Suter Johann Franz (1630–1706)

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Portrait von Suter Johann Franz (1630–1706)
Portrait von Kaplan Suter

Vorname: Johann Franz
Nachname: Suter
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 19. Oktober 1630
Geburt­sort: Hünenberg ZG
Todes­datum: 24. Juni 1706
Todes­ort: Muotathal SZ
Beruf: Geistliche, Kaplan, Pfarrer
Religion: römisch-katholisch

Der in Hünenberg geborene Johann Franz Suter ist einer der bedeutendsten Zuger Geistlichen des 17. Jahrhunderts. Er ist als junger Mann in Cham während einigen Monaten Kaplan im Städtli und wirkt dann fast vier Jahrzehnte lang als bau- und schreibfreudiger Pfarrer in Walchwil.




Stationen

1630 Johann Franz Suter wird am 19. Oktober in der Hünenberger Chamau geboren, als Sohn von Untervogt Johann Jakob Suter (gest. um 1659) und von Marie Twerenbold. [1] Es ist das Jahr eins nach der letzten grossen Pestepidemie im Stand Zug.

ca. 1650 Nach der Grundausbildung bei den Jesuiten in Luzern kann Suter am bekannten Priesterseminar in Mailand, dem Collegium Helveticum, studieren. [2]

1651 Das erst kürzlich neu erbaute Pfrundhaus auf der Halbinsel St. Andreas brennt am 14. Februar bis auf die Grundmauern nieder. [3] Kaplan Joachim Merz (1623–1694) stellt beim Zuger Stadtrat den Antrag, die Kaplanei nach nur 14 Wochen wieder verlassen zu dürfen. Nach dem Brand kann die Kaplaneistelle nicht sofort wieder besetzt werden. [4]

1652 Johann Franz Suter studiert an der Universität von Bologna weiter. Sein Vater, Untervogt Suter, bittet den Stadtrat um das Patrimonium für den Sohn, d.h. um eine finanzielle Absicherung im Falle einer späteren Amtsunfähigkeit. Der Stadtrat genehmigt dies am 4. Mai. [5] Vier Monate später, am 28. September, erhält Johann Franz die vakante Kaplaneipfrund im Städtli, auch wenn er noch zu jung ist, um als Priester zu wirken (das Konzil von Trient (1545–1563) hatte das Mindestalter für die Priesterweihe auf 25 Jahre festgesetzt). Suter verpflichtet sich, die Kaplanei während einigen Jahre zu betreuen. Bis zum Amtsantritt verwaltet sein Vater die Kaplanei. [6]

1653 Untervogt Johann Jakob Suter und sein Sohn, der «junge geistliche Ritter» Johann Franz, bitten den Zuger Stadtrat am 5. April nun offiziell um die Kaplaneipfrund. Weil Suter die erste hl. Messe (Primiz) nicht vor dem 21. September zelebrieren kann, soll er die Stelle erst am 11. November antreten. Das Pfrundhaus und den Garten im Städtli darf er schon nutzen. [7]

1654 Johann Franz bleibt nur ein halbes Jahr Kaplan im Städtli. Am 12. April stirbt in Walchwil Pfarrer Melchior Schlei (1612–1654). Die Walchwiler wählen Johann Franz Suter zu ihrem Pfarrer, was vom Zuger Stadtrat akzeptiert wird. Suter versieht seine Aufgaben in Cham noch bis zum Pfingstfest. [8] Einige Wochen später ist die Kaplanei im Städtli noch unbesetzt. Weil niemand sonst um die Pfründe bittet, wird sie ausnahmsweise dem Einheimischen Beat Jakob Treier (1629–1706) verliehen. In der Regel werden die Chamer Pfarr- und Kaplaneistellen mit jungen Priestern aus der Stadt Zug besetzt. [9]

um 1660 Als Pfarrer von Walchwil entwickelt sich Johann Franz Suter bald zum leidenschaftlichen Bauherrn. Zunächst lässt er ein neues Pfarrhaus errichten. Aus diesem Pfarrhaus haben sich vier Rundscheiben des Zuger Glasmalers Michael IV. Müller (um 1627–1684) erhalten, eine davon gestiftet von Pfarrer Suter. [10]

1663 Drei Jahre später folgt in Walchwil ein noch ambitioniertes Bauprojekt: Die alte gotische Kirche wird abgebrochen. An ihrer Stelle entsteht eine grössere, nun frühbarocke Kirche. Suter sammelt Geld und erhält Schenkungen. Die Walchwiler leisten im Kirchenbau auch Freiwilligenarbeit. [11]

1664 In Cham stirbt am 2. Juli Pfarrer Johann Herster (1622–1664). Es bewerben sich fünf Priester um die Nachfolge: Neben Johann Keiser (1621–1694), Oswald Vogt (1623–1696), Pfarrer in Menzingen, Johann Konrad Forster (1633–1673), Pfarrer in Steinhausen und Johann Konrad Moos (1625–1686), Pfarrhelfer bei St. Michael in Zug, möchte offenbar auch Johann Franz Suter zurück auf die andere Seeseite. In geheimer Abstimmung mit der Büchse geben die Zuger Ratsherren aber Johann Konrad Moos die meisten Stimmen. [12]

