Modul:Stucky-Walder Friedrich (1895–1966)
Friedrich (Fritz) Stucky war von 1938 bis 1961 Pfarrer der reformierten Kirche Cham. Zusammen mit seiner Frau Emma Stucky-Walder prägte er das protestantische Leben in Cham.
Stationen
1895 Fritz Stucky wird am 30. Oktober in Bern BE geboren. Er wächst mit dem älteren Bruder Christian und der jüngeren Schwester Sophie in einem christlich geprägten Haus auf. Seine Eltern engagieren sich stark in der Evangelischen Gesellschaft Bern.
Er schliesst später die Handelsschule Neuenburg mit der technischen Matura ab. Das Handelswesen liegt Stucky aber nicht, schon eher der Beruf des Bauingenieurs. [1]
1913 Fritz Stucky findet schliesslich seine Berufung: Er beginnt in Bern ein Theologiestudium, das er wegen des Aktivdiensts im Ersten Weltkrieg immer wieder unterbrechen muss.
1918 Fritz setzt das Studium mit Auslandsemestern in Montpellier F, Tübingen D und New York USA fort.
1921 In New York trifft er die ihm flüchtig bekannte Emma Walder (1899–1998) aus Männedorf ZH. Sie studiert an der Universität Bryn Mawr (Pennsylvania) und arbeitet an ihrer Doktorarbeit. Sie verlieben sich und verloben sich im Hyde Park. [2]
1925 Fritz Stucky tritt nach Abschluss des Studiums seine erste Stelle als Jugendsekretär des CVJM (Christlicher Verein junger Männer) in Basel an. [3] Er zeigt Buben und jungen Männern, was es heisst, Christ zu sein und zu leben. Er führt über 100 Sommer- und Winterlager mit den Jugendlichen durch, viele von ihnen stammen aus minderbemittelten Arbeiterkreisen. Unter seiner Leitung wird das Sommerlagerhaus in Vinelz BE und das Skihaus «Duranna» ob Küblis GR gebaut. Seine Lager sind so beliebt, dass seine «wilden Sioux-Indianer» sogar in einem Suchard-Werbefilm auftreten. [4]
1925 Nachdem Emma Walder ihr Studium als Dr. rer. pol. abgeschlossen hat, feiert das Paar am 31. August Hochzeit. Auch Emma will in der Sozialarbeit tätig sein. Die Basler Wohngenossenschaft «im Vogelsang» baut mit dem Architekten Hans Bernoulli (1876–1959) in diesen Jahren hinter dem Badischen Bahnhof eine Wohnsiedlung für arme Familien mit mindestens vier Kindern. Die Genossenschaft realisiert zusammen mit dem Ehepaar Stucky und ihren Freunden auch ein Zweifamilienhaus mit Saal und fünf Zimmern für arbeitende ledige Mütter. Die Betreuung der fünf Frauen und vielen Kinder im Quartier bedeutet für das Ehepaar viel Arbeit.
Stuckys helfen aber auch jüdischen Juden aus dem Nazireich, schwarz über die Grenze zu gehen. Diese können vom Gleisfeld des Bahnhofs direkt in den Garten des Wohnhauses gelangen. In der Basler Zeit werden die vier Kinder Silvia, Friedrich (1929–2014), Georg (1930–2020) und Dieter geboren. [5]
1938 Fritz Stucky wechselt von der Jugendarbeit ins Pfarreileben: Er wird zum Pfarrer der protestantischen Gemeinde Cham gewählt. Die feierliche Einsetzung findet am 3. April statt. [6] Die Familie zieht im geräumigen Pfarrhaus an der Sinserstrasse 21 ein. Die Arbeit des Pfarrers in der Diaspora ist fordernd und vielseitig. So gibt es im Kanton Zug vier Kirchen und fünf nicht regelmässig bediente Predigtorte, aber nur drei Pfarrer. Fritz Stucky hält an vielen Sonntagen an zwei Orten Gottesdienst. Er verwendet viel Zeit und Kraft für das Verfassen von Predigten. Er ist für Taufen, Hochzeiten und Abdankungen im ganzen Ennetsee inklusive Steinhausen zuständig.
