Ritter, Schwester Maria-Magdalena (1780–1842)

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Namens­zusatz: Sr.
Vorname: Maria Magdalena
Nachname: Ritter
Geschlecht: weiblich
Abweichende Namensform: Maria Anna Katharina (bürgerlicher Name)
Geburts­datum: 21. Januar 1780
Geburt­sort: Cham, Lindencham
Todes­datum: 28. Februar 1842
Todes­ort: Hermetschwil AG
Beruf: Klosterfrau
Amt: Äbtissin
Religion: römisch-katholisch

Sr. Maria Magdalena Ritter trat ins Kloster Hermetschwil bei Bremgarten AG ein, kurz bevor französische Truppen in die Schweiz einmarschierten. Sie erlebte, wie die Alte Eidgenossenschaft zusammenbrach und war als Äbtissin des Klosters mitten im Brennpunkt des Aargauer Klosterstreits, der zur vorübergehenden Aufhebung des Klosters führte.




Stationen

1780 Maria Anna Katharina Ritter wird am 21. Januar als Tochter von Leonz Ritter und Maria Anna Suter in Lindencham geboren. Sie ist die jüngste von acht Kindern. Ihr Vater ist Kirchmeier und Landwirt. [1] Ihr Bruder Simon wird als Pater Beda (1777–1817) Mönch im Kloster Engelberg und Lehrer an der Stiftsschule.

1797 Maria Anna legt am 25. Juni mit 17 Jahren im Benediktinerinnenkloster Hermetschwil AG die Profess ab und erhält den Klosternamen Sr. Maria Magdalena. [2]

1798 Kaum ist Sr. Maria Magdalena ins Kloster eingetreten, marschieren im Frühjahr die Franzosen in die Eidgenossenschaft ein. Darauf erfolgt ein allgemeiner Zusammenbruch der alten Institutionen. Die alte Klosterherrschaft, welche die Nonnen während fünfhundert Jahren selbstständig verwaltet und in ihrem Bestand gefestigt hatten, geht zu Ende. Der grösste Teil der Chorfrauen sucht zur Überbrückung der schlimmsten Kriegszeit bei ihren Familien Zuflucht. [3] Es kann nicht geklärt werden, ob Sr. Maria Magdalena in dieser Zeit in Lindencham Zuflucht gesucht hat.

Das gesamte Klostervermögen wird zum Nationaleigentum erklärt. Das Kloster selbst wird nicht aufgehoben. Während der Helvetik wird es dem neu gegründeten Bezirk Bremgarten zugeschlagen und 1803 schliesslich mit dem übrigen Freiamt dem Kanton Aargau. [4]

1815 Durch den Artikel 12 des Bundesvertrags scheint der Fortbestand der Klöster gesichert zu sein. Der Kanton Aargau anerkennt mit seinem Gesetz von 1817 seine acht Klöster. [5]

1831 Mit der Machtergreifung der Radikalen im Aargau verschlechtern sich die Beziehungen zwischen den politischen Behörden und den Klöstern schnell. [6]

Mitten in dieser bewegten Zeit wird Sr. Maria Magdalena am 6. Juni zur Äbtissin gewählt und am 26. Juni ins Amt eingesetzt. [7] Sie ist 51-jährig und lebt schon 34 Jahre im Kloster.

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Wappen der Äbtissin Sr. Maria Magdalena Ritter


1834 Die Badener Artikel werden durch die liberalen Kantone, zu denen auch der Aargau gehört, verabschiedet. Sie streben eine grössere Unabhängigkeit von Rom an, wollen staatlichen Einfluss und eine Kontrolle über kirchliche Angelegenheiten, Priesterseminare und Orden, die Besteuerung der Klöster, eine Zulassung konfessionell gemischter Ehen und eine Beschränkung der arbeitsfreien Festtage. Die Badener Artikel rufen vor allem in katholischen Gebieten, zu denen auch Hermetschwil gehört, vehemente Kritik hervor. Es bilden sich katholische Verteidigungsvereine, welche ihre Religion bedroht sehen. [8]

1835 Die aargauische Regierung ruft in den Bezirken Muri und Bremgarten zu den Waffen, um gegen den katholischen Protest vorzugehen. [9]

Das Kloster Hermetschwil wird durch aargauische Truppen besetzt und unter staatliche Verwaltung gestellt. [10]

1840 Sr. Maria Magdalena lässt die Leutkirche des Klosters stark vergrössern. [11] Dies wohl auch, um möglichst vielen Menschen den Gottesdienstbesuch zu ermöglichen und sie so auf katholischem Kurs zu halten.