1666 Am 24. Mai wird in Walchwil die neue Pfarrkirche durch den italienischen Erzbischof und späteren Kardinal Federico Baldeschi Colonna (1625–1691) eingeweiht. [13]

1668 Ein unbekannter Künstler malt den 38-jährigen Walchwiler Pfarrer und stellt ihn im Halbprofil dar, einen Totenschädel in den Händen haltend. Über Pfarrer Suter hängt eine symmetrische Vorhangdraperie, im Hintergrund ist ein Büchergestell mit betitelten Folianten seiner Publikationen und weiteren Inschriften erkennbar. [14]

1684 Pfarrer Suter tritt wieder als Bauherr in Erscheinung. Er regt im Walchwiler Oberdorf den Bau einer Kapelle an. Hier werden Antonius von Padua (1195–1231), ein Volksheiliger und Star der Barockzeit, der hl. Josef und die hl. Anna verehrt. Pfarrer Suter kann die Walchwiler offensichtlich begeistern: Sie spenden Ziegel, Glocken, Messgewänder, Kelche, Kerzenstöcke und Geld. Suter selbst übernimmt die Kosten für das Antepedium [= reich verzierter und bestickter Vorhang aus Stoff an der Vorderseite oder an den Seiten des Altarunterbaus]. [15] Die Kapelle wird neun Jahre später am 24. Oktober 1693 durch den Konstanzer Weihbischof Konrad Ferdinand Geist (1662–1722) eingeweiht. [16]

1691 Pfarrer Suter gibt am 28. Mai nach 37 Jahren seine Stelle in Walchwil auf. [17] Er zieht ins Muotathal und wird dort Kaplan und Beichtiger im von 1684 bis 1693 neu erbauten Terziarinnenkloster St. Josef.

1706 Johann Franz Suter wird im Kloster Muotathal am 24. Juni tod in seinem Bett aufgefunden und in der Klosterkapelle bestattet. [18]


Erbstreit in der Familie Suter

1659 erneuern vier Söhne des verstorbenen Hünenberger Untervogts Johann Jakob Suter, nämlich Heinrich, Andreas, Hans Peter und der Walchwiler Pfarrer Johann Franz ihr Bürgerrecht in der Stadt Zug. [19] Im gleichen Jahr tragen die Geschwister Suter – insgesamt sind es fünf Brüder und zwei Schwestern – vor dem Zuger Stadtrat einen Streit gegen ihren (unehelichen) Halbbruder Stefan Suter aus, der im Gasthaus von Rumetik wirtet. Wirt Suter respektive dessen eheliche Kinder samt deren Vogt Beat Jakob Bütler vertreten die Ansicht, gleichberechtigte Erben zu sein. Die ehelichen Kinder von Untervogt Suter verneinen dies.

Der Stadtrat bestätigt das Urteil der Vorinstanz (des Chamer Gemeindegerichts?): Stefan Suter erhält im Namen seiner Kinder nebst dem, was er schon empfangen hat, 600 Gulden, ein Malter Korn, zwei Käse und drei Viertel Gedörrtes. [20]


Werke

Pfarrer Suter verfasst mehrere theologische Werke, die in Zug und in Luzern in deutscher Sprache gedruckt werden. Angesprochen sind nicht nur Berufskollegen, sondern auch der «gemeine Manne», also die (lesekundige) Öffentlichkeit. Suter verfasst religiöse Erbauungs- und Predigtliteratur und mit dem «Geistlichen Hirtenstab» auch ein Handbuch für die Kranken- und Gefangenenseelsorge. Das Buch enthält auch Anweisungen für den korrekten Ablauf von öffentlichen Hinrichtungen, u.a. bei der Aburteilung von Hexen. [21] Hier eine Auswahl:

