Gassler–Suter August Robert (1871–1899)

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Portrait von Gassler–Suter August Robert (1871–1899)
Portrait von August Gassler (1871–1899)

Vorname: August Robert
Nachname: Gassler–Suter
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 21. September 1871
Geburt­sort: Oberriet (SG)
Todes­datum: 21. Oktober 1899
Todes­ort: Luzern

August Gassler kam mit 24 Jahren als Primarlehrer nach Cham. Er war ein sehr begabter und motivierender Musiker, Mitgründer und erster Dirigent des Orchestervereins Cham. Mit 28 Jahren starb er einen Monat nach seiner Hochzeit an einer tückischen Krankheit.




Stationen

1871 August Robert Gassler wird am 21. September geboren. Er wächst in Oberriet SG auf. Gassler ist Bürger von Koblenz AG. [1]

1888 Nach dem Besuch der Primarschule in Oberriet und der Realschule in Altsätten SG tritt Gassler ins Lehrerseminar in Zug ein. Seine Lehrer entdecken bald seine ausserordentliche Begabung für Musik und fördern ihn nach Kräften. [2]

1891 Gassler schliesst seine Ausbildung zum Primarlehrer ab und erhält das kantonale Lehrpatent. [3]

Gassler besucht die Kirchenmusikschule in Regensburg D. [4]

1892 Gassler übernimmt für drei Jahre eine Stelle am Pensionat St. Michael in Zug. [5]

1895 August Gassler wird am 11. August an der Gemeindeversammlung auf Vorschlag der Schulkommission und des Einwohnerrats einstimmig zum Primarlehrer gewählt. [6] Er interessiert sich für die Stelle in Cham, weil er sich hier musikalisch viel mehr entfalten kann als am Pensionat St. Michael. [7]

Gassler engagiert sich im öffentlichen Leben in Cham. Er hat eine schöne Tenorstimme und kann bei anderen die Begeisterung für das Singen und die Musik wecken. Mit seinen Schulkindern gestaltet er die Schulschlussfeiern musikalisch. Er erteilt auch privaten Musikunterricht und führt Kinder und Erwachsene in die Geheimnisse der Tonkunst ein. [8]

Auf Initiative von August Gassler kommen am 4. Dezember im Gasthaus Schlüssel 15 Personen zusammen und gründen den Orchesterverein Cham. Das Orchester ist damit eines der ältesten Laienorchester der Schweiz. Gassler wird zum ersten Dirigenten, Leo Bucher (*1860) zum ersten Präsident gewählt. [9] Das Orchester besteht aus 17 Streichern und einigen Bläsern der Feldmusik. [10]

1896 Am 15. März gibt das Orchester unter der Leitung von August Gassler sein erstes Konzert im Gasthaus Raben. Neben dem Orchester wirkt auch der Männerchor Cham mit. Gassler leitet auch diesen, da der eigentliche Dirigent, Herr Blattmer, in Zug engagiert ist. [11]

Im August finden im Lehrerseminar St. Michael Turnrepetitonskurse für die zugerische Lehrerschaft statt. Gassler leitet «während den Erholungspausen die Gesangsübungen und erzielt hübsche Resultate.» [12]

In einem Inserat der Lebensversicherung «Allgemeine Versorgungsanstalt Karlsruhe» ist August Gassler als Versicherungsvertreter für Cham aufgeführt. [13]

1897 Bei Gassler wird ein tückisches Nierenleiden diagnostiziert, von dem er sich jedoch recht gut erholt. [14]

Gassler übernimmt den Männerchor als Nachfolger von Sekundarlehrer Blattmer. [15]


1510 Kuhn Siegfr Gruppe Lehrer 1899.jpg

Lehrergruppe vor dem Gemeindehaus 1899, v.l.n.r.: Sekundarlehrer stehend: Siegfried Kuhn, Unbekannt, Josef Müller. Primarlehrer sitzend: August Gassler, Martin Blaser, Johann Bosler


1899 Am 30. September heiratet August Robert Gassler Anna Margaritha Suter von Hünenberg. [16] Auf der Hochzeitsreise erkrankt Gassler schwer. Am 21. Oktober stirbt August Gassler in Luzern kurz nach seiner Hochzeit und einen Monat nach seinem 28. Geburtstag. [17]


Gasslers Debüt mit dem Orchesterverein Cham

«Cham. Lätare. (Einges.) Während mehreren Jahren war die Orchestermusik bei uns ein vermißter Gast. Nun hat er sich aber plötzlich wieder eingestellt. Unter Führung des Herrn Lehrer Gaßler sind ältere und jüngere Künstler zusammengetreten und haben einen Orchesterverein ins Leben gerufen. Daß dieser auch bereits lebensfähig geworden ist, hat die erste Produktion zur Genüge bewiesen. Man war allgemein überrascht, denn die Erwartungen wurden weit übertroffen. Ein Beweis, daß in kurzer Zeit viel gearbeitet worden ist, ein Beweis aber auch, daß es in Cham an musikalischen Kräften nicht fehlt, man muß sie nur suchen. Die Feuertaufe ist nun glücklich überstanden und der Verein hoffentlich so zusammengekittet, daß er nicht so schnell aus den Fugen geht.

