Frauenthaler Lebkuchen
Jedes Jahr in der Weihnachtszeit ehrt die Stadt Zug Menschen, die ohne viel Aufhebens Eindrückliches leisten, mit einem Frauenthaler Lebkuchen. Die Wurzeln dieses Brauchs reichen ins 16. Jahrhundert zurück.
Chronologie
1386 Als der Sempacherkrieg ausbricht, tritt das Zisterzienserinnenkloster Frauenthal am 5. Januar in ein Burgrecht mit der Stadt Zug ein. Das Kloster steht nun unter «Schutz und Schirm» der Stadt Zug. [1] Es erstattet dafür jährlich 3 Pfund Pfennig und entrichtet eine Umsatzsteuer für seine auf den Markt gehandelten Produkte, von den ordentlichen Steuern bleibt das Kloster aber befreit. [2]
nach 1552 Mit dem Neubeginn nach der Reformation unter Äbtissin Anna von Fulach (vor 1520–1566) entsteht der Brauch, dass das Kloster Frauenthal auf Neujahr jedem der Zuger Ratsherren als Abgabe einen Lebkuchen von 12 Pfund oder einen Münzdukaten überreicht. [3]
1737 Der Zuger Stadtrat moniert nach Erhalt der Lebkuchen, dass diese zu klein seien. Die Äbtissin Maria Elisabeth Kunigunde Brandenberg (1681–1742), eine Stadtzugerin und Tochter von Statthalter Johann Jakob Brandenberg (1648–1713), reagiert postwendend. Sie schreibt dem Rat am 11. Januar, dass dem Kuchen «nichts vom Gewicht genommen» worden sei und dass sie diesen Kuchen im Übrigen als freiwilliges Neujahrsgeschenk betrachte. Äbtissin Brandenberg erklärt, dass das Kloster durchaus nicht verpflichtet sei, einen Lebkuchen zu schicken. Die freiwillige Schenkung sei während der Reformation als Dank für die grossen Bemühungen der Stadtzuger Obrigkeit erfolgt. [4]
1798 Mit dem Ende der Alten Eidgenossenschaft wird die Lebkuchenlieferung eingestellt.
1981 Die alte Tradition des Frauenthaler Lebkuchens wird wieder aufgenommen. Und seit 1984 werden in der ersten Dezemberwoche Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Zug, die sich im Stillen für das Gemeinwohl verdient gemacht haben, vom Zuger Stadtrat als Dank für ihre Verdienste mit einen Lebkuchen aus dem Kloster Frauenthal geehrt. Initiant der neuen Tradition des Frauenthaler Lebkuchens ist der Zuger Stadtschreiber Albert Müller (*1935), der einen persönlichen Kontakt zum Kloster und zur Äbtissin, Charitas Meier (1933–2020), pflegt. [5]
Der bisher einzige Chamer Preisträger ist Jürg (Jacky) Johner. Er erhält den Frauenthaler Lebkuchen 2012, als der Verein Zuger Stadtführungen geehrt wird. [6]
Filmdokument
Albert Müller (*1935), Historiker und ehemaliger Stadtschreiber von Zug, berichtet, wie die Tradition der Frauenthaler Lebkuchens 1984 wieder aufgenommen wird.
→ zurück zum Beitrag zur Sozialstruktur des Klosters
→ zurück zum Überblick
Einzelnachweise
- ↑ Gruber Eugen / Sommer-Ramer Cécile, Frauenthal, in: Helvetia Sacra, Abteilung III, Bd. 3, Zweiter Teil, Bern 1982, S. 711
- ↑ vgl. Anmerkung 1 (Gruber / Sommer-Ramer), S. 711
- ↑ Gruber, Eugen, Geschichte von Frauenthal, Zug 1966, S. 154
- ↑ Bürgerarchiv Zug, A 39.26.25b.204, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1736–1738, fol. 129r (05.01.1737); A 39.26.25b.219, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1736–1738, fol. 131r (12.01.1737)
- ↑ Zuger Zeitung, 10.12.2016
- ↑ https://www.stadtzug.ch/_docn/1712890/Liste_Geehrte_seit_1982.pdf, 29.05.2022