Welti Franz Xaver (1799–1861)

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Vorname: Franz Xaver
Nachname: Welti
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 29. Juli 1799
Geburt­sort: Menzingen ZG
Todes­datum: 12. Februar 1861
Todes­ort: Menzingen ZG
Beruf: katholischer Priester
Amt: Kaplan
Religion: römisch-katholisch

Franz Xaver Welti war 19 Jahre Kaplan in Niederwil. Nachdem mitten in der Zeit der harten Auseinandersetzungen zwischen Liberalen und Konservativen publik wurde, dass er «mehrere Schulkinder zur Unnatur verführt» hatte, wurde er über Nacht aus Niederwil entfernt. Welti konnte darauf bis zu seinem Tod nie mehr Fuss fassen.




Stationen

1799 Franz Xaver Welti wird am 29. Juli in Menzingen als Sohn des Küfers Jakob Andreas Welti und von Katharina Hürlimann von Walchwil geboren. [1]

Welti besucht die Schule in Menzingen und wechselt dann ins Kloster Fischingen. [2]

Die Gymnasialausbildung schliesst er im Jesuitenkollegium in Sitten ab und erhält anschliessend in Freiburg seine theologische Ausbildung. [3]

1823 Welti wird in Freiburg zum Priester geweiht. Er tritt seine erste Stelle in Niederwil an, wo er als Kaplan und Lehrer wirkt. [4] Er wird Nachfolger von Franz Josef Keiser (1769–1823), der von 1795 bis 1822 Kaplan von Niederwil war.

1842 In der Presse wird publik, dass Kaplan Welti in Niederwil seit langer Zeit «mehrere Schulkinder zur Unnatur verführt» habe. Der Fall erregt grosses Aufsehen. «Endlich kam die Sache an’s Tageslicht und wurde dem Vorgesetzten des Verbrechers bekannt; aber schnell wurde dieser in einen Wagen gepackt und nach Freiburg in das Kloster der Ligorianer (Redemptoristen) gebracht.»

Die Zeitung «der Morgenstern» schreibt: «ein geistlicher Verbrecher [sei] der strafenden Gerechtigkeit entzogen worden» und bezeichnet den Bischof als «Vorgesetzten des Verbrechers». [5]

Und die St. Galler Zeitung legt nach: «Ein schändlicher Pfaffe – Kaplan Wälti in Niederwil – der sich für sein frommes Zölibatsleben durch Verführung der Jugend entschädigte, desertirte nach Freiburg, wo der Bischof ihn bestrafen soll. Die gewöhnliche Gerechtigkeit paßt eben den kleinen Kantonen für geistliche Herren nicht. Man muß dem guten Volke den Glauben an ihre höhere Natur unerschüttert lassen.» [6]

Die Zuger Zeitung beschreibt den abrupten Weggang Weltis in Niederwil mit folgenden Worten sehr verschleiernd: «Weil er aber in seinem ersten Wirkungskreise die Erfahrung machte, daß die Welt seinem überirdischen Glücke Hindernisse setze, so resignirte er auf seine Pfründe, zog sich zurück.» [7]

um 1843 Welti tritt im Kloster Olsberg im Elsass als Novize in den Orden der Trappisten ein. Die Strenge und die Disziplin dieses Ordens machen seiner Gesundheit zu schaffen. Er verlässt den Orden vor Ende seines Noviziats und kehrt nach Menzingen zurück. [8] Sein Nachfolger als Kaplan in Niederwil wird Andreas Walser (um 1805–1855)

ab ca. 1845 Welti lebt für einige Jahre in Menzingen und leistet dort und in den Nachbarsgemeinden Aushilfen in der Seelsorge, hat aber keine feste Anstellung. [9]

1855 Welti wird als Klosterkaplan ins Dominikanerinnenkloster Weesen SG berufen. Nebst seinen Aufgaben im Kloster leistet er Aushilfe in der Seelsorge in der Gegend. [10]

1860 Durch Umstrukturierungen im Kloster Weesen und weil er keine fixe Stelle hat, kehrt er wieder in den Geschwisterkreis nach Menzingen zurück. [11]

