Stähelin Maria Alphonsa (1923–2012)
Schwester Maria Alphonsa Stähelin war eine Olivetaner-Benediktinerin im Kloster Heiligkreuz in Lindencham. 45 Jahre war sie im Spital Cham tätig, in der Pflege und als Narkoseschwester. Durch ihre Arbeit im Spital und ihre Zugewandtheit zu den Menschen war sie im Dorf Cham sehr bekannt, beinahe eine «Institution».
Stationen
1923 Paula (Klostername: Maria Alphonsa) Stähelin wird am 24. Juni als ältestes von vier Kindern in Hefenhofen TG geboren. Sie wächst in Moos-Amriswil TG auf. Ihre Eltern führen einen Landwirtschaftsbetrieb und ein Gasthaus. [1] In Amriswil TG besucht sie die Primar- und Sekundarschule. Nach dem Ende der obligatorischen Schulzeit arbeitet sie auf dem Bauernhof und in der Gastwirtschaft ihrer Eltern.
1941/1942 In Dussnang besucht sie ein halbes Jahr die Haushaltungsschule, die von Schwestern von Heiligkreuz von Lindencham geführt wird. [2]
1943 Paula verspürt den Wunsch ins Kloster einzutreten. Ihre Eltern halten sie für zu jung zu diesem Schritt. [3] Sie absolviert ein Praktikum im Spital Yverdon VD. [4]
1946 Paula tritt am 16. Oktober ins Kloster Heiligkreuz ein. Sie besucht während zwei Jahren die klostereigene Krankenpflegeschule. [5]
1948 Paula feiert am 18. August ihre erste Profess. Als Heiligkreuzer Schwester bekommt sie den Namen Maria Alphonsa. Danach arbeitet sie ein Jahr im Asyl Cham (später Spital Cham). [6]
1950 Sr. Alphonsa arbeitet ein Jahr im Bürgerspital Zug (später Kantonsspital Zug). Sie absolviert ein Praktikum als medizinische Laborantin. Später wird sie im Asyl Cham für einige Zeit die Laborarbeiten übernehmen. [7]
1951 Sr. Alphonsa kehrt ins Asyl Cham zurück, wo sie bis 1996 arbeiten wird. [8]
1954 Sr. Alphonsa feiert am 2. August ihre ewige Profess. [9]
1959 Sr. Alphonsa absolviert am Bürgerspital Zug den Diplomkurs (AKP) und wird eine diplomierte Pflegefachfrau. Anschliessend besucht sie im Kantonsspital Luzern berufsbegleitend den Anästhesiekurs und wird diplomierte Narkoseschwester. In der Folge arbeitet sie im Chamer Spital, vornehmlich als Narkoseschwester und in der Pflege. Sie beherrscht ihr Metier so gut, dass nur in Ausnahmefällen ein Narkosearzt zugezogen werden muss. [10]
1962 Sr. Alphonsa wechselt in die Männerabteilung des Spitals. [11]
1996 Mit 73 Jahren beendet Sr. Alphonsa ihre Tätigkeit im Spital Cham. Sie kehrt ins Kloster Heiligkreuz zurück und arbeitet dort bis 2009 weitere 13 Jahre in der klostereigenen Pflegeabteilung. [12]
2008 Sr. Alphonsa feiert am 11. Juli ihre diamantene Profess. Sie ist seit sechzig Jahren im Kloster. [13]
2009 Im Dezember wird Sr. Alphonsa von der Pflegerin zur Gepflegten. Sie muss als Patientin in die Pflegeabteilung des Klosters wechseln. [14]
2012 Sr. Alphonsa stirbt am 19. August im Alter von 89 Jahren im Kloster Heiligkreuz. [15]
Würdigung
Schwester Alphonsa fühlte sich bereits als junge Frau zum Pflegeberuf, aber auch zum Leben im Kloster hingezogen. Sie wird gewusst haben, dass das Kloster Heiligkreuz eine Pflegeschule betreibt und sie hat wohl gehofft, dass sie diesen Weg gehen kann. Dieser Wunsch ging in Erfüllung.
Im Lauf der Zeit wurden ihre Aufgaben immer anspruchs- und verantwortungsvoller. Sie hat sich stets weitergebildet und übernahm Tätigkeiten, die heute Medizinerinnen und Medizinern mit abgeschossenem Studium und Staatsexamen vorbehalten sind. Als Narkoseschwester hatte sie eine grosse Verantwortung. Dr. Hans Kaufmann (1928–2018), der leitende Arzt, sagte einmal, dass Sr. Alphonsa die einzige Schwester gewesen sei, die Katheter stecken konnte, auch bei Männern. [16].