  • Iob Christianus. Das ist: Wol-meinende Erinnerung der Aller-Heiligsten, Hoch-notwendigen, Christlichen Tugend der Gedult, denen vnder so vilfältigen Trübsalen und Beschwärden deß Gemüths, Leibs und Glückes seufftzenden Christen zu Hilff und Trost, Wie auch Nicht weniger den Predigern, und Seel-Sorgeren zu sonderen Dienst und Kom[m]lichkeiten: in Vier Theil verfertiget und verlegt durch Ioan. Franciscum Suter. Gedruckt bei Heinrich Ludwig Muos in Zug, 1683.
  • Geistlicher Hirten-Stab, woran Krancke, Sterbende, Gefangene und Malefitz-Personen zubesuchen, mit den H.H. Sacramenten zu versehen, zu trösten, stärcken, und underweisen, auch an dem letsten End und Sterb-Stund zuzusprechen. Den Seel-Sorgeren, Religiosen und Geistlichen ins gemein wie auch allen Layen und gemeinen Manne im Notfall und Abwesen eines Geistlichen höchstens tauglich, in dise bequeme Form gegeben, durch Joan. Franciscum Suter, der H. Schrifft Lic. und Pfarr-Herr zu Walchweil, Zuger-Orts. Gedruckt bei Heinrich Ludwig Muos in Zug, 1686. (Neuauflagen 1687 und 1704)
  • Underirrdische Gold-Grub. Das ist trewhertziger Bericht von dem Zustand der armen Seelen in Fegfeür, warumb und wie denselben zu helffen, und sie auss ihren Peinen, und Qual zu retten. Von zehen gemeinisten weegen zum Fegfeür, alles in fünfftzig kurtzen Discursen verfasset, mit underschidlichen Geschichten, und Historien bewehrt, so wol den Seelen-eifferigen Predig- und Pfarrherren, als anderen Geist- und Weltlichen, hoch- und nideren Personen sehr nutzlich, den abgeleibten, und nothleydenden Seelen aber zu sonderm Trost vorgestelt durch den wohlehrwürdigen und hochgelehrten H. Franciscum Suter SS. Theol. Licent. Gewesten Sextarium des lobl. Capituli Zug und Bremgarten, alt Pfarrherr zu Walchwyl, dermal Curamtur ad St. Josephum im lobwürdigen Gotteshaus Muotathal. Gedruckt bei Heinrich Renward Wissing in Luzern, 1692.
  • Sittlicher Gebätt-Spiegel, in welchem zu sehen, was zu dem kräftigen Gebett nothwendig, und warum dasselbige bisweilen fruchtlos ... durch wayland den Wohl-Ehrwürdigen, und Hochgelehrten Herrn, Herrn Franciscum Sutter ... Mit annehmlichen Concepten, Sprüchen der hhl. Vättern, schönen Historien und Register, in guter teutscher Sprach gestellt über das hl. Vatter Unser, denen Predigeren zu sonderen Diensten. Gedruckt bei Heinrich Anton Schäll in Zug, 1742.

Kaplanei St. Andreas

Einzelnachweise

  1. Iten, Albert, Tugium Sacrum. Der Weltklerus zugerischer Herkunft und Wirksamkeit bis 1952, Stans 1952, S. 409
  2. Vgl. Anmerkung 1 (Iten), S. 409
  3. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.247, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 16v (16.02.1651). Pfarrarchiv / Kirchgemeindearchiv Baar, A 1/4009, fol. 342v (Tagebuch von Ratsherr Jakob Andermatt)
  4. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.256, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 17v (04.03.1651)
  5. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.635, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 42v (04.05.1652)
  6. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.740, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 51r (28.09.1652); A 39.26.3.783, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 54r (07.12.1652)
  7. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.863, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 60r (05.04.1653)
  8. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.1112, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 75r (02.05.1654)
  9. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.1138, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 77r (30.05.1654)
  10. Bergmann, Uta, Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern 2004 (Corpus Vitrearum Schweiz, Frühe Neuzeit 4), S. 366–369, 608f.
  11. Müller, Albert, Walchwil – eine Gemeindegeschichte, Zug 1979, S. 62. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 475
  12. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.4.999, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1660–1668, fol. 81v (05.07.1664)
  13. Vgl. Anmerkung 10 (Bergmann), S. 366
  14. Erkennbare Titel: «Hirtenstab», «Goldgrub», «S. Job Christianus», «Vatter Unser», evtl. erst später beschrieben; auf dem Regalbrett wohl die Inschrift «hodie in figura, cras in sepultura» («heute in schöner Gestalt, morgen im Grab»), beim Schädel «ex hoc omnes». Vgl. Anmerkung 11 (Grünenfelder), S. 488, 554
  15. Vgl. Anmerkung 11 (Müller), S. 63. Vgl. Anmerkung 11 (Grünenfelder), S. 495f.
  16. Vgl. Anmerkung 11 (Grünenfelder), S. 496
  17. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.8.812, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1689–1691, fol. 97r (28.05.1691)
  18. Fassbind, Thomas, Das Frauenkloster im Muotathale (mit Berichtigungen, Ergänzungen und Belegen von P. Bannwart, d.Z. Kaplan daselbst), in: Der Geschichtsfreund 6, 1849, S. 95–159, hier S. 158
  19. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.2636, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 207r (29.11.1659); A 39.26.3.2685, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 210v (07.02.1660)
  20. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.3.2578, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1650–1660, fol. 202v (14.08.1659). Der Sohn von Wirt Stefan Suter und der Elisabeth Deck, Johann Kaspar (1643–1704), wird ebenfalls Priester und 1682 Pfarrer von Franken im Elsass. Vgl. Anmerkung 1 (Iten), S. 410
  21. Bart, Philippe, Hexenverfolgungen in der Innerschweiz 1670–1754, in: Der Geschichtsfreund 158, 2005, S. 5–162, hier S. 87