Vogel Gian Paolo Enrico (1922–2007)

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Portrait von Vogel Gian Paolo Enrico (1922–2007)
Portrait von Vogel Gian Paolo Enrico (1922–2007)

Namens­zusatz: Dr. iur.
Vorname: Gian Paolo Enrico
Nachname: Vogel
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 19. Juni 1922
Geburt­sort: Zürich ZH
Todes­datum: 2007
Todes­ort: Rüschlikon ZH

Gian Paolo Enrico Vogel, kurz Gianni genannt, vertrat einen Familienstamm im Verwaltungsrat der Papierfabrik, bis er dann selber VR-Delegierter wurde. Er hatte grosse Ideen, mit denen er aber scheiterte. Er wurde schliesslich abgewählt.




Stationen

1922 Gian Paolo Vogel wird am 19. Juni in die Familie Vogel in Zürich hineingeboren, die entfernt mit der Besitzerfamilie Vogel der Papierfabrik Cham verwandt ist. Sein Vater ist Henry Vogel, seine Mutter Lea Vogel-Brunner (1890–1991). Er wächst in Rüschlikon ZH auf. [1] Gian Paolo Vogels Familienstamm gründet auf Johann Jakob Otto Vogel-Fierz (1852–1919), dem Sohn von Heinrich Ulrich Vogel-Saluzzi (1822–1893), der 1861 die Papierfabrik kaufte. [2]

1954 Nach den Schulen studiert Gianni Vogel Rechtswissenschaft und schliesst mit einer Dissertation über das Schwurgericht im englischen Strafprozessrecht ab. [3]

1961 Gianni Vogel kommt in den Verwaltungsrat der Papierfabrik Cham AG. Er bleibt im Gremium bis zu seinem Abgang 1978. [4]

1964 Als «Sonderbeauftragter des Verwaltungsrates für Konzernangelegenheiten» heckt Gian Paolo Vogel mit seinem kleinen «Konzernbüro» hochtrabende Pläne für die Papierfabrik aus, vor allem für Diversifikationen. [5]

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Gianni Vogel trieb die Diversifikation der Papierfabrik voran und kaufte unter anderem die Gutor AG. Am gleichen Tisch: Gianni Vogel mit dem damaligen Gemeindepräsidenten Heinrich Baumgartner (1923–2013)


1972 Gian Paolo Vogel wird zum Delegierten des Verwaltungsrat ernannt und verfolgt weiter seine Diversifikationspläne. [6]

1973 Unter der Leitung von Gian Paolo Vogel kauft die Papierfabrik die Gutor AG, eine Fabrik für Transformatoren und Elektroschalter in Wettingen AG, was eigentlich nicht zum Papiergeschäft passt. Doch Vogel erwirbt die Gutor, weil sie an der Börse kotiert ist. Er fusioniert die neu gegründete Muttergesellschaft der Papierfabrik Cham, die Industrieholding Cham AG, mit der Gutor und ist damit Chef einer börsenkotierten Gesellschaft. [7]

1974 Dank der Börsenkotierung fliesst der Industrieholding Cham viel Geld zu. Vogel investiert: Er kauft zuerst die H. E. Schweitzer AG in Wettingen, zudem installiert er eine teure Altpapieraufbereitungsanlage. Für die Pavag AG kauft er 1975 die Tramaplast SA. [8]

1976 Weitere Zukäufe in der Ära Vogel sind die Sorensen AG und die Trasfor SA in Molinazzo TI. [9]

1978 Vogels Kaufdynamik ist nicht zu stoppen. Er kauft die Papierfabrik Cartiera di Locarno in Tenero TI. Doch am 24. Juni kommt es zum Aufstand gegen Vogel und seine kostspielige Geschäftspolitik. An der Generalversammlung der Industrieholding Cham muss er sich der Wahl stellen: 37'140 Stimmen werden für ihn gezählt, 56'222 gegen ihn. Die «Palastrevolution» [10] ist perfekt: Gian Paolo Vogel wird abgesetzt. Der neue VR-Präsident Max Gloor analysiert vernichtend: «Desorganisierte Organisation ohne klare Führungs- und Kompetenzlinien, Primat des kurzfristigen Handelns zu Lasten eines soliden, langfristen Denkens.» [11]

2007 Gian Paolo Vogel stirbt im Alter von 85 Jahren. [12]


Würdigung

Gian Paolo Vogel war ein origineller Kopf, der mit neuen Ideen die Papierfabrik in neue Dimensionen heben wollte. Allein war er mehr der Stratege als eine Führungspersönlichkeit, so dass er scheiterte. Doch seine kreative Anbindung der Muttergesellschaft an die Börse hatte weit über seine Papieri-Jahre Wirkung und Bestand.


Filmdokument

Michael Funk über die Absetzung von Gianni Vogel


Einzelnachweise

  1. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2006, S. 156
  2. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 38
  3. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  4. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  5. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  6. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  7. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  8. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  9. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  10. Der Bund, 27.06.1978
  11. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156
  12. Vgl. Anmerkung 1 (van Orsouw), S. 156