Zugerstrasse 8, Kosthalle der Anglo-Swiss

Aus Chamapedia

Heute befindet sich im Hintergebäude der Zugerstrasse 8 der Nestlé-Shop. Doch der Backsteinbau mit den vier Satteldächern war 1874 als Kosthalle der Anglo-Swiss Condensed Milk Company erstellt worden.

Kupferstich mit dem Areal der Anglo-Swiss Condensed Milk Company, undatiert (19. Jahrhundert)
Das Fabrikgelände im Zentrum von Cham, undatiert (um 1900)
Die Kosthalle mit dem Nestlé-Shop, 06.07.2019
Der Sichtbackstein prägt die Anglo-Swiss-Bauten
Ansicht von Südost
Der Nestlé-Shop von innen, 2014
Bilder erinnern an frühere Zeiten
Verkaufsladen mit typischen Nestlé-Produkten


Chronologie

1874 Die Anglo-Swiss Condensed Milk Company erbaut auf ihrem Fabrikgelände zwischen der Zugerstrasse und der Lorze eine grosszügig dimensionierte Kosthalle. Die Arbeiterschaft der Milchfabrik bekommt hier täglich drei Mahlzeiten. [1] Das ist bemerkenswert sozial für die damalige Zeit. Der Bau wird folgendermassen beschrieben: Ein «eingeschossiger Baukörper in Sichtbackstein, der von einem vierteiligen Parallelgiebeldach gedeckt wird und mit seiner Nordwestecke mit dem rückwärtigen Gebäudeteil des Verwaltungsgebäudes zusammengebaut ist. Grosse, regelmässig verteilte Stichbogenfenster sorgen für die Belichtung der tiefen Halle (...). Das Dach besteht aus einer Reihung von vier firstparalellen Satteldächern, die sich mit vier Giebelfenstern in der Fassade abzeichnen.» [2] Der Bau wird später als technisches Büro genutzt. [3]

1891 Eine weitere soziale Errungenschaft: Die Anglo-Swiss baut fabrikeigene Badeeinrichtungen für die Arbeiterschaft in der Liegenschaft Zugerstrasse 6 direkt an der Lorze. [4]

1991 Heidi Ott mietet sich in den Räumlichkeiten ein und betreibt hier ihre Puppenherstellung. Geführt wird der Betrieb von Franziska und Karl Ott junior. [5]

2014 Nestlé Schweiz richtet in der ehemaligen Kosthalle den «Nestlé-Shop» ein. Darin sind rund 1200 Nestlé-Produkte erhältlich. Die Renovation des Gebäudes leitete Architektin Freya Klantschitsch Jeger vom Basler Architekturbüro ArtecH one. Der Chamer Gemeindepräsident Bruno Werder (*1953) lobt bei der Eröffnung: «Dieser Shop ist das Schönste, das uns passieren konnte.» [6]

2024 Die Kosthalle ist im Verzeichnis der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham eingetragen. [7]


Würdigung

Der ehemaligen Kosthalle, «mit aufwändig gearbeiteten Details sorgfältig gestaltet», kommt eine «hohe wirtschaftshistorische und architekturhistorische und als ehemalige Kantone für Fabrikarbeiter eine sozialhistorische Bedeutung» zu. [8] Zudem ist es einer der letzten Anglo-Swiss-Bauten, der im Ursprungszustand erhalten ist. [9]


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van / Stadlin, Judith / Imboden, Monika, Adelheid, Frau ohne Grenzen. Das reiche Leben der Adelheid Page-Schwerzmann, Zürich 2003, S. 59
  2. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Datenblatt Zugerstrasse 8, Ass.-Nr. 186c [Stand: 12.07.2018]
  3. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 260
  4. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw / Stadlin / Imboden, 2003), S. 59
  5. Schweizerisches Handelsamtsblatt, Eintrag, 18.12.1991
  6. Neue Zuger Zeitung, 04.07.2014
  7. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 273 [Stand: 11.04.2024]
  8. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Datenblatt Zugerstrasse 8, Ass.-Nr. 186c [Stand: 12.07.2018]
  9. Vgl. Anmerkung 3 (Grünenfelder), S. 260