Maschinengasse 11a, Kraftwerk
Die Papierfabrik war schon früher auf die Wasserkraft angewiesen und kam deshalb an die Lorze. Das heute noch Strom produzierende Kraftwerk der Papierfabrik stammt von der Struktur her aus dem 19. Jahrhundert.
Chronologie
1657 Die Stadtzuger Beat Jakob Knopfli (1615–1665) und Johann Kaspar Brandenberg (1622–1695) gründen die Papiermühle an der Lorze. Der Zuger Stadtrat erlaubt ihnen dabei ausdrücklich, dazu die Wasserkraft der Lorze zu nutzen. [1] Seit Beginn der Papierproduktion in Cham war die Wasserkraft der Lorze entscheidend.
vor 1890 Die Papierfabrik Cham erstellt ein eigenes Kraftwerk, es heisst interessanterweise nicht «Kraftwerk Papierfabrik», sondern «Kraftwerk Obermühle» – obwohl die gewonnene Energie der Papierfabrik zugeführt wird und nicht der Obermühle. Das Turbinenhaus steht mitten in der Lorze auf einem brückenartig ausgebildeten Wehr. Zur Wasserkraftanlage gehören der Oberwasserkanal, das Wehr mit den Schiebern und Rechen, der seitliche Überlauf und der Unterwasserkanal. [2]
1903 Die Papierfabrik macht den technologischen Sprung vom Direktantrieb per Wasserrad und Transmissionen zur Erzeugung eigener Elektrizität. [3] Das Kraftwerk weist zwei Turbinen auf. [4]
1909 Die Maschinenfabrik von August Bell (1814–1847) aus Kriens LU setzt eine neue Francisturbine im Kraftwerk ein, sie trägt die Nummer 897 und bringt mehr Leistung. [5]
1923 Das Kraftwerk erfährt technisch und baulich Erweiterungen. Wiederum ist es die Maschinenfabrik Bell aus Kriens, die eine zusätzliche Francisturbine liefert. Um dafür Platz zu schaffen, erweitert das Chamer Baugeschäft von Wilhelm Hauser (1874–1943) das Turbinengebäude gegen Westen mit einem Quergiebelanbau. [6] Zeitweilig deckt das Kraftwerk 10 Prozent des Energiebedarfs der Fabrik. [7]
2021 Das Kraftwerk der Papierfabrik wird auf den neusten Stand der Technik gebracht. Die alten Turbinen gehen in den Ruhestand; neue Maschinen bringen einen viel höheren Wirkungsgrad, sodass rund 50 Prozent des Energiebedarfs des Papieri-Areals mit diesem Kraftwerk abgedeckt werden kann. [8]
2023 Im westlichen Teil des Kraftwerks wird ein kleines Museum eingerichtet, unter anderem ist die originale Turbine von 1909 ausgestellt. [9]
Würdigung
Viola Müller (*1966), Architekturhistorikerin und Gutachterin der Denkmalpflege, meint zum Wert des Gebäudes: «Das Turbinenhaus des Kraftwerks Obermühle ist eines der ältesten Gebäude der Papierfabrik. Es ist der bescheidene bauliche Zeuge der unermüdlichen Bemühungen, sich die Wasserkraft für die industrielle Produktion zunutze zu machen. In der Papierfabrik gehören neben dem Kraftwerk Obermühle jenes im Hammer, in der Untermühle und in Hagendorn zu den vier Druckstufen der Wasserkraftanlagen. Dem Turbinenhaus mitsamt den dazu gehörenden Wasserbauten kommt darum grosse wirtschaftshistorische Bedeutung zu.» [10]
Pläne
Kraftwerk
Karte
Einzelnachweise
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.2048, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 151r (09.06.1657); A 39.26.3.2094, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 155r (18.08.1657). Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2007, S. 19, 269. Arnet, Edwin, Stadlin, Paul, Die Geschichte der Papierfabrik Cham, in: Festgabe Robert Naville zum 60. Geburtstag, Cham 1944, S. 109–114
- ↑ Müller, Viola, Die Papierfabrik Cham. Baugeschichte und Detailinventar, Direktion des Innern des Kantons Zug/Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Zug 2014, S. 6, 70
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 169
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 6
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 70
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 70
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 169
- ↑ Papieri People, CO2-Neutralität mit neuen Massstäben, Juni 2021, S. 3
- ↑ Zuger Zeitung, 11.03.2023
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Müller), S. 70