Bachgraben, Gewässer
Das Bächlein fliesst von der Städtlerallmend her zum Zugersee. Am Bach befinden sich vor 4500 bis 5000 Jahren mindestens fünf Pfahlbausiedlungen. Heute ist vom Bachgraben noch der Unterlauf durch das Städtlerried bis zum See als Oberflächengewässer sichtbar.
Chronologie
1887 Auf der Landeskarte von Hermann Siegfried (1819–1879) sind die beiden Quellbäche des Bachgraben in der Städtlerallmend gut erkennbar. Das nördliche Bächlein entspringt nördlich des Hofes Birch, das südliche Bächlein fliesst von der Südwestecke des Erlenwäldlis her zu.
1887 Vermutlich im Juli oder August entdeckt der Zürcher Archäologe Jakob Heierli (1853–1912) am Bachgraben beim Bau einer Wasserleitung eine Pfahlbausiedlung (bei der heutigen Alpenblick-Kreuzung). Heierli steht in engem Kontakt mit dem Chamer Landwirt Walter Grimmer (1862–1936), einem leidenschaftlichen Sammler von archäologischen Fundgegenständen und begeisterten Pfahlbauforscher. [1]
1923–1945 Im Jahr 1923 wird die Entwässerungsgenossenschaft Cham-Steinhausen gegründet. Die ganze Städtlerallmend von der Plegi bis hinunter zum Sumpfbach soll trockengelegt werden, um so aus den Streueriedern Wies- und Ackerland zu machen. Hunderte Röhren werden verlegt. Die kleinen Zuflüsse in den Bachgraben von der Ostseite des Städtlerwaldes verschwinden im Boden. [2]
1963–1970 Das neue Industriequartier von Cham auf der südöstlichen Städtlerallmend wird geplant und angelegt. Zwischen der Zugerstrasse und der Eisenbahnlinie Zug-Cham entsteht von 1963 bis 1968 die Überbauung Alpenblick. Nur ein kleiner Teil im Oberlauf des Bachgraben östlich des Erlenwäldlis und im Mündungsbereich am Zugersee fliesst noch frei. [3]
1969–1979 Mit dem Bau und der Fertigstellung der 8.5 Kilometer langen Autobahn A4a von Cham nach Walterswil verschwindet der Bachgraben ganz im Boden. [4]
2009/2010 Da die Überbauung Alpenblick um zwei Hochhäuser erweitert werden soll, führt die Kantonsarchäologie Zug in zwei Etappen eine Rettungsgrabung der 1887 entdeckten Pfahlbausiedlung Cham-Bachgraben durch. Rund 2650 m² werden grob, rund 850 m² fein ausgegraben und dokumentiert. Die Archäologen können fünf Pfahlbaudörfer aus der Horgener Kultur (3300 bis 2800 v. Chr.) und der Schnurkeramikkultur (2800 bis ca. 2450 v. Chr.) nachweisen und zahlreiche, zum Teil auch seltene Fundstücke sichern. [5]
2017 Es ist nur der Unterlauf des Bachgrabens sichtbar: Von der kleinen Holzbrücke über den Zuger Fussweg (Seeweg) fliesst das Bächlein in gerader Linie durch das Städtlerried in den Zugersee.
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Hochuli, Stefan, «Ächt keltische Töpferwaare und Celtensteine». 150 Jahre Pfahlbauforschung im Kanton Zug, in: Tugium 25, 2009, S. 77–110, insbesondere S. 84–87. Huber, Renata et al., Zum Stand der Pfahlbauforschung im Kanton Zug, in: Tugium 25, 2009, S. 111–140, S. 133
- ↑ Baumgartner, Kaspar, Stumpen-Chronik, Der Bauernhof Stumpen in Cham von 1898–1998, Cham 2003, S. 28f.
- ↑ Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 381–383.
- ↑ Zuger Neujahrsblatt 1981, Chronik 10.07.1979
- ↑ de Capitani, Annick et al., Cham, Bachgraben, Alpenblick II (Rettungsgrabung), in: Tugium 27, 2011, S. 19–21