Heller, Druckerei
Carl Heller-Burri gründete 1899 das Buchbinderatelier Heller mit angegliederter Papeterie. Vier Generationen haben den Betrieb weitergeführt. Seit 2012 druckt «Heller» in der Shedhalle Langrüti, der Hauptsitz mit Druckvorstufe befindet sich noch immer in der Liegenschaft Sinserstrasse 2.
Chronologie
1898 Auf einem Plan vom 30. September ist die Liegenschaft an der Sinserstrasse 2 mit «Wohnhaus Hotz» bezeichnet (nach dem Erbauer, Uhrmacher Alberik Hotz).
1899 Der junge Buchbinder Carl (Karl) Heller (1876–1945) aus Muri AG heiratet am 3. Juni Agatha Carolina Heller-Burri (1876–1959) und kauft im gleichen Jahr die Liegenschaft an der Sinserstrasse. [1] Heller ist ein Nachfahre der Buchdruckerdynastie Heller, die im Freiamt seit 1863 wirkt. [2] In Cham richtet Carl Heller ein Buchbinderatelier und eine Papeterie ein. Die Werkstatt befindet sich im oberen Stockwerk des Hauses.
Im Weihnachtsgeschäft wird viel Umsatz erwartet. Die Papeterie bietet Weihnachtsartikel, Kinderspielsachen, Christbaumschmuck und Festgeschenke «aller Art» an, beispielsweise «feine Postkarten, Photographie- und Poesiealbum in allen Preislagen, Toilettenschachteln und Arbeits-Necessaires, Schatullen, Photographieständer, Handschuhkasten, Papeterien, Tintengeschirre, Tintenlöscher, Briefmappen, Portemonnaies, Cigarrenetuis, Lampenschirme etc.» [3]
Carl Heller entwickelt ein neues Verfahren für das Leimen des Buchrückens. Dieses Verfahren mit einer Gaze wird so bekannt, das es den Namen «Helleren» bekommt.
1904 Gemäss eigenem Briefkopf bietet die Buchbinderei und Papeterie Heller folgende Produkte und Dienstleistungen an: «Sargverzierungen en gros. Spezialität: Bureau- & Schulartikel. Grosses Lager von Schreibbücher, Spielwaren, Kränze, Spiegel und fertige Tableaux, Lager von Gold- und Politurleisten, Einrahmungen korrekt und billig, Anfertigungen von Druckarbeiten aller Art.» [4]
1924 Zusammen mit seinem Sohn Richard (1904–1992) führt Carl Heller den Postkartenverlag «C. & R. Heller». [5] Die zweite Generation übernimmt den elterlichen Betrieb mit dem Postkartenverlag.
1926 Richard Heller gliedert dem Betrieb die erste Chamer Druckerei an. Verheiratet ist er mit Hedwig, geborene Villiger (1900–1997). [6]
1959 Carolina Heller-Burri stirbt am 14. Mai im Alter von 85 Jahren. Sie hatte Cham bereits 1926 verlassen und in Locarno, Jona SG, Birri AG und Schwyz gelebt. Wenn sie ihren Sohn in Cham besuchte, dann: «Vor dem Verkehrslärm flüchtete sie sich in die beschauliche Ruhe ihres Heims.» [7]
1967 Richard Heller junior (1933–2023), der Vertreter der dritten Generation, übernimmt als gelernter Buchdrucker den Betrieb. Er führt in der Druckerei den Offsetdruck ein und gründet die Heller Druck AG. Unterstützt wird er von seiner Frau Ursula und zwei Mitarbeitern. [8]
1978 Die Druckerei zieht von der Sinserstrasse 2 an die Obermühlestrasse. [9]
1989 Erneut steht ein Generationenwechsel an: Christoff Heller, Vertreter der vierten Generation, wird neuer Geschäftsführer. Christoff Heller treibt die Digitalisierung voran und investiert in einen grösseren Maschinenpark. [10]
1994 Die Papeterie im Hellerhaus wird geschlossen. [11]
1998 Die Vorstufe/Satz wird wieder ins Hellerhaus verlegt, der Druck erfolgt aber nach wie vor in der Obermühle. [12]
2005 Nino Izzi, der ehemalige Lehrling, bringt sich als Partner und Geschäftsführer ein. Er übernimmt den Betrieb mit 17 Mitarbeitern. [13]
2012 Die Druckerei wird in die Shedhalle Langrüti verlegt. Die Vorstufe der Druckerei kehrt ins Mutterhaus an der Sinserstrasse 2 zurück. [14]
2014–2020 Für seine sorgfältig und ökologisch nachhaltig produzierte Produkte erreicht das Unternehmen bei den Swiss Print Award, bei dem herausragende Druckprojekte gekürt werden, 2014 Silber, 2019 Bronze und 2020 Gold. [15]
2021 In der Sparte Wirtschaft erhält Heller Druck den CHAMpion, den jährlich ausgerichteten Anerkennungspreis der Einwohnergemeinde Cham.
2022 Geschäftsinhaber Nino Izzi und seine 40 Mitarbeitenden können in einem hart umkämpften Markt erfolgreich wirtschaften und das 125-Jahr-Jubiläum der Druckerei feiern. [16]
Anekdote
Carls Hellers Frau Carolina, geborene Burri, gibt zu ihrer Zeit (1899–1926) dem Bärenplatz dermassen ihr Gepräge, dass der Platz scherzeshalber auch «Carolinenplatz» genannt wird. [17]
Der Ort
Der Standort des Hauses hiess ursprünglich Pünten. Dies waren Landstücke, die mit einem Zaum von der Allmend abgetrennt und als Pflanzgärten für die Eigennutzung vorbehalten waren. Als erster Püntenbesitzer an dieser Stelle ist 1681 ein Hans Villiger überliefert. [18]
Dokumente
Bildergalerie
Die «neue» Druckerei Heller 2015
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zuger Volksblatt, 06.07.1899
- ↑ Freundliche Mitteilung von Christoff Heller, Cham, 18.12.2020
- ↑ Zuger Volksblatt, 09.12.1899
- ↑ Einwohnergemeindearchiv Cham, Briefkopf von 1904
- ↑ Schürpf, Markus, Zug im Bild. Streifzug durch 150 Jahre Zuger Fotografiegeschichte, in: Tugium 28, 2012, S. 83–128. Steiner, Hermann, Der Kanton Zug und seine Fotografen, 1850 bis 2000. Auch ein Stück Kulturgeschichte, Rotkreuz 2000
- ↑ Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 116
- ↑ Zugersee-Zeitung, 05.06.1959
- ↑ www.hellerdruck.ch [Stand: 18.04.2021]
- ↑ Freundliche Mitteilung von Christoff Heller, Cham, 18.12.2020
- ↑ www.hellerdruck.ch [Stand: 18.04.2021]
- ↑ www.hellerdruck.ch [Stand: 18.04.2021]
- ↑ www.hellerdruck.ch [Stand: 18.04.2021]
- ↑ Nicolay, Klaus-Peter, Eine Liebeserklärung für den Druck. Druckmarkt Schweiz 79, Oktober 2014, S. 36ff.
- ↑ www.hellerdruck.ch [Stand: 18.04.2021]
- ↑ Zuger Zeitung, 19.03.2022
- ↑ Zuger Zeitung, 19.03.2022
- ↑ Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 352
- ↑ Staatsarchiv Zug, Hypothekenbücher, Bd. 18, S. 73; zit. n. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 3, S. 516