Bärenbrücke, neue

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Die Bärenbrücke überquert die Lorze und verbindet die Chamer Ortsteile Kirchbüel und Städtli. Erbaut wurde die neue Bärenbrücke ursprünglich 1854 nach den Plänen von Baumeister Wilhelm Keller aus Schongau. Die heutige Bärenbrücke stammt von 1990 und ist der derjenigen von 1854 nachempfunden.


Bärenbrücke mit dem Hotel und Restaurant Bären
Bärenbrücke im Bau mit Provisorium, 20.06.1990
Lorze mit der gebogenen Fussgängerbrücke von 1994
2018 wird der Weg unter der Brücke in Stand gesetzt und nach dem grossen Chamer Industriepionier George Ham Page (1836–1899) George Ham Page-Steg genannt
Eine Premiere: Aus Anlass ihres 20-Jahr-Jubiläums gibt die Swanee River Jazz Band ein Konzert unter der Bärenbrücke. Die Band spielt auf zwei vertäuten Nauen. Das Publikum erscheint zahlreich auf beiden Seiten der Lorze, 12.07.2019


Chronologie

1853 Der Zuger Regierungsrat erhält ein Schreiben des eidgenössischen Postdepartements: Bis auf wenige Ausnahmen seien die Poststrassen im Kanton Zug in «einem befriedigenden Zustand». Als Ausnahme wird der Brückenübergang bei Cham erwähnt. Hier brauche es einen Neubau. Der Regierungsrat weist das Geschäft an die kantonale Strassenkommission. [1] In der Folge bewilligt der Rat verschiedene Strassen- und Infrastrukturprojekte im ganzen Kanton; die Chamer Brücke wird prioritär behandelt. [2] Die Brücke wird an Baumeister Wilhelm Keller (1823–1888) für «für 15,500 Fr., ohne Geländer» vergeben. Keller, der auch als Architekt und Bauunternehmer wirkt, tut sich vor allem als Erbauer vieler Kirchen hervor, so zum Beispiel in Ballwil LU (1846), Grosswangen LU (1863/1864), Villmergen AG (1863–1866), Uznach SG (1867–1869), Uffikon LU (1869) und Wolhusen LU (1879–1881). [3]

1854 Die Brücke wird bis im Sommer fertiggestellt. Sie hat eine Spannweite von 16,2 Metern und eine Höhe von 8,1 Metern. [4] Die Brücke erhält ein «eisernes Geländer». [5] Im Juni schreibt zudem die kantonale Strassenkommission den Neubau einer «1000 Fuss» [= 304,8 Meter] langen Strassenstücks auf der Luzernerstrasse von der neuen Brücke bis zum Raben aus. [6]

1929 Der Baarer Müller Alexander Haab verunfallt auf der Bärenbrücke. Viele Schaulustige besichtigen die spektakuläre Unfallstelle. [7] Sein Chauffeur Robert Achermann (1889–1929), der als Beifahrer mitfährt, stirbt auf der Unfallstelle. (vgl. unten: Bericht über den schweren Unfall von 1929)

1931 Die Verkehr nimmt in den 1920er Jahren zu. Die Bärenbrücke muss verbreitert werden.

1971 Erneut steht eine Verbreiterung der Brücke an.

1982–1985 Die Brücke wird genau untersucht. Das Tragvermögen ist ungenügend, das Steingewölbe bedarf dringend einer Sanierung.

1988 Es wird ein Ideenwettbewerb für den Bau einer neuen Brücke durchgeführt. Daraus resultiert wiederum eine Bogenbrücke, die dem alten Steinbogen von 1854 nachempfunden ist und sich in die Umgebung der geplanten Neubauten längs der Lorze gut einfügt. [8] Zwei bogenförmige Hohlkastenträger dienen als Tragkonstruktion, darüber liegt eine 30cm starke Fahrbahnplatte. Die Spannweite beträgt 18,4 Meter, die Breite der Fahrbahnplatte inkl. Trottoir und Brüstungsmauer 16,8 Meter (bisher 14,1 Meter). [9]

1990 Die Brücke wird für 1,6 Millionen Franken neu gebaut: [10] Die Planungsarbeiten gehen an das Ingenieurbüros SHNZ, Cham, für 220'000 Franken, die Baumeisterarbeiten an die ARGE Landis Bau AG, Gebr. Risi AG, Frigo & Marti AG zum Preis von 1,05 Millionen Franken. [11] Der Neubau kann innerhalb des Budgets realisiert werden.

