingeleitet wird. [14]
1932 Josef Stuber-Stutz stirbt am 13. April in Monaco, gemäss der Todesanzeige nach «kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 88 Jahren in Monte Carlo». [15] Über sein ausgeschlagenes Erbe wird im Juli in Zug ein konkursamtliches Verfahren eröffnet.
1935 Das Konkursverfahren über die Verlassenschaft von Josef Stuber-Stutz wird durch eine Verfügung des Kantonsgerichtspräsidenten abgeschlossen. [16]
Einzelnachweise
- ↑ Bibliothek Zug, Zuger Personen- und Sachkatalog von Ernst Zumbach
- ↑ Zuger Volksblatt, 13.02.1875. Zuger Volksblatt, 17.02.1875
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 04.07.1877
- ↑ Zuger Volksblatt, 10.01.1877. Josef Stuber-Stutz erhält 237 Stimmen (absolutes Mehr 234), Gemeindeschreiber Moritz Baumgartner (1844–1900) erhält 226 Stimmen. Neue Zürcher Zeitung, 06.02.1877. Bei den Gemeinderatswahlen distanzieren Waldisbühl und Stuber-Stutz ihre konservativen Gegner um 20 und mehr Stimmen. Zuger Volksblatt, 27.06.1877. Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Staatsarchiv Zug, F 1.31.645
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 21.11.1877
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 07.01.1880
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 16.02.1881. Zuger Volksblatt, 19.02.1881
- ↑ Zuger Nachrichten, 23.09.1891. Neue Zuger Zeitung, 07.10.1891. Zuger Volksblatt, 17.10.1891
- ↑ Zuger Volksblatt, 28.09.1893
- ↑ Zuger Volksblatt, 05.01.1895. Zuger Nachrichten, 15.02.1896. Zuger Volksblatt, 11.07.1896
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Zuger Volksblatt, 16.11.1897
- ↑ Staatsarchiv Zürich, Z 850.207. Neue Zürcher Zeitung, 04.06.1909
- ↑ Zuger Volksblatt, 15.04.1932. Zuger Nachrichten, 15.04.1932. Publiziert wurde die Todesanzeige in Cham, Chur und Genf am 14. April 1932
- ↑ Amtsblatt des Kantons Zug, 78. Jahrgang, 1935, S. 307 [716]