Vogel-Nötzli Johann Jakob (1783–1841)

Aus Chamapedia

Portrait von Vogel-Nötzli Johann Jakob (1783–1841)
Portrait von Johann Jakob Vogel-Nötzli (1783-1841).

Vorname: Johann Jakob
Nachname: Vogel-Nötzli
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 24. Januar 1783
Geburt­sort: Hegi ZH
Todes­datum: 18. August 1841
Todes­ort: Hausen am Albis ZH
Beruf: Unternehmer
VIAF: Kennung des Eintrags zur Person im „Virtual International Authority File (VIAF)“. 52145541735896601945
HLS: Kennung des Eintrags zur Person im „Historischen Lexikon der Schweiz (HLS)“. 041181
GND: Kennung des Eintrags zur Person in der „Gemeinsamen Normdatei (GND)“. 108220998

Johann Jakob Vogel-Nötzli war ein Zürcher Eisenwarenhändler. Nachdem er in jungen Jahren selbst mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, übernahm er aufgrund des Konkurses eines Gläubigers 1825 die Hammerschmiede in Cham. Wohl mit finanzieller Hilfe von Verwandten baute er den Gewerbebetrieb zu einem schmucken Landsitz aus.




Stationen

1783 Johann Jakob Vogel (1783–1841) kommt am 24. Januar in Hegi ZH (später Gemeinde Winterthur) zur Welt. Seine Mutter ist Anna Elisabeth (1747–1811), geborene Ulrich, sein Vater ist Hans Jakob Vogel (1743–1825). Johann Jakob Vogel erbt die Eisenhandlung zum Schwarzen Horn in der Stadt Zürich [1] von Eisenhändler Heinrich Ulrich (1709–1786), dem Grossvater mütterlicherseits. Johann Jakob wächst in Zürich auf. [2]

1806 Vogel heiratet im Alter von 23 Jahren die Pfarrerstochter Maria Ursula Nötzli (1785–1869). Das Ehepaar hat innert 16 Jahren sieben Kinder, wovon eines im Kindesalter stirbt. [3]

1809 Am 3. Januar erlässt die Gerichtskanzlei der Stadt Zürich eine amtliche Bekanntmachung, wonach Johann Jakob Vogel die Handlungsvollmacht über die Eisenhandlung zu «seiner eigenen Beruhigung sowohl als für diejenige seiner diesfälligen Kreditorenschaft» an Heinrich Ulrich überträgt. [4] Dieser übernimmt die Geschäfte. [5]

Am 22. Februar erscheint eine weitere amtliche Bekanntmachung. Über die Eisenhandlung von Johann Jakob Vogel unter Ragion von Heinrich Ulrich wird der Konkurs eröffnet. [6]

Am 6. September wird publiziert, dass Johann Jakob Vogel unter Ragion von Heinrich Ulrich sich durch ein gerichtlich ratifiziertes Abkommen mit seinen Kreditoren geeinigt habe. Die gegen seine Firma getroffenen Massnahmen werden aufgehoben. [7]

1810–1821 Die Eisenwarenhandlung zum Schwarzen Horn schaltet regelmässig Inserate, die von Heinrich Ulrich unterzeichnet sind. Angeboten werden Sensen und Sicheln [8], Gussmessing in Brocken [9] oder französischer Barden-Draht. [10] Weiter preist die Eisenwarenhandlung Zink- und Bleibleche [11] oder Rohmetallbarren und Rohre an. [12] 1821 zeigt die Eisenwarenhandlung in einer Ausstellung, was sich aus gegossenem Metall alles herstellen lässt: Figuren, Knöpfe, Leuchter u.a. [13]

1825 Der Hammerschmied Alois Bernauer aus Cham ist Johann Jakob Vogel Geld schuldig. Bernauer geht Konkurs und Vogel kauft die Chamer Hammerschmiede aus der Konkursmasse. [14] Der Schätzwert der Liegenschaften im Hammer beträgt 13'100 Gulden. Zum Vergleich: Bauernhäuser mit Nebengebäuden haben einen Wert von 3000 bis 4000 Gulden. [15]

1826 Ab dem 11. November erscheint Heinrich Ulrich zum Schwarzen Horn als Eigentümer der Hammerschmiede in Cham. In einem Inserat, das im Februar 1826 in der Neuen Zürcher Zeitung erscheint steht: «Als Eigenthümer der Hammerschmidte in Cham, mache ich dem geehrten Publikum die Anzeige, daß solche seit verfiossenem Martini auf meine Rechnung betrieben wird. (...) Man beliebe sich zu diesem Ende hin entweder an Heinrich Ulrich in Cham oder in hier an den Unterzeichneten zu wenden. Zürich, den 18. Hornung 1826. Heinrich Ulrich zum schwarzen Horn». [16] Ulrich schaltet Inserate und preist seine Produkte an. Die Schmiede liefert nach Modellen oder Skizzen u.a. Wellbäume, Zylinder, Walzen, Wellen, Triebstangen oder Schaufelzähne. Ulrich betont, dass er in der Lage sei, sehr pünktlich zu liefern. Heinrich Ulrich lebt abwechselnd in Zürich und in Cham. [17]

1827 Johann Jakob Vogel baut neben der Hammerschmiede an der Lorze ein erstes elegantes Herrenhaus im Hammer. [18] Auf der Ostseite der Lorze lässt er den «Hirzenchäller» und einen lieblichen Park, gestaltet im englischen Stil, anlegen. Von da an lebt er in Zürich und in Cham. In Zürich betreibt Johann Jakob Vogel die Eisenwaren-Verkaufshandlung und in Cham den Produktionsbetrieb, die Hammerschmiede im Hammer.