1994 Rund 90 Meter flussaufwärts wird eine Fussgängerbrücke über die Lorze zwischen dem Restaurant «Milchsüdi» und Lorzensaal erstellt. Die Brücke verbindet die Ortsteile Badmatt und Goldmatt.

2010 Die Bärenbrücke soll geschlossen werden, um eine neue Verkehrsführung durch Cham zu ermöglichen. Doch die Stimmberechtigten lehnen am 13. Juni in einer Konsultativabstimmung das Projekt deutlich ab: Bei einer Stimmbeteiligung von 56.25% sagen 3675 Stimmberechtigte Nein und nur 1614 Ja. [12]


Bericht über den schweren Unfall von 1929

«Aus Cham wird uns ferner berichtet: Heute morgen 6 Uhr überschlug sich das von Herrn F. Haab zur Neumühle Baar selbst gesteuerte, in ziemlich raschem Tempo von Zug kommende Auto, auf der Lorzenbrücke in Cham, beim Hotel Bären, und stürzte direkt in die Lorze hinunter. Neben dem Autoführer saß der Chauffeur Robert Ackermann, geboren 1889, von Reiden, wohnhaft in Baar und Vater von drei Kindern. Ackermann war sofort tot. Herr Haab konnte sich aus dem umgekehrt im Wasser liegenden Auto durch das Fenster retten und um Hilfe rufen. Im Augenblick war niemand zur Stelle als ein Fuhrmann, der zu wenig ausgewichen sein soll. Dadurch will der Autoführer gezwungen worden sein, auf kurze Distanz plötzlich zu bremsen. Die Hinterräder glitten scheinbar gegen den Trottoirrandstein und im nächsten Augenblick schon wurde das steinerne, aber mangelhaft fundierte Brückengeländer auf etwa acht Meter wegrasiert, so daß der Wagen in die ziemlich hochgehende Lorze hinunterstürzte. Herr Haab trug Verletzungen durch Glassplitter davon. In einem Privatwagen wurde er nach Hause transportiert. Das vollständig zertrümmerte Auto stand noch vormittags 10 Uhr im Wasser. Ueber die Schuldfrage wird die sofort eingeleitete Untersuchung das Nähere ergeben. Herr Haab war im Begriffe, eine Reise anzutreten und wollte mit dem Auto den Schnellzug in Luzern erreichen.» [13]

«Die Sektion der Leiche des am Montag beim Sturz in die Lorze ums Leben gelommenen Chauffeurs Robert Achermann aus Baar hat ergeben, daß der Tod Achermanns auf schwere, sofort tödlich wirkende Schädelverletzungen zurückzuführen ist. Die polizeiliche Voruntersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Unabgeklärt ist vor allem noch, ob der nur leicht verletzte Eigentümer und Führer des Autos, Kaufmann Haab in Baar, mit zu großer Geschwindigkleit gefahren ist. Das schwer beschädigte Auto wurde nach Zürich gebracht; seine Bremsen waren in Ordnung.» [14]


Bildergalerie

Der Autounfall von Alexander Haab von 1929 [15]


Der Bau der neuen Brücke


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Neue Zuger Zeitung, 02.04.1853
  2. Neue Zuger Zeitung, 11.06.1853
  3. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 35
  4. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 92
  5. Neue Zuger Zeitung, 21.10.1854
  6. Neue Zuger Zeitung, 03.06.1854
  7. Staatsarchiv Zug, G 256, Autounfall von Alexander Haab auf der Bärenbrücke, 02.12.1929
  8. Regierungsrat des Kantons Zug, Protokoll 08.08.1989, Kantonsstrasse 4c, Neubau der Bärenbrücke, Cham, Projektgenehmigung und Vergebung der Ingenieur- und Baumeisterarbeiten
  9. Regierungsrat des Kantons Zug, Protokoll 08.08.1989, Kantonsstrasse 4c, Neubau der Bärenbrücke, Cham, Projektgenehmigung und Vergebung der Ingenieur- und Baumeisterarbeiten
  10. Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 174
  11. Zuzüglich rechnet der Kanton mit zwölf Prozent der Kosten für Regie, Teuerung und Unvorhergesehenes. Regierungsrat des Kantons Zug, Protokoll 08.08.1989, Kantonsstrasse 4c, Neubau der Bärenbrücke, Cham, Projektgenehmigung und Vergebung der Ingenieur- und Baumeisterarbeiten
  12. Neue Zuger Zeitung, 19.06.2010
  13. Neue Zürcher Zeitung, 02.12.1929
  14. Neue Zürcher Zeitung, 06.12.1929
  15. Staatsarchiv Zug, G 256, Autounfall von Alexander Haab auf der Bärenbrücke, 02.12.1929