Villette 3, Pförtnerhaus
Gleichzeitig wie die Villa Villette entsteht von 1864 bis 1866 das Pförtnerhaus direkt am Bahngeleise. Die Architektur stammt ebenfalls vom Zürcher Leonhard Zeugheer, ist aber konventioneller als die der Villa. Im Erker auf der Westseite überwachte der Pförtner das Kommen und Gehen.
Chronologie
1864–1866 Heinrich Schulthess-von Meiss (1813–1898) lässt auf seinem Grundstück am Zugersee die Villa Villette erbauen. Von 1864 bis 1866 wird die Villa nach Plänen des Zürcher Architekten Leonhard Zeugheer (1812–1866) gebaut. Bauleiter ist der Zuger Baumeister Arnold Bossard. [1] Gleichzeitig wird das Pförtnerhaus (Ass.-Nr. 165b) erstellt, ebenfalls nach Plänen Zeugheers. Es steht unmittelbar neben dem damaligen Parktor. Es ist stilistisch nicht im strengen Klassizismus wie das Hauptgebäude gestaltet, sondern als «ländliches Gebäude mit ausladenden Satteldächern, Fachwerk und malerischen Zubauten». [2] Der Grundriss ist T-förmig. Auffallend ist das ornamentale Fachwerk des Obergeschosses mit den vertieften Putzfüllungen. Der Erker im Erdgeschoss dient als Portierloge, um die Einfahrt zu überwachen. [3]
1981 Die Papierfabrik Cham bietet Park und Villa der Einwohnergemeinde Cham zum Kauf an. Bei den Verhandlungen findet man sich bei 3.6 Millionen Franken für die Villa mit dem Park im Umfang von 46'410 Quadratmetern, was einem Quadratmeterpreis von 107 Franken entspricht. Die Chamer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger stimmen mit einem Ja-Anteil von 90,2 Prozent dem Kauf zu. Dabei kommt auch das Pförtnerhaus in den Besitz der Einwohnergemeinde Cham. [4]
1990–1991 Der Regierungsrat stellt das Pförtnerhaus am 20. Februar als Baudenkmal von regionaler Bedeutung unter Denkmalschutz. [5] Darauf sprechen die Chamerinnen und Chamer an der Gemeindeversammlung einen Renovationskredit von 579'000 Franken. Unter der Bauleitung des Chamer Architekten Josef Blattmann renovieren verschiedene Spezialisten vom Juni 1990 bis März 1991 die Liegenschaft. [6] Bei der Renovation bleiben die ursprünglichen Bauteile mit ihrer feingliedrigen Struktur bestehen. Auch werden die originalen Farben wieder hergestellt. [7] Nach der Renovation wird das Pförtnerhaus als Wohnhaus für die Mitarbeitenden des Restaurant Villette genutzt.
2019 Das ganze Parkgrundstück gehört der Einwohnergemeinde Cham. Das Pförtnerhaus wird vermietet. [8]
2024 Das Pförtnerhaus ist im Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham aufgeführt. [9]
Würdigung
Das Pförtnerhaus gilt als «eines der schönsten Ökonomiegebäude von Leonhard Zeugheer» und ist ein wichtiger «Bestandteil des einzigartigen Ensembles» in der Villette. [10]
Schönes Detail
Noch heute sind die vier Sandsteinpfosten und die Tore der ehemaligen Einfahrt sichtbar. [11] Dadurch wird klar, dass das Zugang einst direkt von der Seestrasse und dem Gärtnerhaus aus erfolgte, über die damals noch nicht so häufig befahrenen Geleise der Schweizerischen Nordostbahn (NOB). Erst nach dem Bau der neuen Brücke über die Lorze 1950 wird der Bahnübergang geschlossen.
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 144f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 150
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 150
- ↑ Kölliker, Richard, Das Pförtnerhaus Villette in Cham, in: Grünenfelder, Josef / Schmuki, Christoph (Redaktion), Villette Cham, 2. Aufl., Cham 1991, S. 76f.
- ↑ Horat, Heinz, Amt für Denkmalpflege, Tätigkeitsbericht 1990, in: Tugium 6, 1991, S. 16
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 145. Vgl. Anmerkung 4 (Kölliker), S. 76f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 4 (Kölliker), S. 77
- ↑ www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 88 [Stand: 25.04.2019]
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 88 [Stand: 15.05.2024]
- ↑ Vgl. Anmerkung 4 (Kölliker), S. 76f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Grünenfelder), S. 150