Auf die Einzelheiten des uns vorgeführten Programmes will ich mich nicht einlassen. Jedenfalls wäre wenig auszusetzen, denn nach allgemeiner Ansicht wurde nur Gediegenes geleistet. Als eine glückliche ist jedenfalls die Zusammensetzung des Programmes zu bezeichnen. Neben Gesamtnummern wechselten in Spezialnummern tüchtige Violinisten mit ebenso tüchtigen Hornisten und Klarinettisten etc. ab und stritten sich um die Palme. Die eingeschobenen Männerchor-Nummern wurden in den höhern Lagen als etwas mager bezeichnet. Es dürfte dieses vom ersten Liede, „Wenn der Frühling auf die Berge steigt", gesagt werden. Dieses verlangt eben vom Tenor etwas viel Kraft. Das bekannte Schelmen-Liedchen „Ein Eremite" von Angerer nahm den Blasbalg etwas weniger in Anspruch. Das Küssen geht eben auch leichter! — Leider war der Dirigent, Herr Blattmer, infolge Inanspruchnahme in Zug nicht anwesend, so daß Herr Gaßler hier ebenfalls einspringen mußte. Der musikalische Schwank im zweiten Teil war nicht übel. Man muß es unsern Musikern lassen, daß sie nicht nur den Fidelbogen zu führen, sondern auch das Bauchfell zu bearbeiten verstehen. Erfreulich war, daß das Publikum sich dieses Mal etwas zahlreicher eingefunden hatte, als es in früheren Konzerten schon der Fall gewesen ist. Der Rabensaal war angefüllt. Es dürfte das für den jungen Verein und seinen strebsamen Dirigenten ein Ansporn zu neuer Arbeit sein. Auf baldiges Wiedersehen!» [18]


Aus den Nachrufen auf August Gassler

«Er verstand es so recht, den Schülern Liebe und Begeisterung für die Schule einzupflanzen. Daher denn auch die guten Resultate, die seine Schulführung erzielte. Mit Freude und Zuversicht schauten die Behörden auf den jungen, schaffensfreudigen Mann. Der Entschlafene war ein echter Lehrer in des Wortes schönster Bedeutung. Manchem seiner Schüler wird sein Wirken und Schaffen stets als ein leuchtendes Bild vor der Seele schweben.» [19]

«Was er neben der Schule als Musiklehrer leistete, ist geradezu erstaunlich. Er ist Gründer und Dirigent des wohlbestellten Chamer Orchesters. Wer begreifen kann, wie viel Mühe und Opfer erforderlich sind, solche Vereine zu gründen, lebenskräftig zu erhalten, ja sogar auf anerkannt hohe Stufe zu bringen, wird auch zugeben, daß durch den Hinscheid des Herrn Gaßler hier eine Lücke entstand, die schwerlich mehr ausgefüllt werden wird. Mit welcher Ausdauer er sich ferner der Pflege des Gesanges hingab, ist geradezu bewunderungswürdig.» [20]

«Diese Trauernachricht erregte in der ganzen Gemeinde allgemeines Bedauern. Mit ihm ist ein braver, katholischer Lehrer, ein hochbegabter Musiker und ein überaus liebenswürdiger Kollege geschieden.» [21]


Einzelnachweise

  1. Zuger Nachrichten, 24.10.1899
  2. Zuger Nachrichten, 24.10.1899
  3. Zuger Nachrichten, 24.10.1899
  4. Zuger Nachrichten, 24.10.1899
  5. Zuger Nachrichten, 24.10.1899
  6. Zuger Volksblatt, 13.08.1895
  7. Zuger Nachrichten, 24.10.1899
  8. Zuger Volksblatt, 26.10.1899
  9. Zuger Volksblatt, 14.12.1895. Baumgartner, Heinrich / Schiess, Hildy / Schmidle, Margrith, 100 Jahr-Jubiläum Orchester Cham-Hünenberg, Festschrift 1895–1995, Cham 1995, S. 5. Meier, Richard T., 125 Jahre Orchester Cham-Hünenberg. Geschichte und Geschichten, Hünenberg See 2021, S. 13f.
  10. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 232
  11. Zuger Volksblatt, 19.03.1896
  12. Zuger Nachrichten, 15.08.1896
  13. Zuger Volksblatt, 05.12.1896
  14. Zuger Nachrichten, 24.10.1899
  15. Vgl. Anmerkung 10 (Gruber, Eugen et al.), S. 240
  16. Zuger Volksblatt, 05.10.1899
  17. Zuger Nachrichten, 24.10.1899
  18. Zuger Volksblatt, 19.03.1896
  19. Zuger Volksblatt, 26.10.1899
  20. Zuger Volksblatt, 26.10.1899
  21. Zuger Nachrichten, 24.10.1899