Kloster Frauenthal: Sozialstruktur des Klosters

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Frauenthaler Schwester bei der geistlichen Lesung
Stundengebet in der Klosterkirche ...
... bei der Gartenarbeit

In einem Zisterzienserinnenkloster leben Chorschwestern/Nonnen und Laienschwestern. Hauptaufgabe der Chorschwestern ist das Gebet. Die Laienschwestern haben keine ewigen Gelübde abgelegt, sie haben weniger Gebetsverpflichtungen, leisten dafür einen grossen Teil der Land- und Forstwirtschaftsarbeiten. Bis zur Reformation waren die Chorschwestern in Frauenthal meist adelig, die Laienschwestern stammten meist aus Bauern- und Bürgerfamilien.


Zisterzienserklöster wollten nicht in erster Linie von den Abgaben abhängiger Bauern leben. Dies führte zu einer spezifischen internen Organisation der einzelnen Konvente. Ein zisterzienserisches Kloster beherbergte verschiedene Gemeinschaften, die Gruppe der Chorschwestern (Nonnen) und die Gruppe der Laienschwestern. Hauptaufgabe der Chorschwestern war der Gottesdienst, vor allem das Stundengebet. In der Anfangszeit des Ordens legte man grossen Wert darauf, dass die Chorschwestern körperliche Arbeit verrichteten. Da ihnen aber wegen der Stundengebete nur begrenzte Zeit und Energie zur Verfügung stand, war ihr Arbeitspensum für die Aufrechterhaltung der Klosterwirtschaft nicht ausreichend. Für den Hauptteil der körperlichen Arbeit waren die Laienschwestern zuständig; sie hatten deutlich verringerte Gebetsverpflichtungen. Die Aufteilung der Schwestern in Chorschwestern und Laienschwestern galt im Kloster Frauenthal bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Zusätzlich gab im Kloster Frauenthal auch sogenannte Oblatinnen. [1] Sie trugen eine braune Tracht und wohnten im Beichtigerhaus, ausserhalb der Klausur. Die letzte Oblatin in Frauenthal starb 1996. [2]

Der Konvent Frauenthal setzte sich vor der Reformation, soweit die soziale und geografische Herkunft der Nonnen bestimmt werden kann, hauptsächlich aus Töchtern patrizischer und bürgerlicher Familien der Städte Zug, Zürich, Winterthur, Schaffhausen, Aarau und Luzern zusammen. Mehrere Äbtissinnen stammten aus der Adelsfamilie «von Hünenberg». Auch Frauen aus Landfamilien wurden aufgenommen, vermutlich aber nur als Laienschwestern. Das Amt der Äbtissin bleibt zuerst Frauen aus dem niederen Adel vorbehalten, seit dem 15. Jahrhundert finden sich aber auch Vertreterinnen von angesehenen Bürgerfamilien.

Von den Klosterämtern sind in Frauenthal bis zur Reformation jene der Priorin, Kellnerin und Kustorin, der Korn- oder Spichermeisterin, der Kantorin sowie der Rebmeisterin überliefert. Zur Klosterfamilie zählten nachweislich bis in die ersten Jahre des 15. Jahrhunderts auch Konversen, die in der Güterverwaltung tätig waren und das Kloster bei auswärtigen Geschäften vertraten. Um 1405 löste ein weltlicher Ammann die Konversen in der Verwaltung ab. [3]

Mit dem Neubeginn des Klosters nach der Reformation stammen die Äbtissinnen vor allem aus angesehenen Zuger- und Freiämterfamilien. Die Schwestern stammen vorwiegend aus Bauern- und Bürgerfamilien der Zentralschweiz und dem Freiamt, einige aus der Ostschweiz. [4] Im 17. und 18. Jahrhundert standen dem Konvent eine Reihe tüchtiger Äbtissinnen vor, die vor ihrer Wahl im Kloster verschiedene Ämter ausgeübt hatten und durch diese Laufbahn viel Erfahrung mitbrachten. [5]


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Einzelnachweise

  1. Das lateinische Wort oblati bedeutet «die Dargebrachten» und bezeichnet Erwachsene, die aus freiem Entschluss eine enge Verbindung zu einem Kloster eingehen; ihre Bindung ist wieder lösbar und beinhaltet nicht alle Rechte und Pflichten von Ordensmitgliedern
  2. Freundliche Auskunft von Raphael Meier, Verwalter in Frauenthal, 13.04.2020
  3. Gruber Eugen / Sommer-Ramer Cécile, Frauenthal, in: Helvetia Sacra, Abteilung III, Bd. 3, Zweiter Teil, Bern 1982, S. 709
  4. Gruber, Eugen, Geschichte von Frauenthal, Zug 1966, S. 231ff. (Verzeichnis der Chorfrauen und Laienschwestern)
  5. Vgl. Anmerkung 3 (Gruber / Sommer), S. 712