1841 An der Sitzung des Grossen Rats vom 13. Januar fordert der radikale Katholik Augustin Keller (1805–1883) in einer programmatischen Rede die Aufhebung aller aargauischen Klöster wegen Fortschrittsfeindlichkeit und Aufruhr. Dem Antrag wird mit 115 zu 19 Stimmen (bei 9 Enthaltungen) zugestimmt. [12] Am 26. Januar teilt man den Nonnen in Hermetschwil die Aufhebung des Klosters mit. Man räumt ihnen eine Frist von wenigen Tagen zum Verlassen des Klosters ein.

Sr. Maria Magdalena veranlasst, dass der Konvent ins Benediktinerinnenkloster St. Andreas in Sarnen OW übersiedeln soll. Weil sie selber sehr krank ist und völlig erblindet, [13] kann sie nicht mitreisen. Sie wird zusammen mit zwei Chorfrauen, die sie pflegen, im Haus des Arztes Dr. Abbt in Hermetschwil aufgenommen. [14]

1842 Sr. Maria Magdalena Ritter stirbt am 28. Februar 62-jährig in Hermetschwil. [15]


Würdigung

Maria Magdalena Ritter wird in der Klostertradition als «fromme, kluge, überaus verständige Frau» beschrieben. [16]


Verwandtschaftliche Beziehungen

Der Chamer Baumeister Robert Ritter (1892–1975) scheint mit Schwester Maria Magdalena Ritter verwandt gewesen zu sein. Er war am 19. Mai 1963 für den Chronisten des Klosters Engelberg der Gewährsmann zu Herkunft und Verwandtschaft von Beda Ritter, dem Bruder von Sr. Magdalena. [17]


Einzelnachweise

  1. https://muri-gries.ch/mediawiki/index.php/Maria_Magdalena_Ritter [Stand: 08.09.2024]
  2. https://muri-gries.ch/mediawiki/index.php/Maria_Magdalena_Ritter [Stand: 08.09.2024]
  3. Dubler, Anne-Marie, Hermetschwil, in: Helvetia Sacra, Abteilung III, Bd. 1, Dritter Teil, Bern 1986, S. 1823
  4. Vgl. Anmerkung 3 (Dubler), S. 1824
  5. Vgl. Anmerkung 3 (Dubler), S. 1824
  6. Vgl. Anmerkung 3 (Dubler), S. 1824
  7. https://muri-gries.ch/mediawiki/index.php/Maria_Magdalena_Ritter [Stand: 08.09.2024]
  8. Genoud, François, «Badener Artikel», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.10.2011, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017236/2011-10-06/, [Stand: 08.09.2024]
  9. Genoud, François, «Badener Artikel», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.10.2011, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017236/2011-10-06/, [Stand: 08.09.2024]
  10. Vgl. Anmerkung 3 (Dubler), S. 1824
  11. https://muri-gries.ch/mediawiki/index.php/Maria_Magdalena_Ritter [Stand: 08.09.2024]
  12. Pfyl, Othmar, «Aargauer Klosterstreit», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.09.2000. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017240/2000-09-22/ [Stand: 08.09.2024]
  13. Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und dem Cistercienserorden, mit besonderer Berücksichtigung der Ordensgeschichte und Statistik, Haupt-Redakteur P. Maurus Kinter, O.S.B., Würzburg 1882, S. 286
  14. https://muri-gries.ch/mediawiki/index.php/Maria_Magdalena_Ritter [Stand: 08.09.2024]
  15. https://muri-gries.ch/mediawiki/index.php/Maria_Magdalena_Ritter [Stand: 08.09.2024]
  16. Vgl. Anmerkung 3 (Dubler), S. 1824
  17. https://professbuch.kloster-engelberg.ch/mediawiki/index.php/Beda_Ritter [Stand: 11.09.2024]4