1861 Welti stirbt am 12. Februar auf dem Heimweg vom Kloster Gubel an einem Schlaganfall. [12]

Die Schilderung von Weltis Tod

«Der 12te letztverflossenen Monats war für die Geschwister Welti in Menzingen ein wahrhaft unerwarteter Trauertag. Am Morgen begab sich ihr Bruder, der hochw. Herr Kaplan Franz Xaver Welti, nachdem er noch gesund und wohl und auch ohne irgend eine Ahnung von Unwohlsein sich von seiner Schwester zu Hause verabschiedete und ihr versprach, auf Mittag wieder zurückzukehren, mit dem hochw. Hrn. Pfarrhelfer Alois Zürcher auf den nahen Gubel, um dort, wo in den letzten drei Faßnachttagen immerwährend das hochwürdigste Gut zur besondern Anbetung Gottes für Friede und Einigkeit in Kirche und Staat, für Zurückhalt der Bedrängnisse des gegenwärtig in trauriger Lage sich befindenden, aber dessen ungeachtet in der Geduld und Ausharrung helbenmüthig einem Felsen gleich feststehenden hl. Vaters, für Abwehr der in diesen Tagen von Seite der im Sinnengenusse sich hingebenden Menschheit leicht zu begehenden Sünden ausgesetzt war, zur Unterstützung dieser frommen Absicht das heil. Opfer, welches für ihn das letzte war, zu verrichten.

Nachdem der Gottesdienst [auf dem Gubel] vollendet und er mit seinen hochw. Amtsbrüdern ganz wohlgemuth, fröhlich und heiter, wie selten in seinem Leben, im Kloster das Frühstück genommen, kehrte er mit dem hochw. Hrn. Pfarrhelfer wieder zurück, würzte sein Gespräch unterwegs mit unterhaltenden Erzählungen, und kaum auf seiner Rückkehr in Bumbach, einem vom Dorfe Menzingen kaum 10 Minuten entfernten Bauernhöfe angelangt, fiel er, bloß drei Schritte von seinem hochw. Begleiter entfernt, unter dem Ausrufe: Jesus und Maria! vom Schlagflusse gerührt, plötzlich zu Boden, ohne nur ein einziges Lebenszeichen mehr geben zu können.» [13]


Würdigung

Im Nachruf in der Neuen Zuger Zeitung wird Welti mit folgenden Worten gewürdigt:

«Mochte nun sein Berufsleben vielen Wechselfällen unterworfen sein, so verband er nichts desto weniger mit der Frömmigkeit, mit seinem treuen Berufseifer ein der Freundschaft, der edlen Liebe und allem Guten offenes Herz, das immer dienstbereitwillig und besonders voll Mitleid gegen Arme und Nothleidende war. Und mochten auch seine Verdienste mit reichlichen Einkünften nicht bedacht werden, so brachte er durch seine Sparsamkeit es doch so weit, daß er die Wohlthätigkeits-Anstalten in Menzingen mit edlen Vergabungen bescheeren und für sich und seine Verwandten ein Jahrzeitgedächtniß von 200 Franken stiften konnte. Am 15. letzten Monats wurde seine Hülle, von einer zahlreichen Menge Volkes seiner Vatergemeinde begleitet, in die kühle Erde versenkt, wobei der hochw. Ortspfarrer Josef Röllin in einer passenden Leichenrede ihm die letzte Ehre erwies, und in der er von der Todesart des nun in die Erde Gesenkten aufgefordert, die Worte Jesu kräftig zu den Ohren der versammelten Menge ergehen ließ: "Mensch, sei bereit; denn du weißt weder den Ort noch die Stunde deines Todes." Dem Dahingeschiedenen sei die Erde leicht, er bleibe im Andenken seiner Geschwister und Freunde und er ruhe im Frieden.» [14]


Einzelnachweise

  1. Neue Zuger Zeitung, 09.03.1861
  2. vgl. Anmerkung 1
  3. vgl. Anmerkung 1
  4. Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Cham, A 1/476
  5. Der Morgenstern – eine Volkszeitung in Graubünden, 10.05.1842
  6. St. Galler Zeitung, 25.05.1842
  7. vgl. Anmerkung 1
  8. vgl. Anmerkung 1
  9. vgl. Anmerkung 1
  10. vgl. Anmerkung 1
  11. vgl. Anmerkung 1
  12. vgl. Anmerkung 1
  13. vgl. Anmerkung 1
  14. vgl. Anmerkung 1