1839 Heinrich Ulrich verkauft sein Verkaufslokal in Zürich an die Brüder Schoch. [19]

1841 Johann Jakob Vogel stirbt am 18. August im Alter von 58 Jahren in Hausen am Albis ZH, in der neu eröffneten Wasserheilanstalt Bad Albisbrunn. [20]


Würdigung

Johann Jakob Vogel und seine Verwandten legten mit der Übernahme der Hammerschmiede den Grundstein für das lange Wirken der Familie Vogel in Cham. Er war ein Unternehmer in der Zeit vor der Industrialisierung.


Die Insolvenz von Johann Jakob Vogels Eisenhandlung

1809, als Vogel 26-jährig ist, gerät seine Eisenhandlung «zum schwarzen Horn» in Schwierigkeiten. Zweimal – am 3. Januar [21] und am 22. Februar [22] – publiziert die Gerichtskanzlei der Stadt Zürich amtliche Bekanntmachungen. Die Firma ist im Konkurs. Die Schuldner und Gläubiger werden aufgefordert, ihre Ausstände und Forderungen zu melden. Anstelle von Johann Jakob Vogel wird Heinrich Ulrich eingesetzt, wohl ein Verwandter Vogels. [23]

In den Folgejahren ist im Zusammenhang mit der Eisenhandlung «zum Schwarzen Horn» immer von Heinrich Ulrich die Rede, nie von Johann Jakob Vogel. Das gilt auch für den Hammer. Ulrich meldet in einen Inserat, dass er den Eisenhammer auf Martini (11. November) 1825 übernommen habe. [24] Nur als 1831 ein Pächter für die Landwirtschaft des Hammerguts gesucht wird, unterzeichnet Johann Jakob Vogel mit: «Vogel beim schwarzen Horn». [25] Auch beim Verkauf der Eisenhandlung zum schwarzen Horn 1826 ist Heinrich Ulrich als Verkäufer genannt. [26]

Auffällig ist, dass die Eisenhandlung «zum Schwarzen Horn» nach dem knapp abgewendeten Konkurs alles Mögliche anpreist, so eine Occasionsspinnmaschine [27] und französische Öfen. [28] Vielleicht ein Zeichen, dass es um die Firma nicht besonders gut stand.


Wer ist Heinrich Ulrich?

Nach der Insolvenz von Johann Jakob Vogel zieht in der Eisenhandlung «zum Schwarzen Horn» und ab 1825 auch in der Chamer Hammerschmiede ein Mann namens Heinrich Ulrich die Fäden. Von Johann Jakob Vogel ist in der Presse praktisch nie die Rede. Johann Jakob Vogels Grossvater mütterlicherseits Heinrich Ulrich (1709–1786) war Besitzer der Eisenhandlung «zum Schwarzen Horn». Alle seine Söhne starben früh. [29] Es liegt nahe, dass jener Heinrich Ulrich, der nach dem Konkurs der Eisenhandlung die Geschäfte geführt hat, ein Verwandter mütterlicherseits von Johann Jakob Vogel war. Unter den Neffen von Johann Jakob Vogels Grossvater ist allerdings kein Heinrich zu finden. So bleibt seine Identität unklar.


Einzelnachweise

  1. Morosoli, Renato, «Vogel, Johann Jakob», in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041181/2011-11-03/ [Stand: 06.07.2022]
  2. Dürst, Elisabeth R., Johann Jakob Vogel (1783–1841). Probleme eines Zürcher Eisenhändlers in Cham, in: Der Kanton Zug zwischen 1798 und 1850, Bd. 1., 23 Lebensgeschichten. Alltag und Politik in einer bewegten Zeit, Zug 1998, S. 119
  3. Vgl. Anmerkung 2 (Dürst), S. 119
  4. Zürcherisches Wochenblatt, 05.02.1809
  5. Er ist wohl mit Vogel über dessen Grossvater Heinrich Ulrich verwandt. Seine genaue Identität lässt sich nicht klären. http://www.hfls.ch/humo-gen/family/1/F111558?main_person=I322422 [Stand: 24.09.2024]
  6. Neue Zürcher Zeitung, 24.02.1809
  7. Zürcherisches Wochenblatt, 07.09.1809
  8. Zürcherische Freitagszeitung, 01.06.1810
  9. Zürcherisches Wochenblatt, 29.06.1812. Gussmessing soll dem herkömmlichen Messing überlegen sein, da es bei der Verarbeitung weniger schwindet
  10. Neue Zürcher Zeitung, 02.10.1812
  11. Zürcherische Freitagszeitung, 28.01.1820
  12. Zürcherische Freitagszeitung, 05.01.1821
  13. Zürcherisches Wochenblatt, 29.11.1821
  14. Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
  15. Vgl. Anmerkung 2 (Dürst), S. 124f.
  16. Neue Zürcher Zeitung, 22.02.1826
  17. Neue Zürcher Zeitung, 22.02.1826
  18. Zurfluh, Christoph, Hammer. Von der «Chupferstrecki» bis zur «Ära Lüdi» 2014, Cham 2014, S. 63
  19. Zürcherische Freitagszeitung, 01.02.1839
  20. Vgl. Anmerkung 17 (Zurfluh), S. 62
  21. Zürcherisches Wochenblatt, 05.02.1809
  22. Neue Zürcher Zeitung, 24.02.1809
  23. Zürcherisches Wochenblatt, 07.09.1809
  24. Neue Zürcher Zeitung, 22.02.1826
  25. Zürcherisches Wochenblatt, 18.08.1831
  26. Zürcherische Freitagszeitung, 01.02.1839
  27. Zürcherische Freitagszeitung, 30.02.1815
  28. Zürcherische Freitagszeitung, 12.11.1819
  29. http://www.hfls.ch/humo-gen/family/1/F105631?main_person=I288006 [Stand: 24.09.2024]