Im Religionsunterricht an mehreren Orten und dem Konfirmandenunterricht kommen ihm die Erfahrungen der Jugendarbeit in Basel zugute. Die Kinder folgen ihm mit Spannung, wenn er die biblischen Geschichten farbig und oft neuzeitlich erzählt. Er ist streng, aber nicht pedantisch. [7]
In seiner Gemeindearbeit wird er von seiner Frau Emma, einer Pfarrfrau alter Schule, stark unterstützt. Altersstube, Frauenverein, Müttergruppe, Sonntagsschule und auch die Erziehung der vier Kinder sind vornehmlich ihre Aufgaben. [8]
1961 In den letzten Jahren in Cham macht sich bei Fritz Stucky eine grosse Müdigkeit breit. Das Paar zieht nach San Nazzaro (Gambarogno TI) in Pension. [9] Sohn Fritz projektiert und leitet den Bau ihres Alterssitzes. Fritz Stucky erholt sich bei Garten- und Umgebungsarbeiten rasch. Er übernimmt im Auftrag des Kirchenrats Bellinzona TI das Gebiet von Gambarogno zur Betreuung. Er freut sich, dass um das kleine Kirchlein eine gute Gemeinde entsteht. Und er sorgt dafür, dass zum Kirchlein auch ein Turm mit zwei Glocken gebaut wird. Seine Freude am Bauen kann er im Tessin ausleben. [10]
1966 Nach vier Jahren wird Fritz Stucky immer müder. Am 29. Mai, es war der Pfingstsonntag, steht er zum letzten Mal auf der Kanzel. Er stirbt friedlich am 28. Juli. Fritz Stucky wird auf dem Friedhof von San Nazarro bestattet. [11]
Die Chamer Krankenpflege
Die Chamer Protestanten gründen in der Zeit von Fritz und Emma Stucky-Walder eine eigene Krankenpflege. Einem Schreiben des Vereinspräsidenten Erwin Schläpfer (1909–1991) an den Präsidenten der Freiwilligen Fürsorge, Pfarrer Louis Blanc, vom 22. April 1961 ist zu entnehmen, dass die Krankenpflegerin von Cham, Schwester Emilie Sidler (1900-1980), ein «vollgerütteltes Mass an Arbeit zu bewältigen» hatte. Es ist ihr nur deshalb möglich, ihre Pflicht voll zu erfüllen, weil ihr ein Auto zu Verfügung steht. Für die Finanzierung dieses Autos veranstalten die Chamer Protestanten 1947 im «Bären» einen grossen Bazar. [12]
Fritz Stucky, Bastler und Segler
Mit den Händen zu arbeiten, ist Fritz Stucky eine grosse Freude. In seiner Zeit in Basel erstellt er Friedenspfeifen, Kleider und Federschmuck für die CVJM-Lager in Vinelz. In Cham baut er für seine Kinder Lokomotiven und eine Bahnhofanlage für die Modelleisenbahn Spur 1, Modelle von Segelschiffen, eine Arche Noah. Am liebsten unterhält er seine Wanderjolle «Argo», vom Segelnähen bis zur Neubeplankung. An seinen freien Tagen kreuzt er wenn immer möglich auf dem Zugersee. Im Tessin sind es dann Trockenmauern, Wege, ein kleines Badebecken, die seine Aufmerksamkeit erfordern. [13]
Würdigung
Als Pfarrer fühlte sich Fritz Stucky nicht als etwas Besonderes, sondern verstand sich als Gemeindemitglied mit einem besonderen Auftrag unter den Gemeindemitgliedern. «Pfarrer Stucky war ein unkonventioneller Pfarrer. Für Aeusserlichkeiten hatte er kein Verständnis; ihm kam es auf den Geist an, nicht auf die Form.» [14]
Er war sehr auf die Mitarbeit aller bedacht: Jeder und jede sollte seine Gaben einsetzen. Daraus sollte Gemeinschaft entstehen mit dem Ziel, ein Stückchen vom Reiche Gottes sichtbar werden zu lassen. [15]
Einzelnachweise
- ↑ Zuger Tagblatt, 13.08.1966
- ↑ Stucky-Walder Emma (1899–1998), Nachruf auf Fritz Stucky, 1966
- ↑ Zuger Tagblatt, 13.08.1966
- ↑ Stucky-Walder Emma (1899–1998), Nachruf auf Fritz Stucky, 1966
- ↑ Stucky-Walder Emma (1899–1998), Nachruf auf Fritz Stucky, 1966
- ↑ Zuger Kalender, Chronik 03.04.1938
- ↑ Stucky-Walder Emma (1899–1998), Nachruf auf Fritz Stucky, 1966
- ↑ Stucky-Walder Emma (1899–1998), Nachruf auf Fritz Stucky, 1966
- ↑ Zuger Tagblatt, 13.08.1966
- ↑ Stucky-Walder Emma (1899–1998), Nachruf auf Fritz Stucky, 1966
- ↑ Zuger Tagblatt, 29.07.1966
- ↑ Meier, Thomas et al., Fürsorgen, Vorsorgen, Versorgen. Zürich 2022, S. 315
- ↑ Stucky-Walder Emma (1899–1998), Nachruf auf Fritz Stucky, 1966
- ↑ Zuger Tagblatt, 13.08.1966
- ↑ Stucky-Walder Emma (1899–1998), Nachruf auf Fritz Stucky, 1966