Man traute ihr viel zu. Ärzte sagten oft, dass Sr. Alphonsa es dann schon richten werde. [17] Vielleicht wäre Sr. Alphonsa Ärztin geworden, wenn dieser Weg für sie offen gewesen wäre. Sie war bei etwa 900 Operationen dabei. [18]
Schwester Alphonsa hat nach dem Neubau des Spitals in die Männerabteilung gewechselt. Darauf angesprochen, sagte sie in einem Interview, dass sie davon profitiert habe, dass sie in ihrer Jugend zu Hause im Gasthaus oft mit Männern zu tun gehabt habe. Sie hat wohl gelernt, diesen Grenzen zu setzen. Das sei ihr im Spital zu Gute gekommen, es habe ihr nichts ausgemacht, bei der Intimpflege oder der Rasur von Patienten behilflich zu sein. [19]
Sr. Alphonsa war gerne mit Menschen zusammen. Sie war war zugänglich und leutselig. Das Alleinsein machte ihr eher Mühe. [20] Sie schaffte es immer wieder, den Menschen, die sich einem medizinischen Eingriff unterziehen mussten, die Angst zu nehmen. [21] Sie war pflichtbewusst und zuvorkommend. [22] «Sie plegte die Kranken, tröstete sie in ihren Ängsten und kümmerte sich auf vielfältige Weise um ihr Wohlergehen.» [23] Sr. Alphonsa hat oft Sterbende begleitet und die Hinterbliebenen getröstet. [24]
Im Spital Cham lernte sie «praktisch ganz Cham» kennen. Die dort geknüpften Beziehungen pflegte sie bis ins hohe Alter. [25] Sr. Alphonsa und ihre Mitschwestern, die im Spital in Klausur lebten, jassten in ihrer spärlichen Freizeit sehr gerne. [26] Manchmal blieb sogar Zeit für einen Jass mit Patientinnen oder Patienten. [27]
Sr. Alphonsa freute sich sehr über Ausflüge und Reisen, welche die Angestellten des Spitals gemeinsam unternahmen. [28] Sie war nicht nur für die Kranken da, sie war auch Ordensschwester. Das bedeutete neben dem strengen Arbeitsalltag im Spital morgens um 5.15 Uhr aufzustehen, die Messe zu besuchen und an den gemeinsamen Gebeten teilzunehmen. Oft blieb für das persönliche Gebet nur die Nacht, wenn diese ruhige Zeit nicht durch einen Notfall im OP oder einen Kaiserschnitt im Gebärsaal gestört wurde. [29]
Dokument
Todesanzeige für Sr. Alphonsa, 2012
Einzelnachweise
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer. Odermatt, Alice / Stadlin, Judith, Vom Asyl Cham zur AndreasKlinik. Eine Erfolgsgeschichte der Bürgergemeinde Cham, Cham 2009, S. 37
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 37
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Todesanzeige
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 37
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Freundliche Mitteilung von einer Mitschwester von Sr. Alphonsa im Spital Cham, Heiligkreuz, 10.12.2021
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 37
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 37. Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Freundliche Mitteilung von Sr. Agnes Widmer
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 38
- ↑ Freundliche Mitteilung von Sr. Hedwig Ziegler, Kloster Heiligkreuz, Mitschwester von Sr. Alphonsa im Spital Cham, 10.12.2021
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 38
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 37
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Sr. Simone Buchs, Priorin, in der Todesanzeige
- ↑ Freundliche Mitteilung von Sr. Hedwig Ziegler, Kloster Heiligkreuz, Mitschwester von Sr. Alphonsa im Spital Cham, 10.12.2021
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Sr. Simone Buchs, Priorin, in der Todesanzeige
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Sr. Simone Buchs, Priorin, in der Todesanzeige
- ↑ Freundliche Mitteilung von Sr. Hedwig Ziegler, Kloster Heiligkreuz, Mitschwester von Sr. Alphonsa im Spital Cham, 10.12.2021
- ↑ Klosterarchiv Heiligkreuz Cham, Sr. Simone Buchs, Priorin, in der Todesanzeige
- ↑ Freundliche Mitteilung von Sr. Hedwig Ziegler, Kloster Heiligkreuz, Mitschwester von Sr. Alphonsa im Spital Cham, 10.12.2021
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 51
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 39
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Odermatt / Stadlin), S. 39