Zugerstrasse 8, Verwaltungsgebäude der Anglo-Swiss Condensed Milk Company
An der Zugerstrasse erstellt die «Anglo-Swiss Condensed Milk Company» 1876–1877 ihr repräsentatives Verwaltungsgebäude. In Anlehnung an die umliegenden Fabrikbauten bekommt die Neurenaissancevilla eine Backsteinfassade. Noch heute gehört das Gebäude der Nachfolgefirma Nestlé SA, die darin das Aktienregister führt.
Chronologie
1876/1877 An der Zugerstrasse erstellt die Anglo-Swiss Condensed Milk Company ihr repräsentatives Verwaltungsgebäude (Ass.-Nr. 186f). Der prestigeträchtige Neubau macht den Aufstieg der Firma augenscheinlich. [1]
Das Gebäude an der Zugerstrasse 8 ist ein dreigeschossiger Bau in Sichtbackstein im Stil der Neurenaissance; mit dem Sichtbackstein stellt er optisch die Verbindung zu den Fabrikbauten her. Das erste Obergeschoss ist als Hauptgeschoss ausgebildet und wird von der Zugerstrasse über eine steile axiale Freitreppe erreicht. Ein Pfeilerportikus aus Sandstein mit zwei toskanischen Säulen und einer bekrönenden Balustrade stehen für die Repräsentation der Weltfirma Anglo-Swiss. Der Innenausbau ist sehr aufwändig: mosaikartige Deckenbemalungen, reichhaltige Wandgliederungen, weisser Stuck, gerahmte Wandfelder, gusseiserne Treppengeländer, exotische Hölzer, Brusttäfer und so weiter. [2]
1904 Beim Eingang auf der Seite der Zugerstrasse erhält das Gebäude neuen Schmuck: zwei weibliche Figuren aus Metallguss, die «in tänzerischer Pose und fliessenden Gewändern» zwei elektrische Lampen emporhalten. [3] Damals sind die Leuchterfrauen ein klassisch gestaltetes Zeichen mit modernster Technologie. Die Elektrifizierung der Region wird durch die Anglo-Swiss gefördert.
1905 Das Gebäude erhält westlich und südlich eine Erweiterung mit Flachdach für Büroräumlichkeiten. [4]
2016 Die Firma Nestlé feiert ihren 150. Geburtstag und besinnt sich ihrer Chamer Wurzeln. Dazu wird das Verwaltungsgebäude an der Zugerstrasse 8 mit wechselnden Farben illuminiert. Zudem verfassen die zwei Biografen Judith Stadlin und Michael van Orsouw die sehr gefragte Theatertour «De Südi-Schorsch», die 18mal aufgeführt wird. Dabei treten George Ham Page (1836–1899) (gespielt von Daniel Schiess), ein Erzähler (Michael van Orsouw) und das Milchmädchen (Christine Schiess) auf, für Regie und Dramaturgie ist Judith Stadlin zuständig. [5]
2024 Das Gebäude ist im Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham enthalten. [6]
Würdigung
Der dreigeschossige Sichtbacksteinbau wirkt durch seine Erhöhung sehr markant an Chams Hauptverkehrsachse, der Zugerstrasse. Er hat durch seine Funktion eine grosse wirtschaftshistorische Bedeutung: «Die repräsentative architektonische Gestaltung des Baukörpers im Stil der Neurenaissance, die Ausstattung mit Kunstobjekten und der weitgehend gute Erhaltungszustand der Innenausstattung zeichnet es zudem als architekturgeschichtlich wichtiges Gebäude aus.» [7]
Bildergalerie vom 10. Juli 2019
Ansicht von Osten mit der 2018 neu gestalteten Parkanlage und dem Denkmal von George Ham Page (1836–1899)
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Orsouw, Michael van / Stadlin, Judith / Imboden, Monika, Adelheid, Frau ohne Grenzen. Das reiche Leben der Adelheid Page-Schwerzmann, Zürich 2003, S. 44, 55
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 258f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 259
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2003), S. 54
- ↑ Zuger Presse, 20.01.2016
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 273 [Stand: 11.04.2024]
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Datenblatt Zugerstrasse 8 [Stand: 12.07.2018]